In der Östlichen Vorstadt hat der Ausbau des Glasfasernetzes begonnen. Mit einem symbolischen Spatenstich am Brommy-Park in Sichtweite des Weserstadions nahm der Netzbetreiber Glasfaser Nordwest am Mittwoch ein neues Ausbaugebiet in Angriff. Weitere 5500 Haushalte und Betriebe erhalten damit in den kommenden Monaten die Möglichkeit, sich an eine schnelle Internetleitung anschließen zu lassen. Glasfaser Nordwest sieht die Östliche Vorstadt als ihr "Jubiläumsgebiet" an: Insgesamt haben nach Angaben des Unternehmens jetzt 200.000 Bremer Haushalte eine Glasfaserleitung vor der Haustür.
Nach einer Marktanalyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) schneidet Bremen beim Glasfaserausbau im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich gut ab. Rund drei Viertel der gut 300.000 Bremer Haushalte und Betriebe haben schon jetzt oder nach Abschluss der laufenden Ausbauprojekte die Möglichkeit, mit Lichtgeschwindigkeit durchs Internet zu surfen – wenn sie sich an die Glasfaserleitung vor ihrer Haustür anschließen lassen. "Bundesweit ist bis jetzt weniger als die Hälfte der Haushalte mit Glasfaserleitungen versorgt", sagt Andreas Mayer, Geschäftsführer von Glasfaser Nordwest.
Das Unternehmen ist ein Joint Venture der Deutschen Telekom mit dem Regionalversorger EWE. Es verlegt das Glasfasernetz zunächst auf eigene Kosten und lässt dieses dann durch mehrere Internetanbieter vermarkten. Neben der Telekom und der EWE-Tochter SWB sind das in Bremen unter anderem die Deutsche Giganetz und 1&1.
Besuch an der Haustür
Wer in einem Ausbaugebiet wohnt, bekommt also zurzeit Besuch von mehreren Vertretern der Telekommunikationsunternehmen, die ihre eigenen Hausanschlüsse an die unterirdische Datenautobahn anbieten. In Horn-Lehe etwa standen zuletzt neben der Telekom gleich zweimal Vertriebsmitarbeiter der SWB vor der Tür, was bei den potenziellen Kunden für Verwirrung sorgte. "In ausgewählten Ausbaugebieten gibt es aktuell eine neue Aktion", erklärt SWB-Sprecherin Angela Dittmer auf Nachfrage. Sie umfasst einige Vergünstigungen, etwa bei der einmaligen Anschlussgebühr und der Finanzierung des hausinternen Routers. "Die Kunden, die bereits unterschrieben haben, werden erneut darüber informiert", so Dittmer.
Wichtig zu wissen: "Die Aufträge können bis zum Bau auf Wunsch wieder storniert werden", versichert die SWB-Sprecherin. Die Hausanschlüsse werden in der Regel einige Wochen oder Monate nach dem Hauptkabel unter dem Gehweg verlegt – so lange haben SWB-Kunden Zeit, es sich noch einmal anders zu überlegen.

So kommt der Glasfaserausbau in Bremen voran.
Denn manch potenziellen Nutzer schreckt der höhere Preis. Und große Datenmengen von 1000 Megabit pro Sekunde, die spielend durchs Glasfaserkabel rasen, benötigen zurzeit die wenigsten. Allerdings will die Telekom ihr altes DSL-Netz nach und nach abschalten, wenn der Glasfaserausbau abgeschlossen ist. Wie genau der Übergang vonstattengehen soll, untersucht zurzeit die Bundesnetzagentur.
Für die Politik genießt der Glasfaserausbau Priorität: Das neue Bundesdigitalministerium hat gerade angekündigt, der Leitungsbau solle als Vorhaben von "überragendem öffentlichem Interesse" eingestuft werden. Das würde Genehmigungsverfahren beschleunigen und Einspruchsmöglichkeiten reduzieren.
"Der Wettbewerb ist gewollt"
Auch das Bremer Wirtschaftsressort sieht im Ausbau des Glasfasernetzes "die Basis für Innovation, wirtschaftlichen Fortschritt und attraktive Rahmenbedingungen sowohl für Unternehmen als auch für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt", sagt Hans-Georg Tschupke, Abteilungsleiter der Wirtschaftsbehörde. Im Dezember hatte das Ressort eine Absichtserklärung mit der Vodafone-Tochter OXG unterzeichnet, die mit 100.000 Anschlüssen zum zweiten großen Glasfaseranbieter in Bremen werden will. "Der Wettbewerb unter den Anbietern ist politisch gewollt", so Tschupke, "auch wenn das bedeutet, dass es mehrfach zu Baustellen kommt."
OXG hatte zuletzt angekündigt, in Horn-Lehe mit dem Ausbau beginnen zu wollen und danach in Bremen-Nord weiterzumachen. Einzelheiten will das Unternehmen in Kürze beim offiziellen Baustart bekannt geben. In beiden Gebieten ist auch Glasfaser Nordwest mit seinen Bautrupps unterwegs. "Grundsätzlich sehen wir auch noch Potenzial zur Erschließung weiterer Haushalte", so OXG-Sprecherin Tomke Hollander.
Bei Glasfaser Nordwest will man sich von den OXG-Plänen nicht beirren lassen. "Wir schauen auf uns", sagt Unternehmenschef Mayer. Mit Utbremen, Peterswerder Ost, Habenhausen Nord-West und Walle Nord stehen vier weitere Ausbaugebiete bereits fest. Ziel sei es, Bremen flächendeckend mit Glasfaser zu versorgen, "soweit das eigenwirtschaftlich möglich ist", versichert Mayer. "Dass es dabei hier und da zu einem Doppelausbau kommen kann, müssen wir zur Kenntnis nehmen."