Nach dem jahrelangen Sanierungsdebakels ist die "Gorch Fock" seit November zwar wieder im Einsatz, aber die Negativschlagzeilen im Zusammenhang mit dem Marine-Segelschulschiff gehen weiter. Dabei geht es vor allem um Ermittlungen gegen zwei Ex-Vorstände der 2019 in die Insolvenz gegangenen Elsflether Werft als Hauptauftragnehmer für die Sanierung der "Gorch Fock". Gegen beide Ex-Vorstände wurde jetzt unter anderem wegen des Verdachts der Untreue im besonders schweren Fall, der Bestechlichkeit und des unerlaubten Betreibens von Bankgeschäften von der Staatsanwaltschaft Osnabrück die Anklageschrift beim Landgericht Oldenburg eingereicht: Den beiden ehemaligen Managern drohen Freiheitsstrafen von mehreren Jahren.
Gorch Fock: Kosten für Instandsetzung explodierten
Die Instandsetzungskosten für die "Gorch Fock" waren von ursprünglich angesetzten 9,6 Millionen Euro am Ende auf 135 Millionen Euro gestiegen. Die Instandsetzung der "Gorch Fock, die im Januar 2016 begann, war ursprünglich mit einer Dauer von 17 Wochen veranschlagt. Ein Großteil der durchzuführenden Arbeiten wurde nicht durch die Werft selbst, sondern durch von ihr beauftragte Unterauftragnehmer durchgeführt. Laut Staatsanwaltschaft konnte ein Zusammenhang zwischen der Kostenexplosion bei der Instandsetzung der "Gorch Fock" sowie der verlängerten Werftliegezeit mit den durch die Elsflether Werft gewährten privaten Darlehen an den technischen Kostenprüfer des Marinearsenals Wilhelmshaven ausgeschlossen werden.
Ermittelt wurde seit 2018 nicht nur gegen die Ex-Vorstände und den Bediensteten des Marinearsenals, sondern auch gegen weitere Beschäftigte der Elsflether Werft AG sowie verantwortliche Personen von Firmen, die als Unterauftragnehmer eingesetzt worden waren. Insgesamt haben die Beamten der Sonderkommission "Wasser" unter Leitung der Staatsanwaltschaft Osnabrück 65 Durchsuchungen durchgeführt, bei denen über 14 Terabyte Daten und 1.450 Aktenordner sichergestellt und ausgewertet wurden. In den 116 eingeleiteten Ermittlungsverfahren, die in vier verschiedene Komplexe eingeteilt sind, wurde gegen 98 Beschuldigte ermittelt. Aus den Verfahren heraus wurden insgesamt 142 Vernehmungen geführt und Vermögensarreste in Höhe von etwa 14,5 Millionen Euro erwirkt. Die Ermittlungsgruppe der Polizei besteht aus 15 Ermittlern. Bei der Staatsanwaltschaft wurden vier Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie eine Wirtschaftsreferentin mit den Ermittlungen beauftragt.
Die Ermittlungen gliedern sich in mehrere Komplexe und beziehen sich beispielsweise auf Amtsträgerkorruption (Vorteilsnahme, Vorteilsgewährung), Unterauftragnehmer der Elsflether Werft – da geht es um Beihilfe zum Betrug und eine Schadenshöhe von 6,9 Millionen Euro – und um unerlaubt ausgegebene Darlehen, die die Staatsanwaltschaft auf 19,5 Millionen Euro beziffert.
In einem weiteren Ermittlungsverfahren wird den beiden Ex-Vorständen Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr mit einer Schadenshöhe von bis zu 18 Millionen Euro vorgeworfen. Die Bewertung des Ermittlungsergebnisses durch die Staatsanwaltschaft dauert in diesem Punkt nach eigener Aussage noch an. Aufgrund der Komplexität sei mit einem Verfahrensabschluss erst in einigen Monaten zu rechnen.
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