Am Rosenmontagszug in Köln verdient der Bremer Schokoladenfabrikant Hachez seit Jahren kräftig mit: Einige Vereine bestellen hier bereits seit Jahren Kamelle in den Vereinsfarben.
Für einen Kölner ist es das Größte, in seiner Heimatstadt beim Rosenmontagszug mitzulaufen, oder sogar oben auf einem der Wagen mitzufahren. Während er den acht Kilometer langen Zugweg entlanggeht, rufen die bunt kostümierten Menschen am Rande pausenlos „Kamelle“ und „Strüssjer“ – Bonbons und Blumen. Denn das sind die Objekte der Begierde, gerade unter den Kindern. Und wenn es um die Kamelle, vielmehr die Schokolade geht, verdient dort der Bremer Schokoladenfabrikant Hachez seit Jahren mit.
Denn allein die Kölner Karnevalsgesellschaft Treue Husaren hat dort in diesem Jahr 230 000 Täfelchen und 8000 Mini-Schachteln Pralinen bestellt, in denen jeweils vier Pralinen enthalten sind. „Schon seit 1971 beziehen wir Schokolade von den Bremern“, sagt Norbert Wenzler. Er gibt die Bestellung bei Hachez auf und kümmert sich um die Logistik, die dahintersteckt. Denn was jeder Karnevalsjeck beim Rosenmontagszug an Schokolade, Gummibärchen und Blumen wirft, zahlt er aus eigener Tasche. „Das sind für viele Zugteilnehmer pro Person mehrere Hundert Euro, bei einigen sind es dann sogar Tausende Euro“, sagt der Kölner. Warum sie das machen? „Wir sind positiv bekloppt“, antwortet Wenzler.
Schokolade trägt Logo des Vereins
Er ist für die Gesellschaft der sogenannte Zugleiter. Er kümmert sich ehrenamtlich also um die Kamelle-Logistik. Diejenigen, die im Rosenmontagszug mitlaufen, bestellen bei ihm bis Mitte November, was sie werfen möchten. Der Kölner erklärt: „Wir haben da immer zwei Beutel zur Auswahl: In dem einen Beutel sind Hachez-Täfelchen, Gummibärchen und Schokowaffeln, in dem anderen Beutel befinden sich die Pralinen-Schachteln von Hachez und Toffifee, die sind also etwas kostenintensiver.“
Hachez verpackt die Täfelchen dann in blau-gelbem Papier mit dem Vereinslogo der Gesellschaft. Mitte Januar kommt dann der Lkw mit der Lieferung in Köln an. „Das geht an die Alexianer, eine Behinderten-Werkstatt in Köln. Die packen für uns dann aus all dem Wurfmaterial die Beutel zusammen.“ Am Wochenende vor Rosenmontag kommen die fertig verpackten Beutel dann zurück und werden auf die Zug- und die sogenannten Baggage-Wagen gepackt.
Bevor es am Montagmorgen losgeht, erhält jeder Zugteilnehmer ein Bändchen mit Bons, das er sich umhängt. Die Treuen Husaren sind die 27. von insgesamt 70 Gruppen im Rosenmontagszug. Wenn der in Bewegung ist, funktioniert das so: Für die Karnevalsjecken läuft eine bestimmte Anzahl an sogenannten Kamelle-Jungs mit. Wenn bei jemandem der Kamelle-Beutel leer ist, gibt er einem Kamelle-Jung einen Bon. Der läuft damit zum Baggage-Wagen, der in der Gruppe mitfährt und erhält dort einen neuen vollen Beutel und bringt den Beutel zu dem Jecken. Indem ein Kamelle-Jung also immer hin- und hersprintet, läuft er quasi die doppelte Distanz der siebeneinhalb Kilometer Zugweg.
Kölner haben hohe Anforderungen an die Süßigkeiten

Die Hachez-Täfelchen mit Husaren-Logo dienen zusammen mit Gummibärchen und Waffeln als „Wurfmaterial“ für die Fußgruppe der Jecken.
„Die Hachez-Täfelchen sind das perfekte Wurfmaterial“, sagt Norbert Wenzler von den Treuen Husaren. „Die kannst Du weit werfen, tust niemandem damit weh und kannst damit keine Fensterscheibe zerdeppern.“ Geübte Karnevalsjecken schaffen es laut Wenzler sogar mit einem gezielten Wurf bis in die dritte Etage eines Wohnhauses.
Dass es Hachez-Schokolade oder andere Marken-Süßigkeiten sind, hat seinen Grund. „Würden wir normale Bonbons werfen, würden die Kölner uns die wieder zurückwerfen“, sagt Wenzler. Denn über die Jahre habe sich das Kölner Publikum daran gewöhnt, und für einen Bonschen, wie er im Bremer Freimarktsumzug geworfen wird, würde sich daher kein Kölner mehr bücken.
Die Treuen Husaren ist eine von drei Kölner Karnevalsgesellschaften, die ihre Schokolade von Hachez bezieht, wie Karen Gooden von der Bremer Schokoladenfirma sagt. Es sind wahrscheinlich wesentlich mehr, aber diese drei Gesellschaften lassen ihre Schokolade extra in den Vereinsfarben verpacken, weshalb dies eindeutig lokalisierbar ist. Gooden sagt: „Wir bieten zusätzlich in der Karnevalszeit im Kölner Raum in den Cash-and-Carry-Märkten große Täfelchenbeutel an, die auch gern von vielen Vereinen für die Umzüge gekauft werden.“ Allein im Kölner Rosenmontagszug werden inzwischen mehr Täfelchen geworfen, als Hachez in einem Jahr in seinem Geschäft beim Bremer Marktplatz verkauft, wie Gooden verrät.
"Industriegeschäft" macht ca. 15 Prozent des Umsatzes aus
Wenn sich die Gesellschaften ihre Schokolade extra verpacken lassen, fällt das bei Hachez offiziell in die Sparte „Industriegeschäft“. Denn normalerweise sind es Unternehmen und Institutionen, die sich die Schokoladentäfelchen mit ihrem Logo bedrucken lassen, wie beispielsweise die Bremer Jacobs University. Bereits vor einigen Jahren machte dieses Geschäft etwa 15 Prozent des Umsatzes aus. Wenn die Bestellungen für den Karneval Mitte November eingehen, läuft parallel bei Hachez schon ein Teil der Osterproduktion.
Der jahrzehntelange Kontakt hat dazu geführt, dass die Treuen Husaren die Hachez-Mitarbeiter in diesem Jahr zu einer ihrer Karnevalssitzungen eingeladen haben. Dieser Einladung sind die Bremer Schoko-Produzenten auch nachgekommen. Karen Gooden sagt: „Unser zuständiger Vertriebskollege war dort auf der Sitzung. Und verkleidet war er auch.“ Also dann erst recht: Bremen, alaaf!