„Es ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“, sagt Werner Arens über sein Ehrenamt. Arens ist in seinem 27. Jahr als Prüfer an der Handelskammer Bremen tätig – und wurde dafür am Donnerstagabend im Schütting mit anderen Ehrenamtlichen geehrt. Dabei kommen viele Stunden zusammen, allein in diesem Jahr habe er bereits 40 Prüfungen absolviert, sagt er.
Für das Studium zog es ihn von Bremen nach Hamburg, über verschiedene Städte in Deutschland ging es für den Diplom-Kaufmann dann zurück nach Bremen. Ein wortkarger Hanseat ist Arens auf keinen Fall, sein Erklärungsansatz für sein Wesen: „Meine Eltern kommen aus dem Rheinland, vielleicht kommt meine offene Art daher.“ Das führe auch dazu, dass nicht jeder seine Sprache verstehe. Aber wenn alles gut laufe, dann „ist das Prüfen eine Leidenschaft, die keine Leiden schafft“, sagt der 68-Jährige.
Fachkräftemangel auch bei Prüfern
Leidenschaft und Hobby, das sei das Prüfen schon immer für ihn gewesen: „Noch vor meinem allerersten Arbeitstag habe ich mich mit Aus- und Weiterbildung beschäftigt.“ Nach dem Studium habe er sich fortgebildet und bald in der kaufmännischen Aus- und Weiterbildung gearbeitet. Mit 28 Jahren machte er die Prüfung zum, „und das sage ich immer gerne, Lehrer für Diktieren und Phonotopie“, womit das Verschriftlichen von Tonaufnahmen gemeint ist.
Arens erzählt, dass sich der Fachkräftemangel nicht nur bei den Ausbildungsplätzen bemerkbar mache, sondern auch bei den Prüferinnen und Prüfern. Viele Betriebe würden die ehrenamtlichen Prüfer mittlerweile ungern freistellen, weil die Personaldecke im eigenen Haus zu dünn sei. Das sei bedauerlich, denn einer der großen Vorteile sei, „dass man immer verschiedene Eindrücke bekommt und viel Wissen und Information erhält.“ Er, der sonst wenig Kontakt zu neuen Medien hätte, musste sich immer neu vorbereiten: Was kann KI heute, was hat es mit ChatGPT auf sich? Von dem Wissen würden nicht nur die Prüfer profitieren, sondern auch der Betrieb, bei dem er angestellt sei.
Geprüft habe der 68-Jährige verschiedene Bereiche, die bei der Handelskammer vertreten sind: Eine duale Ausbildungsprüfung habe er ebenso abgenommen wie eine Eignung zum technischen Betriebswirt oder zum Industriemeister. Mehr als 500 Mal habe er Ausbilder ausgebildet und dadurch Einblick in für ihn ganz neue Bereiche bekommen: „Zum Beispiel habe ich gelernt, wie man Orangen schälen muss oder einen Wrap korrekt rollt.“
Fingerspitzengefühl gefragt
Mit der Abnahme von Prüfungen sei es bei seinem Ehrenamt nicht getan. Neben privat organisierten Fortbildungen habe er sich jährlich drei bis fünf Betriebe angeschaut, „weil man sonst keine Ahnung von der alltäglichen Praxis hat“. Auf die Frage, wieso er so viel Freizeit für das Ehrenamt opfere, erwidert Arens: „Du musst schon einen Vogel haben.“ Um neuen Prüfern den Einstieg attraktiver zu machen, würde er gerne eine „Patenschaft für Newcomer“ anbieten und diese anlernen. Er habe sich nämlich zu Beginn alles selbst beibringen müssen, ohne jegliche Unterstützung. Zwar werde das Ehrenamt entschädigt, viel Geld gebe es aber nicht. Dennoch ist er sehr froh über seine Arbeit und über das „Vertrauen, was die Kammer in einen setzt“.
Und dieses Vertrauen müsse er sorgfältig behandeln, denn schließlich sind Prüfer für den letzten Schritt in der Ausbildung mitverantwortlich. Die Prüfungskommission habe bei der schriftlichen Prüfung keine Möglichkeit, an den Aufgaben mitzuwirken, diese werden von der Handelskammer festgeschrieben. Bei den mündlichen Prüfungen hingegen gäbe es etwas Spielraum. Da komme es auch auf das Fingerspitzengefühl an, sagt Arens. So kann es also sein, dass Menschen, die eine Prüfung im selben Fachbereich ablegen, unterschiedliche Fragen gestellt bekommen. Auffällig sei, dass manche der Geprüften deutlich schlechter vorbereitet seien als noch vor 25 Jahren. Doch auch da komme es auf das Einfühlungsvermögen an: „In manchen Situationen geht es darum, herauszufinden, was die Auszubildenden wissen und nicht darum, was ich weiß.“
Nach fast 27 Jahren als Prüfer werde aber bald Schluss sein, da er die Altersgrenze erreicht habe. Was Arens mit der nun freien Zeit anstellen werde, wisse er konkret noch nicht. Sicherlich bringe er sich weiterhin beim Verein BTS Neustadt ein, wo er seit Jahren die Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.