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Präses: Bremen braucht Steuerzahler Handelskammer fordert mehr Wohnungsbau

Das reale Bruttoinlandsprodukt im Lande Bremen ist im ersten Halbjahr 2017 kräftig gestiegen. Die Handelskammer kritisiert aber, dass zu viele Stellen von Niedersachsen besetzt seien.
26.02.2018, 14:39 Uhr
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Handelskammer fordert mehr Wohnungsbau
Von Peter Hanuschke

Im vergangenen Jahr ist die bremische Wirtschaftsleistung laut Handelskammer Bremen besonders kräftig gewachsen: Im ersten Halbjahr stieg das reale Bruttoinlandsprodukt um 3,5 Prozent. Die Kammer geht nach eigener Analyse davon aus, dass sich dieser Trend auch in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt hat. Damit würde der Zuwachs deutlich über dem Bundesdurchschnitt von zwei Prozent liegen.

Offizielle Zahlen gibt es dazu vom Statistischen Landesamt erst in ein paar Monaten. Die positive wirtschaftliche Entwicklung spiegele sich allerdings nicht in gleichem Maße bei den Beschäftigungszahlen wider: Es gebe zwar Zuwachs, aber der falle geringer aus als im Bundesdurchschnitt. Allerdings dürfe dabei nicht vergessen werden, dass die Statistik in diesem Zusammenhang ein wenig trügerisch sei – zumindest, was die Anzahl der absoluten Arbeitsplätze angehe, sagte Handelskammer-Präses Harald Emigholz bei der Jahresbilanz 2017 am Montag.

Denn eine Vielzahl neu geschaffener Arbeitsplätze sei von Personen besetzt, die im niedersächsischen Umland ihren Wohnsitz hätten oder dorthin hinzögen. „Diesen Trend müssen wir umkehren. Wir brauchen Steuerzahler – nicht Steuerverwender.“ Dafür müsse Politik die richtigen Weichen stellen. In diesem Zusammenhang fordert die Handelskammer eine Erhöhung der Zielmarke für Wohnungsbauten auf 2500 Einheiten pro Jahr.

Druck auf der Einnahmenseite ist groß

Die Konjunktur gebe zwar positive Signale für das Bundesland, aber Bremen müsse jetzt die wichtigen Zukunftsthemen in den Blick nehmen, so Emigholz. Aus Sicht der Handelskammer gehören dazu ein nachhaltiger Ausbau von Bildung und Wissenschaft, internationale Vernetzung, Urbanität und Stadtentwicklung sowie Entrepreneurship, also innovative Unternehmensgründungen.

Wie das Land zukunftsfähig werden kann, das hat die Kammer bereits im Dezember vorgestellt – in ihrer Initiative „Perspektive Bremen – Bremerhaven 2030“, eine Art Leitbild, aus dem in den nächsten Wochen konkrete Maßnahmen abgeleitet werden sollen. „Über unsere Vorschläge und Forderungen werden wir 2018 intensiv mit den Regierungsverantwortlichen diskutieren“, kündigte der Handelskammer-Präses an.

Auftaktveranstaltung ist am Montag, 5. März: Dann lädt die Kammer zur Podiumsdiskussion ein. Mit dabei sind unter anderem Carsten Sieling (SPD) und Vertreter der Bürgerschaftsfraktionen. Der Druck auf der Einnahmenseite sei groß, um diese Ziele zu verwirklichen, sagt Emigholz. Das sei aber nicht durch Steuererhöhungen zu erreichen – das sei abschreckend –, sondern durch eine breitere Steuerbasis.

Wirtschaftlicher Aufschwung wird sich voraussichtlich fortsetzen

Ausschlaggebend für die positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist laut Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, neben der weiterhin robusten Binnennachfrage ein weiter anziehendes Exportgeschäft. „Die gestiegene Auslandsnachfrage kam auch der in Bremen besonders exportintensiven Industrie zugute.“

Der wirtschaftliche Aufschwung, der nun schon lange anhalte, werde sich 2018 voraussichtlich fortsetzen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechne nach einem Plus von 2,2 Prozent im Vorjahr sogar mit einer weiteren Beschleunigung des Wachstums der deutschen Wirtschaftsleistung auf plus 2,7 Prozent in diesem Jahr. „Auch die bremische Wirtschaft schaut zum Jahresbeginn positiv auf die kommende Geschäftsentwicklung“, so Fonger.

„Die Firmen wollen laut unserer aktuellen Konjunkturumfrage ihr Personal genauso wie ihre Investitionstätigkeit ausbauen.“ Ersteres sei allerdings nicht so leicht umsetzbar: Viele Unternehmen in Bremen und Bremerhaven beklagten die schwierige Fachkräftesituation und nennen sie als eines der größten Geschäftsrisiken.

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