Kurz nach Inkrafttreten der bundesweit ersten Diesel-Fahrverbote in Hamburg erwägt nun auch Hannover Straßensperrungen. Es handele sich um eine Prüfung, nicht um die konkrete Absicht, Fahrverbote einzuführen, sagte ein Stadtsprecher am Dienstag. Zunächst hatte die „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ über Pläne der Stadtspitze berichtet, die Konsequenzen von Sperrungen prüfen zu lassen.
Nach Modellrechnungen des staatlichen Gewerbeaufsichtsamtes werde es auf der Marienstraße und der Friedrich-Ebert-Straße schwierig, bis 2020 die EU-Schadstoffgrenzwerte einzuhalten. Dabei handelt es sich um zwei zentrale, vierspurige Einfallsstraßen, einmal aus Richtung Osten ins Zentrum, einmal aus Richtung Süden. Die Prognose sei, dass beide Straßen bis 2022 beziehungsweise 2024 in den Grenzwertbereich oder darunter kämen, berichtete der Stadtsprecher.
Laut Zeitungsbericht lehnen Ratspolitiker von SPD und CDU mögliche Beschränkungen für die Straßen aber eher ab. Nach Angaben der Stadt müsste ein entsprechender Beschluss zunächst mit dem Land abgestimmt werden. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte zuletzt die Erwartung geäußert, dass die niedersächsischen Städte die hohe Schadstoffbelastung auch ohne Dieselfahrverbote in den Griff bekommen.
Auch die Durchfahrtsbeschränkungen in Hamburg sind heftig umstritten und werden von Kritikern als Symbolpolitik bezeichnet, weil Autofahrer schlicht in umliegende Straßen ausweichen können. Fünf Tage nach dem Inkrafttreten der bundesweit ersten Diesel-Verbote in Hamburg müssen Fahrer älterer Autos jetzt mit Kontrollen rechnen. Die Polizei habe am Dienstag begonnen, auf den zwei betroffenen Straßenabschnitten im Bezirk Altona im Rahmen des täglichen Streifendienstes stichprobenartig zu prüfen, sagte ein Sprecher. Dort dürfen seit dem vergangenen Donnerstag nur noch Diesel fahren, die die aktuelle Euro-Norm 6 erfüllen. Erste Großkontrollen soll es frühestens von der kommenden Woche an geben.
Grenzwerte werden seit Jahren überschritten
Angst vor Verwarn- oder Bußgeldern müssen Verbotssünder vorerst nicht haben. Autofahrer wurden zunächst nur über die Änderungen aufgeklärt, hieß es. Dazu hatten die Polizisten auch Informationsblätter bei sich, die Auskunft über die Durchfahrtsverbote geben und in der Anfangsphase verteilt werden. Später werden bei Verstößen 25 Euro für Pkw und 75 Euro für Lkw fällig – wann genau, ist noch nicht bekannt.
Für ältere Diesel-Pkw und -Lkw gilt das Fahrverbot auf knapp 600 Metern der Max-Brauer-Allee, auf 1,6 Kilometern der Stresemannstraße nur für ältere Lastwagen. Die Stadt will mit den bundesweit ersten Diesel-Fahrverboten an den betroffenen Streckenabschnitten eine Reduktion der Stickoxid-Belastung in der Luft erreichen. Die Grenzwerte werden dort seit Jahren überschritten.