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Bremer Raumfahrtunternehmen Hauptversammlung: OHB erhöht die Dividende

Das Bremer Raumfahrtunternehmen schüttet angesichts guter Geschäftszahlen und voller Auftragsbücher mehr an seine Aktionäre aus. Der Jobboom bei dem Satellitenhersteller bleibt ungebrochen.
24.05.2019, 17:52 Uhr
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Hauptversammlung: OHB erhöht die Dividende
Von Florian Schwiegershausen

Bei mancher Aktiengesellschaft ist es gerade Mode, den Vorstand nicht zu entlasten – anders beim Bremer Raumfahrtunternehmen OHB. Bei der Hauptversammlung am Freitag im Atlantic-Hotel Universum begrüßte der Vorstandsvorsitzende Marco Fuchs mehrere Aktionäre mit Handschlag, einige sogar mit Küsschen links und rechts. Andere OHB-Aktionäre kennen sich seit Jahren vom Wiedersehen auf der Hauptversammlung. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer, der seit einem Jahr dem OHB-Aufsichtsrat angehört, brachte es auf den Punkt: „Hier bei OHB ist das wie eine große Familie.“ Und da die Tagesordnung keine Überraschung erkennen ließ, mutmaßte Kramer denn auch, dass es am Sonntag bei der Bremer Bürgerschaftswahl spannender werden könnte.

Angesichts der Geschäftszahlen gab es für die Aktionäre auch wenig Anlass, gegen die Unternehmensspitze aufzubegehren. Der Umsatz des OHB-Konzerns ist 2018 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 150 Millionen Euro auf knapp 976 Millionen Euro gestiegen. Auch beim Gewinn vor Zinsen und Steuern verzeichnete er ein Plus, von 44 Millionen Euro auf knapp 48 Millionen Euro. Der Auftragsbestand des Unternehmens liegt bei knapp 2,4 Milliarden Euro.

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Auch hat OHB im vergangenen Jahr wichtige Verträge unterzeichnet. Dazu gehört der für die ESA-Mission Plato, bei der eine Sonde eine Vielzahl Planeten und Sterne beobachten soll. Start soll 2026 sein. Dafür hat OHB in Bremen mit dem Bau mehrerer Reinräume und Labore begonnen, die im Sommer fertig werden sollen. Beim Projekt Naos wird OHB Italien einen Erdbeobachtungssatelliten für Luxemburg bauen. Ebenso hat der Bau der letzten zwölf Galileo-Satelliten begonnen. Ansonsten gibt es laut OHB-Vorstand Lutz Bertling eine Handvoll Firmen, mit denen man in Gesprächen sei und bei denen OHB am Ende einsteigen oder die man sogar ganz übernehmen könnte.

Plus von 7,5 Prozent

Selbst die Vertreter der großen Aktionärsvereinigungen, der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), konnten keinen Kritikpunkt finden. Die Dividende steigt gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent – von 40 Cent auf 43 Cent je Aktie. Drei Jahre lang war die Höhe der Ausschüttung zuvor unverändert geblieben. Neben den Vertretern von DWS und SdK meldeten sich nur vier andere Teilnehmer der Hauptversammlung zu Wort – darunter die ehemalige „Miss Rheinland-Pfalz“, die an der Kölner Uni Astrophysik studiert.

Der Jobboom bei OHB bleibt ungebrochen. Ende 2018 gab es im gesamten Unternehmen 2769 Mitarbeiter. Laut OHB-Personalvorstand Klaus Hofmann sollen in diesem Jahr 200 weitere Mitarbeiter hinzukommen, davon 150 am Stammsitz Bremen. Was den OHB-Vorstandsvorsitzenden Marco Fuchs insgesamt freut: „Die Raumfahrt boomt, und es gelingt der Branche auch immer besser, den Nutzen der Raumfahrt einer breiten Öffentlichkeit zu verdeutlichen. Davon profitieren alle.“ Auch die Politik erkenne immer mehr die Notwendigkeit von Raumfahrt.

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OHB-Gründerin Christa Fuchs verzichtete darauf, sich vom Podium aus zur Lage des Unternehmens zu äußern. Als einer der Anteilseigner vor allem ihr beste Gesundheit wünschte, spendete die OHB-Aktionärsfamilie großen Applaus. Fuchs hatte im vergangenen Jahr den Vorsitz des Aufsichtsrats an Robert Wethmar abgegeben, gehört dem Gremium aber weiterhin an.

Bachelor-Absolventen mit weniger Verdienst als Master-Absolventen

Zumindest zu einem Punkt wollte ein Aktionär nähere Informationen haben: zum Stand des Prozesses zweier OHB-Berufsanfänger vor dem Arbeitsgericht. Hierzu sagte Marco Fuchs: „In erster Instanz haben wir gewonnen. Nun geht es in die nächste Instanz vor das Landesarbeitsgericht.“ Laut Fuchs geht es darum, dass zwei Berufsanfänger geklagt haben, weil sie ihrer Ansicht nach verglichen mit den Tarifgehältern zu wenig verdienen. Der Vorstandschef stellte dabei nochmals klar, dass das Unternehmen bei den Einstiegsgehältern zwischen den Abschlüssen Bachelor und Master unterscheide – Absolventen des letzteren erhielten von Anfang an mehr Geld. Neuen Mitarbeitern mit Bachelor zahle OHB ein Einstiegsgehalt von 3400 Euro.

Am Ende wurde der Vorstand mit 97,42 Prozent der Stimmen entlastet, der Aufsichtsrat mit 98,35 Prozent, womit die Hauptversammlung bereits nach drei Stunden und 20 Minuten beendet war. Da stand die Mehrheit der Aktionäre bereits gesittet in der Schlange vom Mittagsbuffet. Das Unternehmen hatte die Versammlung extra eine Stunde früher beginnen lassen als im vergangenen Jahr, um das Essen nicht zu sehr zu verzögern. Der Spargel reichte schließlich für alle – auch da ist OHB eine große Familie im Gegensatz zu anderen Hauptversammlungen, auf der sich Aktionäre um Currywürste prügeln.

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