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Regionale Lebensmittel Heimatliebe am Gemüseregal

Regionale Lebensmittel liegen seit Jahren im Trend – nicht nur im Hofladen um die Ecke, sondern auch in den Supermärkten. Was "regional" dabei genau bedeutet, ist allerdings nirgendwo festgelegt.
15.03.2022, 15:59 Uhr
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Heimatliebe am Gemüseregal
Von Christoph Barth

"Aus der Region", "Aus der Heimat", "Von hier": Regionale Lebensmittel liegen seit Jahren im Trend. Allerorten bieten Hofläden ihre Produkte an, und auch die Supermärkte und Discounter haben längst die Heimatliebe vieler Verbraucher für ihr Geschäft entdeckt. Dabei kann "die Region" durchaus ein weiter Begriff sein – eine gesetzliche Definition, wo die Heimat am Gemüseregal endet, gibt es nicht.

Regionale Lebensmittel – ein ungebrochener Trend?

Offensichtlich. "Die Kundennachfrage und das Wachstum unserer Sortimente, sowohl was regionale als auch Bioprodukte betrifft, ist weiterhin steigend", versichert eine Sprecherin der Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover. Der Großhandelsbetrieb für die Region Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg führe derzeit Produkte von rund 5000 lokalen Lieferanten. Auch bei Rewe steige die Zahl der regionalen Produkte kontinuierlich, so eine Sprecherin. Bundesweit seien es zurzeit mehr als 20.000.

Welche Vorteile haben regionale Produkte?

Geworben wird meist mit der Frische und dem guten Geschmack: Frisch geerntet schmecken Erdbeeren besser als nach einem langen Transport durch halb Europa. Ein weiteres Argument sind die geringeren Umweltbelastungen, die sich durch die kurzen Wege ergeben. Das gilt zumindest dann, wenn die Produkte saisonal verwertet werden; eine lange Lagerung im Kühlhaus – zum Beispiel von Äpfeln – macht den Heimvorteil schnell zunichte. Schließlich wird oft die Unterstützung der heimischen Produzenten ins Feld geführt, also letztlich der regionalen Wirtschaft und ihrer Arbeitsplätze.

Was genau bedeutet der Begriff "regional" bei Lebensmitteln?

"Dafür gibt es keine gesetzlichen Regelungen", sagt Sonja Pannenbecker, Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale Bremen. "Die Frage ist also letztlich: Was verstehen wir unter einer Region?" Orientierung können die Landesgrenzen geben. Ob aber eine Rübe aus der Hildesheimer Börde bei Bremer Supermarktkunden noch als "Produkt aus unserer Region" durchgeht, ist fraglich. Dazu kommt ein weiteres Definitionsproblem: Kaffee kann in Bremen geröstet und Mehl hier gemahlen worden sein – "das heißt aber noch lange nicht, dass auch die Zutaten aus der Region kommen", gibt Pannenbecker zu bedenken. So findet sich im Supermarktregal auch Darjeeling-Tee aus Indien unter dem Etikett "Aus deiner Region", weil er in den blau-weißen Farben des Teehandelskontors Bremen daherkommt.

Wie definieren die Supermarktketten "regional"?

Bei den Produkten der Eigenmarke "Rewe regional" unterscheidet die Kölner Supermarktkette nach Bundesländern, "traditionell nachvollziehbaren Gebieten" wie beispielsweise dem Alten Land oder topografischen Gebieten wie der deutschen Bodenseeregion. Die Herkunft eines Apfels, der am Niederrhein wächst und in Köln verkauft wird, werde dann mit Bundesland „NRW" und „Niederrhein" für den Verbraucher nachvollziehbar gekennzeichnet, so eine Rewe-Sprecherin. Edeka versichert, dass die Produkte für das Sortiment "Bestes aus unserer Region" (unter anderem Erdbeeren, Spargel, Äpfel und Kartoffeln, Milch und Eier, Honig, Wurst- und Käse, Marmeladen, Spirituosen) von Lieferanten kommen, die in einem Radius von etwa 30 Kilometern um den jeweiligen Edeka-Markt angesiedelt sind. Bei einem Einkaufscheck fand ZDF-Chefkoch Nelson Müller vor zwei Jahren allerdings heraus, dass als "regional" etikettierte Ware bei Rewe und Edeka im Schnitt aus einem Umkreis von 120 bis 130 Kilometer um den Supermarkt herum stammte.

Wie erkennt man als Verbraucher regionale Produkte?

Am klarsten sind die Angaben im sogenannten "Regionalfenster", das 2014 mit Unterstützung des Bundeslandwirtschaftsministeriums eingeführt wurde. Der hellblaue Aufdruck findet sich nach Angaben des Trägervereins Regionalfenster mittlerweile auf 5500 Produkten. Aus ihm geht hervor, wo das Produkt herkommt, wo es verarbeitet wurde und wie hoch der Anteil an regionalen Zutaten ist. "Eine gute Kennzeichnung", urteilt Lebensmittelexpertin Pannenbecker. "Der Verbraucher hat mit diesen Angaben die Wahl, das Produkt als regional zu kaufen oder nicht."

Welche anderen Kennzeichen gibt es?

Ebenso verlässlich ist das EU-Kennzeichen für "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.), das nur an Lebensmittel vergeben wird, die in einer fest umrissenen Region produziert werden, einschließlich der Zutaten, zum Beispiel Parmaschinken oder Bordeauxwein. In Deutschland ist dieses Siegel nicht sehr verbreitet: In Niedersachsen gibt es die Auszeichnung zurzeit nur für Fleisch von der Diepholzer Moorschnucke und der Lüneburger Heidschnucke. Die "geschützte geografische Angabe" (g.g.A.) dagegen bezieht sich nur auf den Herstellungsort: Bremer Klaben etwa darf zwar nur in Bremen gebacken werden; die dafür notwendigen Früchte, Mandeln und Gewürze stammen aber nicht von hier. Bei Eiern verrät der aufgedruckte Code die Herkunft: Die Ziffern 03 und 04 hinter dem Landeskürzel DE stehen für Niedersachsen beziehungsweise Bremen.

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