Bremen/New York. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, dann verlässt die Viermastbark „Peking“ an diesem Mittwoch New York – nicht unter Segeln, sondern huckepack auf der „Combi Dock III“ – einem Dockschiff, das für den Bremer Schwergutbefrachter Combi Lift fährt. Ziel der „Peking“ ist Hamburg: Dort soll der 1911 bei Blohm + Voss gebaute Windjammer für die Stiftung Maritim Hamburg als Museumsschiff zum Einsatz kommen.
In den vergangenen Tagen wurde die 115,5 Meter lange „Peking“ von den Ladeprofis von Combi Lift verlascht, also seetüchtig befestigt. Das ist für das Unternehmen nichts Ungewöhnliches, aber die „Peking“ befinde sich in keinem besonders guten Zustand. „Also mussten die Kollegen beim Laden und Laschen besonders behutsam vorgehen“, so Malte Steinhoff, Marketingleiter bei der Bremer Gruppe Harren & Partner – der Muttergesellschaft von Combi Lift. Das Besondere an diesem Projekt sei auch die lange Planungsphase gewesen – „wir arbeiten bereits seit März 2007 daran.“
Die 169 Meter lange „Combi Dock III“ ist bestens für jegliche Projekt- und Schwergutladungen geeignet: Der Laderaum kann abgesenkt werden, um auch schwimmende Ladung aufzunehmen. Ein wasserdichtes Schott teilt den Laderaum. Notfalls kann sogar die Heckklappe offen bleiben. Konventionelle Ladung wird über eine RoRo-Heckrampe oder drei Schwergutkräne an Bord gebracht. Die Ballasttanks der „Combi Dock III” haben ein Fassungsvermögen von bis zu 17 779 Tonnen. Für das Einschwimmen der „Peking“ wurde die „Combi Dock III“ um 4,70 Meter abgesenkt.
Gebaut wurde die „Combi Dock III“ 2009 auf der Bremerhavener Lloyd-Werft. Es war eines von vier Spezialfrachtern, die für Harren & Partner gefertigt wurde. Experten bezeichneten die Baureihe damals auch gerne als „eierlegende Wollmilchsau“. Die Kaskos wurden 2007 bis 2009 in Danzig bei der Christ-Werft gebaut und zwischen 2008 und 2010 auf der Lloyd-Werft in Bremerhaven fertiggestellt. An dem Konzept der ungewöhnlichen Frachter hatte Harren & Partner selbst maßgeblich mitgewirkt.
Auftrag europaweit ausgeschrieben
Die Hamburger Stiftung habe den Schwergutbefrachter aus Bremen mit der Rückholaktion der „Peking“ beauftragt, weil das Unternehmen „große Erfahrungen mit dem Transport empfindlicher Projektladungen" habe, sagte ein Sprecher. Da das gesamte Projekt – Rücktransport und Restaurierung – mit Geld vom Bund finanziert wird, musste dieser Großauftrag europaweit ausgeschrieben werden. Für die Rückholung und Restaurierung des Schiffes sind 26 Millionen Euro aus Bundesmitteln eingeplant. Etwa zehn Unternehmen beteiligten sich nach Informationen des WESER-KURIER an der Ausschreibung.
Combi Lift wurde 2000 gegründet. Inzwischen kümmert sich das Unternehmen um die Befrachtung, den Betrieb und die Wartung von insgesamt 13 Schwergutschiffen, die alle zur Firmengruppe Harren & Partner gehören. Das Unternehmen hat an Land und auf See etwa 350 Mitarbeiter aus insgesamt 17 Nationen.
Harren & Partner wurde 1989 von Peter Harren gegründet und ist inzwischen die größte Bremer Reederei. Eines der Erfolgsrezepte des Unternehmens ist die Diversifikation: Zur Flotte gehören mehr als 50 eigene Schiffe und Drittschiffe, bestehend aus Tankern, Container- und Schwerlastschiffen sowie Massen-, Dockschiffen und Offshore-Schiffen.
Ablegen soll die „Combi Dock III“ in New York am Mittwochvormittag Ortszeit. Unterwegs ist das Spezialschiff mit einer Reisegeschwindigkeit von 13 Knoten (24 Stundenkilometer). Nach der derzeitigen Planung soll das Dockschiff um den 28. Juli am Elbe Port in Brunsbüttel festmachen. Nach dem Ausdocken, das für Montag, 31. Juli, vorgesehen ist, geht es mit Schlepperhilfe weiter elbaufwärts durch das Stör-Sperrwerk bis nach Wewelsfleth.
Ziel ist die Peters-Werft. Sie hatte sich bei der Ausschreibung für die Restaurierung der „Peking“ gegen Blohm + Voss, die Emder Werft und Dock GmbH sowie die Arge Elsflether Werft/Bremerhavener Dockgesellschaft durchgesetzt. Wenn alles klappt, soll die „Peking“ drei Jahre nach ihrer Ankunft als Museum begehbar sein – voraussichtlich am 50er-Schuppen am Hansahafen gegenüber der Elbphilharmonie.
Nach Abschluss der Restaurierung geht die „Peking“ ins Eigentum der Stiftung Historische Museen Hamburg über und wird Teil des neuen Deutschen Hafenmuseums in der Hansestadt. Für dessen Aufbau hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien insgesamt 120 Millionen Euro bereitgestellt. Aus diesem Topf werden auch die Arbeiten an der Viermastbark und die Rückholaktion aus New York finanziert.