Sabine Leyer-Rabenstein ist an diesem Freitagnachmittag pünktlich im Berufsinformationszentrum. Die Mutter sucht aber nicht für sich nach Infos sondern für ihren Sohn. Der ist 15 Jahre alt und hat gerade ein Praktikum bei Mercedes gemacht. "Er möchte später gern irgendwas Handwerkliches mit Metall machen", sagt Leyer-Rabenstein. Sie hofft, dass sie an diesem Nachmittag dem Ziel ihres Sohnes einen Schritt näher kommt und hört sich auch einige Vorträge an.
Sie und ihr Sohn sind damit schon wesentlich weiter als viele andere, denn sie haben eine Vorstellung davon, worum es in seiner Ausbildung später mal gehen soll. "Viele wissen das noch nicht", sagt Carola Brunotte, Leiterin der Jugendberufsagentur. Aber genau für diese jungen Menschen und ihre Eltern ist dieser Tag gedacht. Mehr als 10.000 Briefe wurden an die Jugendlichen verschickt. Die Adressen hat die Jugendberufsagentur von der Bildungsbehörde erhalten. Ausdrücklich sind auch die Eltern zu den Info-Tagen eingeladen, der zweite findet an diesem Sonnabend statt. Es heißt es ja immer, es sind meist die Eltern, die großen Einfluss darauf haben, was ihre Kinder später mal beruflich machen werden. Aktuell sind allein Bremen mehr als 2000 Lehrstellen noch unbesetzt.
Freiwilligendienst oder beim Tierarzt
Vanessa hat lieber ihre Freundin mitgenommen. Die 18-Jährige interessiert sich für eine Ausbildung zur tiermedizinischen Fachangestellten. Sie weiß allerdings auch, dass in diesem Beruf die Zahl der Plätze begrenzt ist. Alternativ informiert sie sich über die Möglichkeit, für ein Jahr einen Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren.
Denn in der Tat sieht es bei der Zahl der offenen Ausbildungsplätze im Bereich Tiermedizin nicht so gut aus. Würde sie sich dagegen für eine Ausbildung zur Speditionskauffrau interessieren, wären hier noch 135 Plätze frei. Das kann sie der Liste entnehmen, die die Jugendberufsagentur ausgehängt hat. Gesucht werden außerdem 107 Kaufleute für Büromanagement, 92 Pflege-Azubis, 88 Kaufleute für den Großhandel und 43 Bank-Azubis.
Jetzt DLRG, später Notfallsanitäter
Fürs Bankgeschäft interessiert sich Lars Riechers nicht. Er gehört ebenfalls zu denjenigen, die bereits wissen, was sie nach der Schule am liebsten mal machen wollen: "Ich möchte später mal Notfallsanitäter werden." Der 16-Jährige ist schon jetzt Rettungsschwimmer bei der DLRG und verbringt so manches Wochenende freiwillig auf der Wache der Lebensretter. Dort ist er seit seinem zehnten Lebensjahr ehrenamtlich tätig. An diesem Freitagnachmittag ist er zusammen mit seiner Mutter hier und möchte sich über weiterführende Schulen informieren.
Damit ist er nicht der einzige, stellt Carola Brunotte von der Jugendberufsagentur fest. "Viele informieren sich über weiterführende Schulen im Hinblick auf Abitur und Studium." Denn nach wie vor stehe das Studium hoch im Kurs, und dafür braucht es eben je nach Hochschule Fachabitur oder Abitur.
Kfz-Mechatroniker weiterhin beliebt
Günter Roes ist von der Handwerkskammer und hat an diesem Nachmittag versucht, den Jugendlichen eine Ausbildung im Handwerk schmackhaft zu machen. "Die meisten haben sich für eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker interessiert, zum Anlagenmechaniker und zum Tischler", berichtet er kurz am Abend. Beim Tischler sind nicht mehr so viele Plätze frei, in den anderen Berufen schon, die schon immer zu den beliebtesten Ausbildungsberufen gehörten. Und auch wenn die Schüler der Sekundarstufe II erst am Sonnabend ihren Info-Tag haben, konnte Roes bereits am Freitag so manchen von ihnen überzeugen, dass sich auch für Abiturienten eine Ausbildung im Handwerk lohnen kann.
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