Wer heute eine Ausbildung macht, kann trotzdem morgen durch die Digitalisierung und Globalisierung auf dem Arbeitsmarkt verlieren. Wahr ist aber auch: Wer keine Ausbildung macht, hat heute schon verloren. Wir alle, Schule, Wirtschaft und öffentliche Institutionen, die sich mit Aus- und Weiterbildung befassen, wollen aber keine Verlierer produzieren, sondern qualifizierte Fachkräfte gewinnen.
Viele Jugendliche verzichten aus unterschiedlichsten Gründen auf eine qualifizierte Erstausbildung. Das Ergebnis lässt sich gut in der Arbeitslosenstatistik der 25 bis 35-Jährigen ablesen: In dieser Altersgruppe sind zwei Drittel der arbeitslos gemeldeten Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Das sind viel zu viele junge Erwachsene. Der frühe Verzicht auf eine qualifizierte Ausbildung ist keine Option für ein selbstbestimmtes Leben, sondern bedeutet oft den Einstieg in Langzeitarbeitslosigkeit.
Die Partner der Jugendberufsagenturen in Bremen und Bremerhaven arbeiten mit aller Energie daran, am Ende der Schulzeit den Nachschub in Langzeitarbeitslosigkeit zu stoppen. Wie kann das gelingen? Nur mit Unternehmen, die an ihre Zukunft glauben und deshalb ausbilden. Und die Zukunft ist gefährdet. Nicht primär aus ökonomischen Gründen. Aber in den nächsten Jahren gehen die Babyboomer in den Ruhestand. Wer soll diese Lücken füllen? Hochwillkommen sind die Jugendlichen, die die Schulen verlassen und am Anfang ihres Berufslebens stehen. Wenn dann der Azubi nicht genau zum Anforderungsprofil des Unternehmens passt, unterstützt die Arbeitsagentur mit Einstiegsqualifizierung oder ausbildungsbegleitenden Hilfen. Manch ungeschliffener Diamant entwickelt sich so erst später zum Edelstein.
Kürzlich war ich zu Besuch in einer Bremerhavener Brennpunktschule. Dort veranstalteten hochengagierte Lehrer eine Schmiedewoche, in der Schüler an das Arbeiten mit Metall herangeführt werden. Gleichzeitig organisierte die Berufsberatung Besuche in Betrieben, die metallaffine Bewerber suchen. Auf diese Weise bekamen junge Leute eine Chance, die in einem normalen Bewerbungsverfahren nie genommen worden wären. Auch die Jugendlichen müssen umdenken. Sie sollten zuallererst den Wert einer fundierten Berufsausbildung erkennen. Niemand darf von einer weiterführenden schulischen Bildung abgehalten werden. Aber nicht für jeden ist das der richtige Weg. Die Wirtschaft in Bremen ist stark industrie- und handwerksgeprägt. Hier hat der Facharbeiter eine Zukunft. Dessen sollten sich alle Jugendlichen bewusst sein.
Unser Gastautor
ist seit gut einem Jahr Chef der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven. Er war zuvor Chef der Arbeitsagentur in Nürnberg.