Berlin·Bremen (wk·aky). Wettbewerbshüter haben die Deutsche Bahn AG im Blick: So vermutet die EU-Kommission, dass die Deutsche Bahn ihren Konkurrenten womöglich zu hohe Preise für Bahnstrom in Rechnung stellt. Deshalb ist ein Kartellverfahren gegen die Deutsche Bahn AG und mehrere ihrer Tochtergesellschaften eingeleitet worden. "Wir untersuchen, ob sie sich an einem wettbewerbswidrigen Preissystem für Bahnstrom beteiligt haben", sagte ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia.
Unterdessen fordert die deutsche Bundesnetzagentur einen Einblick in die Kostenkalkulation für das Schienennetz. Eine entsprechende Aufforderung ist dem bundeseigenen Konzern nach Informationen des "Handelsblatt" bereits Ende Mai zugegangen. Bislang könne die Behörde nicht beurteilen, wie sich die Trassenpreise der Bahn zusammensetzen und ob diese gerechtfertigt seien. Beschwerden von Wettbewerbern könne die Behörde deshalb nicht fundiert prüfen – obwohl das eigentlich laut Gesetz ihre Aufgabe sei.
Die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB) aus Zeven teilen die Kritik. Das Unternehmen lässt in der Region Bremen Züge auf dem Streckennetz der Deutschen Bahn rollen. "Es gibt keine einheitlichen Kilometerpreise, das ist nicht immer nachvollziehbar", klagt Sprecher Eckhard Spliethoff. So stellte die EVB bereits ihre Zahlungen unter Vorbehalt, weil sie für Baustellenumleitungen extra zahlen sollte. Sinkende Preise, die zu mehr Wettbewerb im Güter- und Personenverkehr führen könnten, erwartet Spliethoff durch das Verfahren aber nicht. Schon heute seien die Schienen überlastet – eher müsse mehr Geld in den Ausbau gesteckt werden.
Unterdessen haben Bahn-Konkurrenten wie Veolia oder Keolis weiter Marktanteile im Regionalverkehr gewonnen. Ihr Anteil erhöhte sich im vergangenen Jahr auf 155 Millionen gefahrene Kilometer. Insgesamt erhöhte sich die Verkehrsleistung im Regionalverkehr auf 642 Millionen Kilometer (2010: 634 Millionen). Dies geht aus dem Wettbewerbsbericht hervor, den die Bahn gestern vorstellte.
Weiter aufholen konnten die Bahn-Konkurrenten auch im Schienengüterverkehr. Hier nahm ihr Anteil erneut leicht zu, er macht jetzt 26 Prozent aus (2010: 25,1 Prozent). Die gesamte Verkehrsleistung stieg in diesem Segment um 5,4 Prozent und erreichte mit 113,2 Milliarden Tonnenkilometern fast das Vorkrisenniveau von 2008.