Die Geschäftsidee von Michael Müller ist ungewöhnlich. So ungewöhnlich, dass es für den Raumausstatter und Sattlermeister wahrscheinlich eher schwierig wäre, eine normale Bank von seinem Konzept zu überzeugen. Vielleicht hielte sie ihn für einen Träumer.
Seit Anfang des Jahres ist der 44-Jährige mit seiner Firma Meisterwerk Bremen selbstständig und baut die Innenräume von Nobelautos und Oldtimern aus. Eine Bar in einen Sprinter einbauen, einen Geländewagen panzern oder die alten Sitze in einem älteren Lotus-Modell wiederherstellen – Müller beschäftigt sich täglich mit solchen Spezialaufträgen. Finanzielle Unterstützung hat er dafür von der Förderbank für Bremen und Bremerhaven (Bab) bekommen. Mithilfe eines Kredites kaufte er Werkzeuge und Maschinen und richtete die Halle in Bremen-Lesum ein, in der er heute arbeitet. Damit ist Müller einer von insgesamt 35 direkt geförderten Existenzgründern, denen die Bab im vergangenen Jahr geholfen hat.
Mit dieser Zahl ist Jörn-Michael Gauss, Geschäftsführer für den Bereich Markt und Wirtschaftsförderung, auch wegen der Niedrigzinsphase und der Situation auf dem stabilen Arbeitsmarkt, durchaus zufrieden. Er hofft aber, dass die Programme der Bab bald noch mehr nachgefragt werden. „Bei den Banken herrscht noch immer Kreditschwemme statt Kreditklemme – das heißt: Die Banken nehmen uns bei Kreditvergaben seltener dazu“, sagt Gauss.

Jörn-Michael Gauss
Die Nachfrage nach den Fördermitteln der Bab könnten die Kunden erhöhen, indem sie sich bei ihren Hausbanken gezielt danach informieren. Denn selbst Kunden akquirieren darf die Förderbank nicht – wohl aber für sich werben. Etwa über die neu gestaltete Internetseite, auf der die Besucher über die Reiter Gründen, Wachsen, Stabilisieren und Wohnen/Bauen mit dem ersten Klick zu den jeweils passenden Programmen weitergeleitet werden.
Neben Existenzgründern spricht die Bab damit auch klein- und mittelständische Unternehmen an, die schon längere Zeit auf dem Markt sind und finanzielle Hilfe brauchen. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet der Geldgeber etwa mit der Stadtteil-Initiative Gröpelingen zusammen. Dort sind vom Ein-Mann-Betrieb bis hin zum größeren Mittelständler alle Unternehmensgrößen zu finden. Über gemeinsame Veranstaltungen kommen Firmen und Förderbank zusammen. „Und auch wenn nur die berühmte Kühltheke finanziert werden muss: Wir sind da“, verspricht Gauss. „Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern – und das vom Kiosk bis zum Konzern.“
Im vergangenen Jahr konnten knapp 13 500 Arbeitsplätze in Bremen und Bremerhaven abgesichert und 300 neue Stellen durch die Kredite der Bab geschaffen werden. Die Förderbank hält bei einer Bilanzsumme von 1,23 (2013: 1,27) Milliarden Euro wie im Vorjahr 113,7 Millionen Euro Eigenkapital. Die niedrigen Zinsen sorgten aber dafür, dass der Zinsüberschuss erneut niedriger ausfiel als im Vorjahr: Dieser sank innerhalb eines Jahres von 3,64 auf 3,01 Millionen Euro. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, der am Montag vorgestellt wurde.
Neben finanziellen Hilfen für die Bremer Wirtschaft ist die Wohnraumförderung das zweite wichtige Standbein der Bank. Bis Ende Dezember 2014 wurden mehr als

Ralf Stapp
9000 Mietwohnungen gefördert und mehr als 700 Eigentumswohnungen saniert. Neu ist das Programm „Rund ums Wasser“, mit dem Hauseigentümer die Möglichkeit haben, ihre Grundstücksentwässerung oder das Trinkwassernetz zu modernisieren. Auch wenn Ralf Stapp, bei der Bab für den Bereich Marktfolge und Wohnungsbauförderung zuständig, noch keine konkreten Zahlen nennen kann, ist er sicher: „Die Nachfrage ist da.“
Nachgefragt wurde in der Vergangenheit auch der Bremer Unternehmerkredit, der in diesem Jahr zehn Jahre alt wird. Seit dem Start wurden nach Angaben der Bank fast 821 Millionen Euro an knapp 3000 Bremer und Bremerhavener Firmen verliehen.
Ob Michael Müller künftig auf einen weiteren Kredit der Förderbank zurückgreifen wird, steht noch nicht fest. Mit prominenten Kunden wie einem Prinzen des arabischen Königreichs Bahrain oder einem früheren nigerianischen Minister ist er gut ins Geschäftsleben gestartet. Er ist der Förderbank ziemlich dankbar. Dafür, dass sie sein „ziemlich exotisches Konzept“ unterstützt habe.