Die Kreissparkasse Syke hat es ins ARD-Verbrauchermagazin "Plusminus" geschafft. Der Grund: Das Geldinstitut verlangt derzeit beim Girokonto für den sogenannten geduldeten Überziehungskredit 20 Prozent Zinsen. Die hat der Kunde zu zahlen, wenn er das Konto über seinen Kreditrahmen hinaus überzieht. So ist es im aktuellen Preisaushang einzusehen, der seit Monatsanfang gilt. Damit gehört die Kreissparkasse laut Vergleichsportal biallo.de eher zu den Geldinstituten im oberen Bereich der Dispozinsen. Zum Vergleich: Die Sparkasse Bremen verlangt momentan beim Girokonto einen Überziehungskredit in Höhe von 13,49 Prozent. Dabei macht sie keinen Unterschied, ob es um die Dispohöhe geht, die das Kreditinstitut seinem Kunden einräumt, oder darüber hinaus.
Am Donnerstag, einen Tag nach dem TV-Bericht, hat der WESER-KURIER bei der Kreissparkasse Syke nachgefragt, wie diese Höhe zu erklären ist. Für herkömmliche Spareinlagen erhalten Kunden derzeit 0,01 Prozent Zinsen. Sprecher Dennis Landt teilte mit, der Vorstand habe bereits vor zwei Wochen wie folgt beschlossen: "Der hauseigene Dispozins wird auf 12,5 Prozent geändert und der zusätzliche Zinsaufschlag von sechs Prozent für darüber hinausgehende Kontoüberziehung wird ersatzlos gestrichen." Landt ergänzt, dass dies unabhängig von der Berichterstattung in "Plusminus" erfolge.
Verwirrung um aktuellen Preisaushang
Die Kreissparkasse erklärte jedoch nicht, warum dies nicht so im Preisaushang vermerkt ist, der ja gerade erst vom 1. Februar 2023 ist – also gerade mal eine Woche gültig. Zeit, um dies dort zu vermerken, wäre theoretisch gewesen. Dazu heißt es vom Geldinstitut: "Die rückwirkende Anpassung muss noch technisch erfolgen, sodass wir Stand heute auch noch die 20 Prozent darstellen müssen. Wir werden kurzfristig, wahrscheinlich zum Anfang der kommenden Woche, jeden Kunden per Kontoauszüge informieren, dass die Anpassung rückwirkend zum 1. Februar 2023 umgesetzt wird."
Der Chefredakteur vom Finanzvergleichsportal Biallo.de sieht bei den Sparzinsen gerade bei Sparkassen und Volksbanken noch Luft nach oben. Dem Magazin "Plusminus" sagte er: "Wir glauben, dass es mit der mangelnden Konkurrenz vor allem im ländlichen Bereich zu tun hat. Da gibt es eben nur die Sparkasse und die VR-Bank vor Ort. Und die älteren Kundschaften, denen das wichtig ist, haben da auch scheu vor Direktbanken, und das wissen die natürlich auch ganz genau."
Zubrot für Geldinstitute durch EZB-Zinseinnahmen
Der Zinsvergleich vom WESER-KURIER vor einigen Wochen mit Geldinstituten aus der Region zeigte, dass die meisten Banken an Sparzinsen bisher "so gut wie nichts" oder "überhaupt nichts" geben. Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Meyer von der Uni Witten/Herdecke sagte dem TV-Magazin: "Die Zinseinnahmen, die die Geschäftsbanken jetzt durch den Einlagezins bei der EZB bekommen, ist ein wirklich gutes Zubrot zu ihren Gewinnen insgesamt." Denn für das Geld, dass die Kreditinstitute bei der Europäischen Zentralbank verwahren, erhalten sie ja auch Zinsen. Der Leitzins liegt nun bei drei Prozent, und die Experten kritisieren, dass die Geldinstitute das nicht in ausreichendem Umfang an die Kunden weitergeben.
Bei der Suche nach den Gründen für die niedrigen Sparzinsen, ob Sparbuch oder Tagesgeld, verwies der Sprecher der Kreissparkasse Syke auf den Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Deren Sprecher wiederum erklärte dem "Business Insider", dass das mit dem Geschäftsmodell der Sparkassen zu tun habe: Man sichere Berechenbarkeit und Stabilität bei den Baufinanzierungen. Das schließe im Gegenzug aber aus, dass die Einlagenzinsen ebenso schnell wie die Leitzinsen steigen können. Angesichts der Erhöhung des Leitzins durch die EZB vergangene Woche bleibt abzuwarten, welche Geldinstitute in der Region in den kommenden Wochen auch beim Dispokredit eine 20 vor dem Komma stehen haben werden.