Wer denkt, in Bremen gibt es schon viele Fahrräder, der muss einfach mal nach Kopenhagen schauen. Dort fördert die Stadt sogar die Fahrradkultur. An 110 Stationen quer durch die Stadt kann sich jeder kostenlos ein Fahrrad nehmen und es an einer anderen Station wieder abgeben.
Er braucht lediglich eine 20-Kronen-Münze als Pfand für eines der insgesamt 2200 Fahrräder. Die Stadt lässt sich das jedes Jahr knapp 200 000 Euro kosten. Doch die Kopenhagener selbst haben so viele Drahtesel, dass auf manchen Straßen täglich 50.000 Räder unterwegs sind.
Wobei Dänemark allgemein als Vorbild gilt, ist die Digitalisierung. Und deshalb hat sich eine 30-köpfige Delegation am Mittwoch aus Bremen nach Kopenhagen auf den Weg gemacht – zur Hälfte mit Vertretern aus der bremischen Wirtschaft und zur anderen Hälfte aus der Politik.
Vertreter aus Politik, Kammern und Unternehmen
Mit dabei waren Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) und Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne) sowie Handelskammer-Präses Harald Emigholz und Vize-Präses Eduard Dubbers-Albrecht. Er ist auch gleichzeitig der Honorarkonsul für Dänemark in Bremen.
Sie haben sich in der 583 000-Einwohnerstadt vor Ort ein Bild gemacht, was Bremen denn lernen kann. In den drei Tagen trafen sie sich mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Kammern und Unternehmen. Was Handelskammer-Präses Harald Emigholz direkt auffiel: „Hier ist es fast überholt, mit der Kreditkarte zu bezahlen. Das macht man hier alles mit dem Smartphone. Die Geschäfte sind darauf eingestellt, und wenn hier jemand etwas mit einem Geldschein zahlen will, ich glaube, der wird hier blöd angeguckt.“
So sei die Grundstimmung der Dänen sehr aufgeschlossen gegenüber der Digitalisierung. „Selbst bis ins hohe Alter hat hier jeder sein Smartphone", so Emigholz. So ist Dänemark Vorreiter in Europa, wenn es um die Digitalisierung geht. Das Land belegt den ersten Platz im Index der Europäischen Kommission zur digitalen Entwicklung der EU-Länder.
Digitalisierungsstratgie in Bremen
Hieran hat der öffentliche Sektor mit seiner Digitalisierungs-Agenda einen großen Anteil. Dänemark hat bereits im Jahr 2001 Digitalisierungsstrategien definiert und umgesetzt. Nach rund 15 Jahren ist Dänemark heute „Europameister“ in der Digitalisierung der öffentlichen Hand und der Gesellschaft.
So ist die Barzahlung in dänischen Behörden abgeschafft, fast 90 Prozent aller Anträge an die Behörde werden digital eingereicht. Dabei hilft ein offizieller E-Mail-Dienst. Bremen selbst hat im vergangenen Jahr eine Digitalisierungsstrategie unter dem Titel „Digital 4.0“ erarbeitet. Diese setzt auf die IT-Strategie von 2014 auf.
Sie sieht beispielsweise die engere Vernetzung von Bremens Verwaltung mit Kammern oder auch den Hochschulen vor. Erst gerade im Frühjahr wurde auf der Computermesse Cebit in Hannover das Projekt der E-Rechnung vorgestellt. Dabei kooperiert Bremen eng mit Handelskammer und Handwerkskammer.
In digitale Infrastruktur und Wettbewerbsfähigkeit investieren
Während Behörden bundesweit momentan einen Monat benötigen, um eine Rechnung zu zahlen, wäre das mit elektronischer Rechnung innerhalb von fünf Tagen möglich. Was also in der Verwaltung und in der Wirtschaft digital alles möglich ist, erläuterte Dänemarks Wirtschaftsminister Brian Mikkelsen der Bremer Delegation in seinem Amtssitz.
„Wir haben einen strategischen Überblick erhalten, wie es das Königreich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten geschafft hat, bei der Umsteuerung auf dem Weg ins digitale Zeitalter die anderen europäischen Staaten deutlich hinter sich zu lassen“, sagte Bürgermeister Carsten Sieling.
Aus dem Gespräch mit Mikkelsen sowie aus einem Vortrag von einem Vertreter der Confederation of Danish Industry sei den Bremern deutlich geworden, wie wichtig es sei, in die digitale Infrastruktur und Wettbewerbsfähigkeit zu investieren. „Damit kann man erfolgreich sein im weltweiten Kampf um Talente und auch, um Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen“, sagte Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD).
Maersk lobt Standort Bremerhaven
„Die Dänen zeigen interessante Ansätze.“ Bürgermeisterin und Finanzsenatorin Karoline Linnert sagte, das Beispiel Kopenhagen zeige, dass Bremen bei der Verwaltungsmodernisierung auf dem richtigen Weg sei: „In beiden Städten ist das zentrale Servicetelefon die wichtigste Anlaufstation.“ Außerdem biete die Verwaltung Dienstleistungen nach und nach auch in Stadtbibliotheken statt in Ämtern an.
Die Termine führten die Delegation auch zu der Firma Nets. Sie verbindet die Dienstleistungen von Banken, Unternehmen und Kunden ausschließlich in digitale Prozesse. Außerdem gab es ein Treffen mit Søren Skou, dem Vorstandsvorsitzenden der Reederei Maersk. Bremens Vize-Präses Dubbers-Albrecht berichtete von diesem Gespräch: „Maersk steht positiv zum Standort Bremerhaven.“
Emigholz ergänzte: „Das ist auch wichtig, dass man das einfach mal hört, also auch der Wirtschaftssenator und der Bürgermeister, das gehört einfach dazu.“ Emigholz berichtete auch, wie Start-Ups in Kopenhagen in direkter Uninähe unterstützt werden: „Das kann durchaus inspirierend für Bremen sein“. Von den weiteren Erkenntnissen aus Kopenhagen werden einige Teilnehmer der Delegationsreise dann am Montag ausführlich berichten.