Das Kontorhaus in der Langenstraße soll zum Sinnbild für Aufbruch und Kreativität werden. Voraussichtlich 2020, spätestens aber 2022 wird die Jacobs-Unternehmensgruppe das Gebäude als Teil des neu geschaffenen Balge-Quartiers komplett sanieren. Bis dahin haben sich in den leeren Ladenflächen der Kontorhaus-Passage zwei Kreativwerkstätten eingerichtet, die am Donnerstag ihre Eröffnung feierten.
Zum einen startet mit WFBeta ein Kreativlabor der Wirtschaftsförderung Bremen, das allen stadtbremischen Gesellschaften und der Verwaltung offen steht. Auf zwei Etagen geht es dort um innovative Technologien, neue Arbeitsprozesse wie die Kreativmethode „Design Thinking“ und auch um die Möglichkeiten digitaler Medien mit ausgerüsteten Film- und Tonstudios.
Eine Besonderheit der Ideenwerkstatt
Direkt daneben befindet sich Space27, eine Idee von Christo Papanouskas, dem Inhaber der Agentur Assassin Ideas. In diesem 150 Quadratmeter großen sogenannten Pop-up-Space bietet der studierte Kommunikationsdesigner Firmengründern die Möglichkeit, an Ideen und Konzepten zu arbeiten und diese gegebenenfalls bis zum Prototypen weiterzuentwickeln. Hierfür stehen 3D-Drucker und Virtual-Reality-Brillen zum Austesten bereit. Auch möchte Papanouskas Firmen den Einstieg in agile und digitale Arbeitswelten erleichtern. Wer sich in dem temporären Experimentierplatz austoben möchte, zahlt für den ersten Tag 600 Euro, jeder weitere Tag ist um 27 Euro günstiger – daher der Name Space27.
Eine Besonderheit von Papanouskas' Ideenwerkstatt ist das „Lean Start-up Camp“. In diesem Workshop entwickeln bis zu 20 Teilnehmer Geschäftsideen, die sie innerhalb von drei Tagen zu einem möglichst tragfähigen Geschäftsmodell ausarbeiten. 800 Euro beträgt die Camp-Gebühr, eine konkrete Geschäftsidee muss man explizit nicht mitbringen. Diese kann während des Workshops geschmiedet werden.
Wesentlicher Teil des „Lean Start-up Camps“ ist das „Pitch-Event“, das am Donnerstagabend nach einer kurzen Eröffnungsrede von Staatsrat Ekkehard Siering (SPD) begann: Fünf Teams des aktuellen Workshops stellten ihre Gründungsideen der Öffentlichkeit vor. Jede Gruppe erhielt fünf Minuten Präsentationszeit, anschließend konnte das Publikum jeweils sieben Minuten lang Fragen stellen. Zum Schluss stimmten die Gäste über die beste Geschäftsidee ab.
Das Publikum bestaunte manche wunderlich-innovative Idee, beispielsweise eine Bestellapp für Essen, die anhand von vorher hinterlegten persönlichen Präferenzen eine Zufallsauswahl der Speisen vornimmt; der Besteller lässt sich dann überraschen, was er Leckeres geliefert bekommt. Ein anderes Team stellte eine neuartige und kostengünstige Versandlösung für Pakete vor: Ein Versender gibt sein Paket an einer Tankstelle ab, und ein Pendler befördert es zu einer Tankstelle nahe des Empfängers, wo es dann abgeholt werden kann. Der Pendler erhält Geld für den Transport, auch die Tankstellen bekommen den Paketumschlag vergütet.
Christo Papanouskas ist vom Erfolg seiner Kreativwerkstatt überzeugt: Die „Lean Start-up Camps“ samt „Pitch-Events“ sollen vier Mal im Jahr stattfinden. Das nächste sei fast ausgebucht, sagt er.