Das Kreuzfahrtgeschäft ist ein wachsendes Geschäft – bis auf die beiden Pandemiejahre, als die Reedereien wegen Corona ihre Fahrten teilweise ganz eingestellt oder nur massiv reduziert angeboten hatten. Inzwischen hat sich der Markt wieder erholt. Das zeigt sich beispielsweise an den Kreuzfahrtschiffsanläufen, die das Columbus Cruise Center Bremerhaven (CCCB) im vergangenen Jahr verzeichnete: 111 Anläufe durch 17 Schiffe von zehn Veranstaltern. Damit liegt das Kreuzfahrtterminal wieder auf Vor-Corona-Niveau. In den beiden Pandemiejahren waren es 22 und 47 Schiffsanläufe. In diesem Jahr stehen 106 An- und Abfahrten im Terminkalender des CCCB. Der Kreuzfahrtmarkt hat wieder Tempo aufgenommen. Alle Anbieter sind wieder komplett mit ihren Flotten unterwegs – deshalb ein Überblick, gerade auch für Einsteiger.
Vier große Anbieter beherrschen den Markt. Die Royal Caribbean Group (RCI), die Carnival Corporation und die Norwegian Cruise Line Holdings (NCL) sind laut cruisemarketwatch.com die größten Anbieter, alle drei sind börsennotiert. Das vierte Unternehmen, die Mediterranean Shipping Company mit Sitz in Genf, ist sowohl in der Containerschifffahrt als auch als MSC Cruises im Kreuzfahrt-Business tätig und liegt in privater Hand. In Bremerhaven betreibt MSC beispielsweise zusammen mit Eurogate das Containerterminal MSC Gate Bremerhaven.
Zur Carnival Corporation gehören Aida Cruises mit zwölf Schiffen, Carnival Cruise Lines, Costa Kreuzfahrten, die Cunard Line mit den drei „Queen“-Schiffen, die Holland America Line, Princess und Seabourn Cruises sowie P&O Cruises und P&O Australia. Royal Caribbean mit Hauptsitz in Miami hat nach eigenen Angaben 63 Schiffe auf den Weltmeeren, ebenfalls unter verschiedenen Marken. Die aus sechs Schiffen bestehende „Mein Schiff“-Flotte der Tui Cruises etwa gehört zu 50 Prozent zu RCI. Auch an Hapag-Lloyd Cruises hält RCI einen Anteil, ebenso wie an Silversea und Celebrity Cruises.
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Die Visitenkarte der Amerikaner: Alles ist größer, bunter – und manchmal auch verrückter. Bezeichnend dafür: Die fünf größten Kreuzfahrtschiffe nach Passagierkapazität gehören Royal Caribbean. Die „Wonder of the Seas“ hat die „Symphony of the Seas“ an Platz eins des Rankings abgelöst, danach kommen die „Harmony“, „Allure“ und „Oasis of the Seas“.
Die „Wonder of the Seas“ bietet mehr als 5700 Menschen in knapp 2870 Kabinen Platz. 2300 Crew-Mitglieder kümmern sich um die Reisenden. Auf 16 Decks gibt es kaum ein Angebot, das es nicht gibt. Die Schiffe sind wie ein riesiger Freizeitpark und so konzipiert, dass die Gäste in den Häfen gar nicht an Land gehen müssen.
Auch deutsche Schiffe sind in der Top Ten der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt vertreten: die „Aida Nova“ und die neuere „Aida Cosma“, beide in Papenburg gebaut und beide mit verflüssigtem Erdgas (LNG) unterwegs. Die Schiffe sind 337 Meter lang und verfügen über 2732 Kabinen. Das kleineste Schiff der Flotte hingegen, die „Aida Aura“, ist „nur“ 203 Meter lang und hat 633 Gästekabinen.
„Mein Schiff“ von Tui Cruises gibt es derzeit in zwei Varianten: Neu gebaut sind die „Mein Schiff 1“ und „Mein Schiff 2“, auf denen je knapp 2900 Passagiere bei Zweier-Belegung der Kabinen mitfahren können. Die Schiffe mit den Nummern 3 bis 6 fassen je 2500 Reisende. Viel Freiraum, Platz und Individualität verspricht TUI Cruises auf seinen hanseatisch-dunkelblau gestrichenen Schiffen. Auch wenn die Preise bei Tui Cruises auf den ersten Blick höher erscheinen als bei der Konkurrenz, lohnt es sich zu rechnen: Denn auf den Schiffen sind einige Leistungen inklusive, die bei anderen Anbietern extra kosten – Alkohol etwa oder Getränke, die über Wasser, Kaffee und manchmal Tischwein hinausgehen. Auch die A-la-carte-Restaurants sind frei.
Allgemein gilt auf vielen Schiffen das Prinzip all inclusive. Die Unterkunft ist bezahlt und das Essen. Allerdings gibt es Spezialitäten-Restaurants, deren Leistungen extra in Rechnung gestellt werden. Mitunter gibt es auch Getränke-Pakete gegen Aufpreis. Das kann bedeuten: Wasser und der Tischwein sind inklusive, aber Cocktails etwa kosten extra.
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal auf der „Mein-Schiff"-Flotte von Tui Cruises: Sie alle haben einen 25-Meter-Pool. Das gibt es bei keiner anderen Reederei. Dort gibt es zwar aufregend gestaltete Pool-Landschaften (NCL), Rutschen, die zehn Decks nach unten gehen und dabei sogar über dem offenen Meer schweben (RCI) oder eine Surferwelle – doch Bahnen schwimmen ist bei den meisten Anbietern schwierig bis unmöglich.
Ein Fitnessstudio und zahlreiche Sportkurse sowie Personal Trainer haben fast alle Reedereien an Bord, ebenso einen Spa-Bereich mit Saunen, Massage- und Kosmetikangebot. Auch Kinderbetreuung, Entertainment mit teils hochkarätigen Künstlern und Experten zu bestimmten Themen (Reiseziele, Fotografie, Kochen) haben ebenfalls viele im Programm.
Eine Besonderheit einiger Reedereien ist es auch, für bestimmte Zielgebiete eigene Schiffe bauen zu lassen. So hat NCL vor einigen Jahren die „Norwegian Bliss“ in Dienst gestellt, die in den arktischen Gewässern Alaskas unterwegs ist. „Flora“ heißt das Schiff von Celebrity Cruises, das mit nur 100 Passagieren auf den Galapagos-Inseln unterwegs ist.
Hapag-Lloyd Cruises, neben Aida und Tui Cruises das dritte Unternehmen mit Bordsprache Deutsch, ist der luxuriöseste und damit auch hochpreisigste Anbieter auf dem hiesigen Markt mit fünf kleinen Schiffen: die zwei Luxusschiffe „MS Europa“ und „MS Europa 2“ sowie die drei baugleichen Expeditionsschiffe „Hanseatic nature“, „Hanseatic inspiration“ und „Hanseatic spirit“.
Welche Bedeutung das Kreuzfahrtgeschäft für Bremerhaven hat, wird deutlich daran, dass der Bremer Senat im ersten Coronajahr die Pläne für den Neubau der Columbuskaje uneingeschränkt weiterverfolgt hat. Der erste große Abschnitt wird laut der städtischen Hafenmanagementgesellschaft Bremenports in diesem Frühjahr fertiggestellt. Die Columbuskaje liegt im stadtbremischen Überseehafengebiet und erstreckt sich auf einer Länge von 1000 Metern von der Südspitze der Columbusinsel bis zur sogenannten Kaje 66 im Norden. Sie dient vorrangig der Abfertigung und Ausrüstung von Kreuzfahrtschiffen. Der Bau soll in drei Abschnitten erfolgen, um auch weiterhin einen Kreuzfahrtbetrieb zu ermöglichen. Die Gesamtmaßnahme, die mit etwa 80 Millionen Euro kalkuliert wird, soll 2025 fertiggestellt sein.