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25 Fahrzeuge gekauft Maersk setzt Elektro-Trucks in Bremerhaven ein

Der dänische Logistik-Konzern Maersk hat 25 Elektro-Trucks bestellt. Diese sollen unter anderem in einem im Bau befindlichen Logistikzentrum in Bremerhaven eingesetzt werden.
16.06.2023, 05:00 Uhr
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Von Peter Hanuschke

Die geplante höhere Lkw-Maut, die einen Kohlendioxid-Aufschlag von 200 Euro pro Tonne CO2 vorsieht, muss der Logistik-Konzern Maersk künftig nicht zahlen: Das Unternehmen aus Dänemark, das weltweit im Reedereigeschäft tätig ist, Containerterminals betreibt – unter anderem in Bremerhaven – und zahlreiche Warenverteilzentren an Land hat, hat für seine Aktivitäten in Deutschland 25 Volvo-FH-Elektro-Trucks gekauft. Die neue Maut soll ab 1. Januar 2024 gelten. Emissionsfreie Lkw sollen nach dem Gesetzesentwurf bis Ende 2025 von der Infrastrukturgebühr befreit werden. Danach werden 25 Prozent des regulären Satzes fällig. 

Die Trucks werden zunächst nur in den im Bau befindlichen neuen Logistikzentren in Duisburg und Bremerhaven eingesetzt, weil dort an den Standorten laut Maersk leichter Ladesäulen installiert werden können als etwa in Hamburg. Die elektrischen Lkw werden unter anderem für lokale Auslieferungen von Containern genutzt.

Bislang hatte Maersk keine eigenen Lkws, und das Unternehmen will keine eigene Flotte aufbauen, die Hunderte Fahrzeuge umfasst. "Wir sind bislang und das sehr erfolgreich mit Partner-Fuhrunternehmen unterwegs", so Rainer Horn, Sprecher für Maersk-Deutschland. "Das werden wir auch fortsetzen." Mit dem Kauf der 25 Elektro-Trucks verfolge Maersk nicht nur die eigene Nachhaltigkeitsstrategie, sondern möchte als Unternehmen Vorreiter für andere sein. "Uns ist klar, dass unsere Partner-Fuhrunternehmen nicht einfach ihre Diesel-Lkw-Flotte auf Elektro-Trucks umstellen können." Das würde momentan nicht nur an der viel zu großen Investition scheitern – E-Trucks kosten etwa das Dreifache im Vergleich zum herkömmlichen Lkw –, sondern es fehle noch eine ausreichende Ladeinfrastruktur, um längere Reichweiten darstellen zu können.

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"Wir stehen aber mit unseren Partnern in Kontakt, um Wege zu finden, wie der eine oder andere Elektro-Truck in den nächsten Jahren auf die Straße gebracht werden kann und in den Fuhrpark der Unternehmen integriert wird", so Horn. In England habe Maersk das mit einem, in Schweden bereits mit zwei Fuhrunternehmen umgesetzt.

Es gebe dringenden Handlungsbedarf, die Umweltauswirkungen durch die Logistik möglichst schnell und wirksam zu reduzieren, sagt Jens-Ole Krenzien, Direktor für Nordeuropa bei Maersk. "Wir wollen hier ein Zeichen setzen und bestellen deshalb 25 fortschrittliche voll-elektrische Lkw für klimafreundliche Straßentransporte in Deutschland." Diese Fahrzeuge, die mit grünem Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden sollen, hätten ein enormes Potenzial, die CO2-Emissionen von Maersk zu reduzieren. Der Einsatz für das Rangieren von Containern in den Maersk-Logistikzentren wird ebenfalls in Betracht gezogen, um auch kleinere Quellen von Treibhausgasemissionen in der Transportkette zu eliminieren. Maersk hat das Ziel, bis 2040 in allen Geschäftsbereichen und über alle Verkehrsträger Null Emissionen zu erreichen. Deshalb sieht sich das Unternehmen selbst in einer Vorreiterposition bei der Dekarbonisierung der globalen Logistik, die auch den Seetransport umfasst.

Neben dem Schritt in Deutschland hatte Maersk vor einem Jahr 110 Volvo Elektro-Lkw für Nordamerika bestellt und damit sein Gesamtengagement in den USA auf 126 Volvo E-Trucks erhöht – zusätzlich zu 300 E-Trucks des Partners Einride in den USA. Weitere Initiativen mit E-Lkw von Maersk sind nach eigenen Angaben in anderen Ländern im Gange, ebenso wie Lösungen für den Schienengüterverkehr mit sehr niedrigen Treibhausgas-Emissionen auf Basis erneuerbarer Energien, wie sie in Deutschland verfügbar sind, oder auf Basis von klimaneutralen Biokraftstoffen, wie gerade erst in Spanien angekündigt. Dort führt Maersk bald den ersten derartigen Test im Land durch.

„Der erfolgreiche Einsatz von E-Lkw in den USA und die steigende Nachfrage vieler Kunden nach klimaneutraler Hinterland-Logistik haben die deutsche Bestellung zu einem logischen nächsten Schritt in unseren Bemühungen um eine weitere Dekarbonisierung der Hinterland-Logistik gemacht“, sagt Julia Heil, Leiterin der Abteilung Energy Transition Execution bei Maersk in Kopenhagen. Beim Einsatz von voll-elektrischen Lkw befinde man sich noch sehr am Anfang – die höheren Gesamtbetriebskosten und die fehlende Ladeinfrastruktur seien einige der Herausforderungen. Diese könnten nur überwunden werden, wenn alle Akteure, Kunden und Regierungsstellen zusammenarbeiten. "Indem wir eine Vorreiterrolle bei der Nachfragegenerierung für elektrische Lkw und die nötige Infrastruktur einnehmen, wollen wir unseren Teil dazu beitragen, das Henne-Ei-Problem zu durchbrechen und andere zu inspirieren, unserem Beispiel zu folgen.“

Zur Sache

Auch für den Fernverkehr geeignet

Ist der Elektro-Lkw auch für längere Strecken geeignet? Das hat Volvo Trucks von München nach Berlin selbst getestet. Das Ergebnis: Es funktioniert. Mit einer Zwischenladung am Autohof Selbitz schaffte der Volvo FH Electric mit einem Gesamtgewicht von 39 Tonnen und einer praxisnahen Geschwindigkeit von 85 Stundenkilometer die 606 Kilometer. Bei der Ankunft in Berlin hatte die Batteriekapazität nach eigenen Angaben noch 35 Prozent mit einer Restreichweite von etwa 130 Kilometer. Den Test hatte sich Volvo Trucks von der Prüfgesellschaft Dekra offiziell verifizieren lassen.

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