In Bremen und Bremerhaven hat die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz zugenommen. Das hat die Bilanz der Bremer Arbeitsagentur zum Ausbildungsjahr ergeben. Demnach stieg in der Stadt Bremen die Zahl der unversorgten Bewerber um mehr als 57 Prozent auf 327. Dem standen 417 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. In Bremerhaven blieben 69 Bewerber unversorgt – das waren knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Dem standen 50 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber.
Die gestiegene Zahl der Bewerber ohne Ausbildungsplatz begründet Joachim Ossmann, Chef der Bremer Arbeitsagentur so: "Jugendliche zögern nach einer durch Corona beeinträchtigten Phase der Beschulung und Berufsorientierung vor dem Schritt in die Arbeits- und Ausbildungswelt." Hinzu komme, dass sie angesichts fehlender Praktika und Messen vereinzelt mit Berufswünschen an den Markt herantreten, die sich kaum umsetzen ließen.
Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Bremer Handwerkskammer, stellt außerdem fest: "Es ist ein gesellschaftliches Phänomen, dass die Menschen sich nicht binden wollen." Das habe sich auch bei den jungen Menschen durch die Corona-Pandemie noch verstärkt. Für diejenigen, die suchen, spiele ihr Zeugnis eine immer kleinere Rolle: "Wenn der Chef im persönlichen Gespräch den Eindruck hat, dass es charakterlich stimmt und da jemand ist, der wirklich den Beruf ergreifen möchte, dann rückt das Zeugnis in den Hintergrund."
Weniger Maurer-Azubis
Die Handwerkskammer zählte 999 Ausbildungsverträge für Bremen und Bremerhaven – einer weniger als 2022. Sehr beliebt sind die Berufe, die zur Wärmewende beitragen, also in den Bereichen Sanitär, Heizung und Klima sowie Elektro. Die Zahl der neuen Maurer-Azubis habe sich dagegen halbiert. Die Betriebe seien aufgrund fehlender Neubauten etwas vorsichtiger. Auch die Friseure hatten Probleme, für ihre Plätze geeignete Kandidaten zu finden. Langfristig brauche das Handwerk aber Nachwuchs, um die Fachkräfte zu ersetzen, die in Ruhestand gehen werden, hieß es.
Die Handelskammer Bremen kam auf 3577 Ausbildungsverträge – das ist ein Plus von acht Prozent. Erneut war ein Zuwachs bei den Azubi-Plätzen in Hotellerie und Gastronomie zu verzeichnen. Rückgänge stellte der Ausbildungs-Geschäftsführer der Kammer, Michael Zeimet, bei Sport- und Fitnessmanagement sowie der Floristik fest. Der Umstand, dass einige mehrere Ausbildungsverträge gleichzeitig unterschreiben, bleibe. Beide Kammern berichten außerdem davon, dass einige Azubis am ersten Tag der Ausbildung überhaupt nicht zum Betrieb kämen – ohne Absage. Sie wollen ihre Werbekampagnen zum Thema Ausbildung fortführen.
Herbstbelebung bleibt aus
Was Bremens Arbeitsmarkt angeht: Da hat die Zahl der Arbeitslosen von September zu Oktober zugenommen. Joachim Ossmann stellte fest, dass damit die sonst übliche Herbstbelebung ausgeblieben sei und stellte als Grund eine gewisse Eintrübung der Wirtschaft fest: "Es gab eine erhöhte Zahl an Personen, die aus einer Arbeit in die Erwerbslosigkeit gegangen sind und gleichzeitig kehrten weniger Personen zurück in eine Arbeit." Damit stieg die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt Bremen verglichen mit dem September um 0,2 Prozent. Im Vergleich zum Oktober 2022 hat sie um 3,8 Prozent zugenommen. In der Arbeitslosenquote schlug sich das jedoch kaum nieder. Die bleibt gegenüber dem September unverändert bei zehn Prozent. In Bremerhaven stieg die Arbeitslosenquote im Oktober um 0,2 Prozentpunkte auf 14,4 Prozent verglichen mit dem Vormonat. In Niedersachsen sank die Arbeitslosenquote dagegen im gleichen Zeitraum um 0,1 Punkte auf 5,6 Prozent.