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Daimler unter Kartellverdacht Mercedes verkauft so viele Autos wie nie zuvor

Was die Zahlen angeht, läuft es rund. Es sind andere Themen, die Daimler und den übrigen Autobauern derzeit Sorgen bereiten. Konzernchef Zetsche hält sich weiter bedeckt.
26.07.2017, 18:29 Uhr
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Von Nico Esch und Stefan Lakeband

Daimler verkauft so viele Autos wie nie zuvor, aber angesichts von Diesel-Debatte und Kartell-Vorwürfen rücken die Zahlen fast in den Hintergrund. Viele Fragen sind offen, doch Vorstandschef Dieter Zetsche bleibt bei seiner Linie.

Trotz der Debatten um Diesel-Manipulationen und Fahrverbote hat der Autobauer Daimler erneut stark zugelegt. Im zweiten Quartal kletterten Umsatz und Gewinn dank des anhaltenden Aufschwungs bei Mercedes-Benz kräftig, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Das lag vor allem an der neuen E-Klasse sowie den Stadtgeländewagen (SUV), die bei den Kunden gut ankommen.

Überschattet wird die Vorlage der Zahlen allerdings vom Vorwurf, Daimler und andere deutsche Autohersteller hätten über Jahre hinweg illegale Absprachen getroffen. Dies wollte Vorstandschef Zetsche auch am Mittwoch nicht kommentieren. „Wir sind gut beraten, uns nicht an Spekulationen zu beteiligen“, sagte er. Für bestehende Kooperationen mit anderen Herstellern bedeuteten die Berichte aus seiner Sicht zunächst nichts. „Selbstverständlich haben wir all diese Gespräche und Überlegungen im existierenden Rechtsrahmen angestellt.“

Daimler hat von April bis Juni weltweit mehr als 595 000 Autos von Mercedes-Benz verkauft, so viele wie noch nie in einem zweiten Quartal. Vor allem in Asien legte der Absatz stark zu. Der Daimler-Umsatz stieg im zweiten Quartal um sieben Prozent auf rund 41,2 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis lag bei rund 2,51 Milliarden Euro (plus zwei Prozent) – nach 2,45 Milliarden im zweiten Quartal 2016. Nach Abzug von Minderheitsanteilen bleibt ein Gewinn von 2,44 Milliarden Euro.

„Dank der anhaltend hohen Nachfrage werden wir über die Sommermonate durchproduzieren“, sagte Peter Theurer, Standortverantwortlicher für das Mercedes Werk in Sebaldsbrück. Als nächste Herausforderung sehe er nun die sich verändernde Zukunft der Mobilität. Unter anderem soll in der Hansestadt das erste Elektrofahrzeug von Mercedes unter der Marke EQ gebaut werden. Die Bremer Mitarbeiter seien aber gut darauf vorbereitet, sagt Theurer. Die Produktion des E-Autos soll in die normalen Montagelinien integriert werden.

Vergangene Woche hatte Daimler angekündigt, mehr als drei Millionen Diesel-Fahrzeuge in die Werkstätten zu rufen, um per Software-Update den Schadstoffausstoß zu verringern. Konzern-Angaben zufolge handelt es sich dabei um nahezu alle Fahrzeuge der Abgasnormen EU 5 und 6 in Europa. Die Aktion soll etwa 220 Millionen Euro kosten und in den kommenden Wochen beginnen. Auf die Halbjahresbilanz wirkt sich dieser Schritt daher noch nicht aus.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt seit März wegen möglichen Abgas-Betrugs gegen Daimler-Mitarbeiter. Medienberichten zufolge könnten bei mehr als einer Million Fahrzeuge Motoren eingebaut sein, bei denen Abgasmessungen manipuliert wurden. Daimler hat auch das nicht kommentiert, generell aber stets betont, sich an geltendes Recht gehalten zu haben.

BMW bricht Gespräche mit Daimler ab Der Autobauer BMW hat einem Pressebericht zufolge Kooperationsgespräche zu neuen Projekten mit dem Rivalen Daimler vorläufig ausgesetzt. Damit reagiere der Autobauer auf die Kartellvorwürfe gegen die deutschen Autohersteller, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Einen Vorstandsbeschluss bei BMW gebe es zwar nicht, das Management wolle aber die Zusammenarbeit kritisch hinterfragen. Betroffen sind demnach mehrere Bereiche, unter anderem der gemeinsame Einkauf von Autoteilen bei Zulieferfirmen. Ein geplantes Tankstellennetz für Elektroautos könne sich verzögern, hieß es in dem „SZ“-Bericht. Ein BMW-Sprecher wollte die Meldung nicht kommentieren.
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