Knapp 40 Prozent der Betriebe in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie (M+E) beklagen fehlende Aufträge – so auch in Bremen. Das ist das Ergebnis der Herbst-Konjunkturumfrage von Arbeitgeberverbänden aus der norddeutschen M+E-Industrie. Damit falle die Auslastung auf das drittniedrigste Niveau seit 18 Jahren. "Und mit 71 Prozent erwarten fast drei Viertel der Unternehmen auch im kommenden halben Jahr keine Umsatzsteigerung, in Bremen sogar 74 Prozent“, sagt die NORDMETALL-Vizepräsidentin Lena Ströbele. Die Personaldirektorin der Lürssen-Werftengruppe prognostiziert: „2025 werden wir nicht nur das dritte Jahr in Folge eine Rezession erleben, sondern auch eine echte Wirtschaftskrise.“
Besonders betroffen sind energieintensive Branchen wie Gießereien und Hersteller von Metallerzeugnissen, von denen 77 beziehungsweise 41 Prozent die Geschäftslage als unbefriedigend oder schlecht bewerten, besonders aufgrund der unverändert hohen Energiepreise. Es folgen in der Negativ-Bewertung der Straßenfahrzeugbau (54 Prozent) und die Maschinenbauer (44 Prozent). 37 Prozent aller M+E-Betriebe in Bremen konstatieren eine unbefriedigende oder schlechte Geschäftslage. Die Kapazitätsauslastung der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie ist auf 82 Prozent gesunken und liegt damit rund vier Prozent unter dem Langzeitdurchschnitt. Lieferengpässe beklagt mit 33 Prozent vor allem der Luft- und Raumfahrzeugbau.
Produktion ins Ausland verlagern
22 Prozent der Betriebe aus der Branche im Norden planen inzwischen gezwungenermaßen Produktionsverlagerungen ins Ausland. Für Bremen gaben das 28 Prozent der Unternehmen an. Dies sei der höchste jemals gemessene Wert in den Konjunkturumfragen. Vor allem im Straßenfahrzeugbau und im Luft- und Raumfahrzeugbau werden diese Überlegungen vorangetrieben. Für 67 Prozent der Unternehmen hat sich die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland in den vergangenen sechs Monaten weiter verschlechtert. Seit zwei Jahren pendelt dieser Wert um die 70-Prozent-Marke, vor sieben Jahren lag er noch bei 15 Prozent.
16 Prozent der befragten Bremer Betriebe überlegen, die Zahl der Beschäftigten zu verringern. Ströbele, die für Nordmetall die aktuellen Tarifverhandlungen führt, ergänzt: „Gewünscht und erhofft haben wir uns das alle anders, aber die harte Realität zeigt, wir befinden uns nicht in einer vorübergehenden Konjunkturdelle, sondern in einer andauernden Strukturkrise." Darauf müssen Arbeitgeber und Gewerkschaft in der gerade laufenden Tarifrunde eine angemessene Antwort finden. Die Betriebe brauchen unter anderem planbare und zugleich flexible Rahmenbedingungen und eine Entlastung bei den Arbeitskosten. Sie fordert unter anderem eine Unternehmenssteuerreform, niedrigere Energiepreise sowie wenige Bürokratie.
Treffen in Bremen für nächstes Tarifgespräch
Am Dienstag, 15. Oktober, treffen sich die Tarifparteien in Bremen für ihr nächstes Gespräch. An der Konjunkturumfrage nahmen 213 Unternehmen mit rund 113.000 Beschäftigten im August und September teil, in Bremen waren es 19 Betriebe mit rund 21.300 Beschäftigen.