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Das IT-Bildungshaus Mit 47 Jahren zur Fachinformatikerin ausgebildet

Nadja Hansen zeigt, dass es nie zu spät ist für eine Ausbildung zur Fachinformatikerin. Die 47-Jährige steht damit im Bremer IT-Bildungshaus kurz vor dem Abschluss. Bald startet der nächste Lehrgang.
16.05.2018, 18:55 Uhr
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Mit 47 Jahren zur Fachinformatikerin ausgebildet
Von Lisa Schröder

Die Zielgerade ist im Visier. Schon lange bereitet sich Nadja Hansen auf die Prüfung vor. Der schriftliche Teil ist schon geschafft, nun muss die 47-Jährige im Juni noch ihr Abschlussprojekt vorstellen. Wenn die Ziellinie geschafft ist, darf Hansen sich Fachinformatikerin nennen.

Der Weg dorthin war nicht leicht – eher ein Marathon. Studium und Ausbildung blieben bei ihr bisher ohne Abschluss. Im IT-Bildungshaus ist das nun nach der bestandenen Prüfung anders. Dort hat Hansen vor zwei Jahren die Weiterbildung aufgenommen: "Das habe ich nie bereut." Nur einen kurzen Moment zweifelte sie an sich, die komplexen Aufgaben zu lösen. Doch es sei mit der Hilfe der Kollegen immer weiter gegangen. Nach ihrer Tätigkeit im Einzelhandel suchte Hansen auch eine Herausforderung: "Ich hatte total Bock zu lernen."

Weiterbildung gegen Gutscheine

Vor allem hat Hansen gefallen, sich in einem Praktikum direkt beweisen zu können. Das sei ein unschätzbarer Vorteil. Denn das Bildungshaus ist bei HEC in der Überseestadt untergebracht. Das IT-Unternehmen gehört zur Gruppe Team Neusta. Gegen Bildungsgutscheine vom Jobcenter können die Teilnehmer sich dort wie bei anderen Bildungsträgern weiterbilden oder umschulen lassen. Nadja Hansen steigt im Anschluss an die Prüfung bei der Handelskammer direkt bei HEC als Testerin von Software ein – wieder eine Herausforderung.

Das Bildungshaus war für Hansen die erste Berührung mit Software und Programmiersprache. Davon habe sie vorher "keinen Plan gehabt". Anders ist das bei Sven Schöppner, der ebenfalls vor zwei Jahren die Weiterbildung aufnahm. Sein Leben lang habe ihn EDV begleitet. Doch der Nachweis über seine Qualifikationen fehlte ihm bisher. Das sollte sich ändern. "Ich habe mir das IT-Bildungshaus explizit dafür ausgesucht", sagt er. Denn vor allem habe er Schwerpunkte im Lehrplan finden wollen, die in der Praxis wirklich wichtig seien. Das habe ihn am Angebot überzeugt, das Mitarbeiter der HEC und Neusta gestalten. "Es gibt hier viel fachliches Know-how. Das färbt ab."

Schöppner hat ebenfalls bereits eine Stelle gefunden: An der Universität Bremen arbeitet der 47-Jährige in Zukunft im Institut für Weiterbildung an einer Software. Alle nun 13 Teilnehmer des Jahrgangs haben kurz vor dem Abschluss der Weiterbildung zum Fachinformatiker einen Arbeitsvertrag oder einen Arbeitsplatz in Aussicht. Viele von ihnen werden wie Hansen Mitarbeiter beim Team Neusta. Die IT-Gruppe kann auf diesem Weg neue Fachkräfte gewinnen. Doch am Ende soll es laut einer Sprecherin im Bildungshaus um die Ausbildung für den ganzen Arbeitsmarkt gehen.

"Man muss sich gegenseitig helfen"

Gabi Rosenbaum ist mit der Entwicklung des Programms und den bisherigen Teilnehmern zufrieden. Schon viele Jahre arbeitet sie in der Weiterbildung und betreut das Projekt für HEC. Der Beruf in der IT-Branche passe sicher nicht zu jedem, sagt Rosenbaum. Darum gebe es im Interesse beider Seiten auch Absagen für Bewerber. Besonders wichtig sei es, dass die Teilnehmer Verantwortung übernehmen und im Team arbeiten können. "Das Bild des Programmierers, der verborgen im Keller arbeitet, ist längst überholt. Man muss sich gegenseitig helfen." Das sehen Hansen und Schöppner ähnlich. Für Eigenbrötler sei der Beruf darum nichts. "Man muss miteinander reden", sagt Schöppner. Die beiden beherzigen das auch bei der Prüfungsvorbereitung und lernen gemeinsam.

Der Hintergrund der Teilnehmer im IT-Bildungshaus ist ganz unterschiedlich: Wiedereinsteiger, Studienabbrecher und Geflüchtete qualifizieren sich dort. Teils dauere es für Bewerber, die nötigen Bildungsgutscheine für das zweijährige Programm zu erhalten, so Rosenbaum. Das liege an der Bürokratie, seltener an Vorbehalten gegenüber der Branche. "Ein Sachbearbeiter sagte mir aber: IT hat doch keine Zukunft." Im Juli startet bereits der dritte Lehrgang – vielleicht sogar mit 30 Plätzen.

Wer sich für die Weiterbildung interessiert, kann das IT-Bildungshaus vom 11. bis 15. Juni kennenlernen. Mehr dazu gibt es unter it-bildungshaus.de .

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