Baku·Brüssel (wk). Rückschlag für das Prestigeprojekt der EU: Die Gaspipeline Nabucco soll anders als geplant den wertvollen Rohstoff nicht mehr direkt vom Kaspischen Meer nach Europa pumpen. Nach einer Einigung zwischen der Türkei und Aserbaidschan über eine gemeinsame Gasleitung kürzt das vom deutschen Energieriesen RWE geführte Konsortium die Pipeline von knapp 4000 Kilometern drastisch auf 1300 Kilometer.
Die Betreiber des aserbaidschanischen Gasfeldes Shah Deniz II kündigten an, die verkürzte Leitung als bevorzugte Route für Lieferungen an den Westen nutzen zu wollen. EU-Energiekommissar Günther Oettinger zeigte sich zufrieden. "Dies ist ein Erfolg für Europa und für unsere Versorgungssicherheit", sagte Oettinger gestern. Nabucco-West soll an der türkisch-bulgarischen Grenze an die nun beschlossene türkisch-aserbaidschanische Transanatolische Pipeline TANAP anschließen und Gas bis nach Österreich pumpen.
Die Europäische Union hatte sich in den vergangenen Jahren für Nabucco starkgemacht, das Europa unabhängiger von russischem Gas machen soll. Die Leitung soll jährlich bis zu 23 Milliarden Kubikmeter Gas liefern. Russland will ab Ende 2012 seine Konkurrenz-Pipeline South Stream durch das Schwarze Meer bauen.
Aserbaidschans autoritär regierender Präsident Ilcham Alijew und der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan hatten am Dienstagabend in Istanbul die rund 5,6 Milliarden Euro teure TANAP-Leitung besiegelt. Die Pipeline soll jährlich 16 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Türkei pumpen, davon sind zehn Milliarden Kubikmeter für Europa vorgesehen. Der Bau soll spätestens Anfang 2014 beginnen.