Nach der Übernahme eines großen Immobilienpakets durch die LEG Immobilien AG in Düsseldorf gibt es erste Anzeichen von Unzufriedenheit bei den Mietern. Geklagt wird über Müllablagerungen, um die sich zu lange niemand kümmert, sowie zunehmende Probleme mit Ratten.
Im November 2019 hatte die LEG, die aus der früheren staatseigenen Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalens hervorgegangen ist, rund 2200 Wohnungen im Nordwesten gekauft, und zwar von der in Hannover ansässigen Baum-Gruppe. Etwa die Hälfte des Bestandes befindet sich in Bremen, verstreut auf mehrere Stadtteile. Zum neuen Eigentum der LEG zählt auch ein Mehrfamilienhaus-Komplex mit gut 130 Einheiten im Einmündungsbereich Stralsunder / Rostocker Straße.
„Dass hier Müll weggeworfen wird und Betreiber von Imbiss-Stuben oder Baubuden ihre Abfälle heimlich entsorgen, kam auch in der Vergangenheit schon vor. Aber das blieb nicht so lange liegen“, sagt Elke Janzon vom nahen Bewohnertreff der gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft Wabeq. Janzon und die Gröpelinger Quartiersmanagerin Rita Sänze glauben den Grund zu kennen. Oder wenigstens einen Anhaltspunkt. Anders als zu Zeiten der Baum-Gruppe ist jetzt nämlich kein Hausmeister mehr vorhanden, der vor Ort regelmäßige Sprechstunden abhält.
Wer der LEG Mängel im oder rund ums Haus melden will, muss sich an deren zentrales Servicetelefon in Düsseldorf wenden oder eine Mail schreiben. „Das bereitet insbesondere Leuten mit geringen Deutschkenntnissen Probleme, und davon haben wir hier eine ganze Menge“, sagte Rita Sänze. Diese Personen hätten sich dem Hausmeister früher zur Not mit Händen und Füßen verständlich gemacht. „Aber wenn man jetzt in Düsseldorf anruft, muss man erst mal erklären, von wo man anruft, wer man überhaupt ist und wie die Verhältnisse vor Ort sind. Das schreckt doch viele ab“, weiß Elke Janzon.
Rita Sänze würde solche Dinge gern mal mit jemandem besprechen, „der bei der LEG was zu entscheiden hat“. Diesen Dialog hatte die LEG eigentlich auch angekündigt. Anfang April war das, bei einem Gespräch von LEG-Vertretern in der Senatskanzlei. Im Rathaus hatte man zuvor positiv registriert, dass sich die LEG-Spitze nach dem Erwerb des Bremer Immobilienpakets brieflich an Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) gewandt hatte – wohl auch um Befürchtungen auszuräumen, mit der LEG lasse sich womöglich eine neue Immobilien-Heuschrecke in der Hansestadt nieder.
Zustande gekommen ist der Kontakt zum Quartiersmanagement allerdings noch nicht. Rita Sänze hofft, dass sich das bald ändert. Der vormalige Eigentümer des Komplexes an der Rostocker / Stralsunder Straße habe zwar auch gewinnorientiert gewirtschaftet, so Sänze, sei aber doch zugänglich gewesen für Appelle, „wenn man ihn auf konkrete Problem angesprochen hat“. Mit der LEG würde sie sich unter anderem gern über die Einrichtung eines Concierge-Dienstes im Eingangsbereich des Wohnblocks unterhalten. „Dafür lässt sich vielleicht eine öffentliche Förderung erreichen“, regt die Quartiersmanagerin an.
Bei der LEG sieht man in puncto Hausmeisterdienste keine gravierende Veränderung zum Zustand vor dem Eigentümerwechsel. „In unseren neuen Quartieren in Bremen sind täglich zwei Objektbetreuer im Einsatz. Selbstverständlich entfällt von deren Arbeitszeit auch ein größerer Anteil auf unser Quartier Stralsunder Straße / Rostocker Straße“, schreibt Konzernsprecher Mischa Lenz auf Anfrage des WESER-KURIER. Dass es aktuell keine regelmäßigen Sprechstunden vor Ort gibt, räumt er allerdings ein. Schon vor drei Jahren habe das Unternehmen für individuelle Mieteranliegen „einen zentralen Kundenservice ins Leben gerufen, um lange Wartezeiten vor den damaligen Hausmeisterbüros zu vermeiden“.
Lenz weiter: „Wir merken aber, dass für einige Mieter, unter anderem ältere Menschen oder Menschen mit Sprachbarrieren, eine direkte Kommunikation mit unseren Fachleuten vor Ort möglicherweise für beide Seiten (also für unsere Mieter und uns als Vermieter) hilfreich ist, um Probleme schneller zu lösen. Wir planen daher, künftig auch am Standort Bremen wieder Mietersprechstunden durch unsere Kundenbetreuer anzubieten.“ Man sei gespannt, wie gut dieser Service dann angenommen wird. Auch den Dialog mit Stadt und Quartiersmanagement wolle die LEG in Kürze intensivieren.
Hausmeister ständig im Einsatz
Zwei Minuten Fußweg vom LEG-Wohnblock entfernt befindet sich ebenfalls an der Rostocker Straße ein größeres Quartier mit Mehrfamilienhäusern, die der stadteigenen Brebau gehören. Die Gebäude stammen aus den 1930er-Jahren, wurden aber in den vergangenen Jahren teilweise saniert. Müllablagerungen wird man dort in Regel vergeblich suchen. Und wenn es welche gibt, sind sie schnell wieder verschwunden. „Darum kümmern sich zwei Hausmeister, die hier ständig im Einsatz sind“, erfährt man von Geschäftsführer Thomas Tietje.
Die Brebau unterhält ein Büro mitten im Quartier, das für die Mieter als Anlaufstelle dient. Für Tietje ist das Teil der Unternehmensstrategie und dient dem Werterhalt des Wohnungsbestandes rund um die Rostocker Straße, in den die Brebau seit 2015 rund 5,6 Millionen Euro investiert hat. „Unsere Präsenz vor Ort“, sagt Tietje, „ist der ganze Erfolgsfaktor.“