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Ein Jahr nach der Explosion in Beirut Bremer Unternehmen Combi Lift hilft beim Wiederaufbau

Auf Combi Lift aus Bremen wartet im Hafen von Beirut nach der Explosion vor einem Jahr immer noch viel Schutt. In zwölf bis 18 Monaten soll alles "besenrein" sein. Wie der Plan für den Wiederaufbau aussieht.
04.08.2021, 11:51 Uhr
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Bremer Unternehmen Combi Lift hilft beim Wiederaufbau
Von Florian Schwiegershausen

Für Heiko Felderhoff und sein Team ist es beim Aufräumen im Hafen von Beirut zuerst um das Gefahrengut gegangen. Felderhoff ist Geschäftsführer von Combi Lift, das Teil der Bremer Reederei Harren & Partner ist. Erfahrung mit Havariesituationen hat das Unternehmen genügend. Einige Tage nach der Explosion im Hafen erhielt Felderhoff einen Anruf von der Bundesregierung, ob man helfen könne. Sofort machte er sich auf den Weg in die Hauptstadt des Libanon. Das größte Gefahrenpotenzial: die Chemikalien im Hafengebiet.

59 Container brachte Combi Lift zur Entsorgung nach Niedersachsen. Hier half auch der Bremer Müllentsorger Nehlsen. Im nächsten Schritt will Felderhoff das Hafenviertel von Beirut "besenrein" übergeben.

Für die Planung von Beiruts Hafenzukunft waren am Montag bei Harren & Partner im Büropark Oberneuland Suheil Mahayni von HPC Hamburg Port Consulting sowie der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Körber zu Besuch.

Felderhoff stellt fest: "Momentan liegen noch eine halbe Million Kubikmeter an Schutt- und Stahlresten herum." Für den Abtransport rechnet er mit zwölf bis achtzehn Monaten Dauer. Dazu arbeiten die Bremer mit einem französischen Unternehmen zusammen. Der Mix aus Schutt und organischen Stoffen sei nicht ohne. "Erst vergangenen Donnerstag entzündete sich wieder Getreide in einer Kammer des zerstörten Silo", sagt der Combi-Lift-Geschäftsführer. Felderhoff will schnellstmöglich anfangen: "Die Stahlpreise sind momentan hoch". Der Stahlschrott soll die Aufräumkosten mitfinanzieren.

Zur Unterstützung erhält Combi Lift zwei Millionen Euro aus dem Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). CDU-Politiker Körber erläuterte als Mitglied im Haushaltsausschuss des Bundestags, dass dieser einstimmig neben der Summe auch zehn Millionen Euro für die Vorplanungen von HPC für einen neuen Hafen in Beirut bewilligt hat. Die Tochter der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hat Erfahrung bei der Planung von Terminals und sollte schon früh im Auftrag des BMZ einen Plan erarbeiten, wie man den Hafen von Beirut wieder wettbewerbsfähig machen kann.

Verantwortlich dafür ist Suheil Mahayni, dessen Familie selbst aus dem Libanon kommt. Den Plan der Weltbank, den Hafen so aufzubauen wie vorher, lehnt er ab. Stattdessen will im Westteil des Hafen eine Hafencity ähnlich wie in Hamburg bauen: "Mit dem Verkauf der Wohnungen soll der neue erweiterte Hafen in Richtung Osten finanziert werden." Mahayni rechnet hier mit Einnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 1,26 Milliarden Euro). Das Geld soll all das finanzieren, was ein Hafen braucht: ein Containerterminal, ein Roro-Terminal für den Autotransport, ein Terminal für Massen- und Stückgut sowie Projektladung und ein Kreuzfahrtterminal.

Damit dieses Projekt transparent und ohne Korruption erfolgt, will Mahayni dafür eine besondere Trust-Konstruktion aufbauen, die genau das verhindern soll. Außerdem steht der Planer in Kontakt zu Rodolphe Saadé, dem Chef der französischen Reederei CMA CGM. Saadés verstorbener Vater und Gründer der Reederei ist in Beirut geboren. Überhaupt sehen die Planungen nach einer deutsch-französischen Kooperation aus.

Mahayni sprach zum Schluss des Termins in Bremen aus vollstem Herzen: "Wir müssen uns als Deutsche und Europäer überlegen, ob wir hier führend sein wollen, eine Region im Sinne des europäischen Wertekanons zu gestalten, oder die Region komplett aufgeben wollen." Die Alternative an diesem Punkt von geopolitischer Bedeutung sei, nichts zu machen und damit das Feld China oder Russland zu überlassen.

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