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Nach Zahlungsausfall Anzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat der Gewoba

Seit mehr als einem Jahr warten mehrere Handwerksbetriebe auf die Zahlung von insgesamt mehr als einer halben Million Euro für die Arbeiten bei einem Gewoba-Projekt. Ein Betrieb will nun Anzeige erstatten.
11.03.2022, 17:00 Uhr
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Anzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat der Gewoba
Von Florian Schwiegershausen

Mehrere Bremer Handwerksbetriebe warten noch immer auf die Bezahlung ihrer Arbeiten für das Gewoba-Projekt in Bremen-Tenever. Der niederländische Generalunternehmer Liason Nederland BV müsste eigentlich seit mehr als einem Jahr eine Gesamtsumme von mehr als einer halben Million Euro an die Firmen gezahlt haben. Nachdem der Dachdecker Schmidt nun per Mahn- und Pfändungsbescheid in den Niederlanden alle üblichen Wege ausgeschöpft hat, ist seine Geduld am Ende. Er zeigt  die Gewoba und den Liason-Geschäftsführer Johannes Bernardus Hogenberg an. Die entsprechenden Unterlagen dafür hat Lutz Detrings Anwalt Thomas Voigt an die Bremer Staatsanwaltschaft geschickt. "Die Anzeigen richten sich gegen den Vorstand und den Aufsichtsrat der Gewoba", erläutert der Fachanwalt für Baurecht. Der Vorwurf lautet: Betrug und Beihilfe zum Betrug. Der damals verantwortliche Liason-Geschäftsführer soll sich unter anderem wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung verantworten.

Vergangene Woche war in der Handwerkskammer noch ein Gespräch angesetzt, an dem auch eine Vertreterin der Gewoba teilnahm. Doch das städtische Wohnungsunternehmen sieht die Verfehlungen nicht bei sich, sondern beim niederländischen Generalunternehmer. Dem WESER-KURIER hatte die Gewoba mitgeteilt, man habe vor der Erteilung des Auftrags an Liason Nederland BV das Unternehmen einer ausreichenden Prüfung unterzogen, ob es denn auch die entsprechenden Kapazitäten habe, um die Arbeiten ausführen zu können.

Gewoba prüft auch rechtliche Schritte

Während es bei dem Auftrag in Tenever bereits zu Zahlungsverzögerungen gekommen sei, habe die Gewoba der Firma Liason noch einen zweiten Auftrag erteilt: und zwar im September 2020 für die Gartenstadt Werdersee. Diese Arbeiten hat das Wohnungsunternehmen der holländischen Firma allerdings im vergangenen Mai entzogen. "Die Firma hat die zu erbringenden Leistungen nicht mehr erbracht", heißt es in einem Gewoba-Schreiben an den WESER-KURIER. Inzwischen baut ein anderes Unternehmen die Wohnungen. Hier prüft ein Anwalt gerade, wie hoch der wirtschaftliche Schaden ist, der für die Gewoba entstanden ist und wie dieser rechtlich unter den Bedingungen einer Insolvenz in den Niederlanden geltend gemacht werden kann. Diese Prüfung sei auf zivilrechtliche Schadensersatzansprüche ausgerichtet. "Soweit sich aus dem Ergebnis Anhaltspunkte für ein strafrechtliches Vorgehen gegen handelnde Personen ergeben, geht man auch dagegen vor", heißt es in dem Schreiben. Bis voraussichtlich Mai habe man diese Prüfung abgeschlossen.

Der WESER-KURIER hat erneut dem Unternehmen Liason Nederland BV sowie der Liason Nederland GmbH in Weyhe und damit dem damals verantwortlichen Geschäftsführer Johannes Bernardus Hogenberg per E-Mail Gelegenheit gegeben, sich zu der Sache zu äußern. Die Anfragen blieben bis jetzt unbeantwortet.

Projekt erst in Eigenregie ausgeschrieben

Die Gewoba wollte die Pezzettino-Häuser in Tenever erst in Eigenregie bauen. 2017 schrieb sie dazu die einzelnen Lose entsprechend der Gewerke aus. Doch die Angebote, die die Handwerksbetriebe machten, schienen der Gewoba zu hoch. Also suchte sie per erneuter Ausschreibung einen Generalunternehmer. Den Zuschlag erhielt Liason Nederland BV. Die Gewoba hatte eine Gesamtsumme in Höhe von 20 Millionen Euro veranschlagt. Um den Rohbau sollte sich Liason selbst kümmern, die zusätzlichen Gewerke wie Fenster, Zimmer- und Dachdeckerarbeiten sowie Elektrik schrieb das Unternehmen dann aus.

Die Gewoba hat dem Unternehmen im Januar 2021 die Schlussrechnung bezahlt. Zu dem Zeitpunkt kam es bereits zu Zahlungsverzögerungen von Liason gegenüber den Bremer Handwerksbetrieben, wie diese erklären. Die Gewoba sagt außerdem, dass zu Liason kein Kontakt mehr bestehe.

Bremens städtische Wohnungsunternehmen kommen nicht zur Ruhe. Vor einer Woche wurde gegen die Brebau eine Geldbuße in Höhe von 1,9 Millionen Euro verhängt. Das Unternehmen hatte gegen den bestehenden Datenschutz verstoßen und in vielen Fällen Daten von Mietinteressenten – Hautfarbe, ethnische Herkunft, religiöse Zugehörigkeit und andere Details – erhoben und gespeichert.

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