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Deutsche Seehäfen Logistiker wünschen bessere Kooperation

Die Projektlogistiker aus Bremen, Bremerhaven und der Region wollen eine Kooperation der deutschen Seehäfen. An diesem Freitag wird über dieses Thema im Bundestag debattiert.
20.01.2023, 05:00 Uhr
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Logistiker wünschen bessere Kooperation
Von Peter Hanuschke

Bremens Projektlogistiker sind zufrieden: Der Umschlag von Maschinenteilen und Gütern, die von der Größe her nicht mehr in den Container passen, wächst. Das geht aus einer Umfrage der Bremischen Hafen- und Logistikvertretung (BHV) hervor, die im Rahmen des zehnten Fachforums Projektlogistik in dieser Woche präsentiert wurde. Demnach berichten fast 70 Prozent der Teilnehmer, dass ihr Ladungsvolumen 2022 gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Knapp die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass es auch im laufenden Jahr weiter aufwärts geht, und über 20 Prozent erwarten gleichbleibende Mengen. Unabhängig davon wünscht sich ein Großteil der Unternehmen eine bessere Kooperation der deutschen Seehäfen. Passend dazu fordert der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) mehr Tempo bei der Erarbeitung der nationalen Hafenstrategie. An diesem Freitag findet die Bundestagsdebatte zum Hafenstandort Deutschland statt.

„Das sind Mut machende Zahlen“, so BHV-Geschäftsführerin Petra Lüdeke zur Umfrage. Mit Blick auf die jüngsten Rückgänge bei Containern und Pkw in den bremischen Häfen wies die Geschäftsführerin auf die Anstrengungen hin, „die noch nötig sind, um unsere Häfen beim Gesamtumschlag wieder auf Wachstumskurs zu bringen.“ Dazu gehöre vor allem eine Kooperation der deutschen Seehäfen im Rahmen der geplanten nationalen Hafenstrategie. „Dafür haben sich nicht nur mehr als 80 Prozent der von uns befragten Logistikdienstleister, und das ist besonders bemerkenswert, sondern auch 70 Prozent der Verlader ausgesprochen.“ Die BHV vertritt etwa 250 überwiegend mittelständische Mitgliedsunternehmen aus der Logistik-, Hafen- und Transportwirtschaft aus dem Großraum Bremen und Bremerhaven.

Mehr Tempo bei nationaler Hafenstrategie

Im Vorfeld der Bundesdebatte Hafenstandort machte ZDS-Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus am Donnerstag noch einmal deutlich, dass es ohne die deutschen Seehäfen insgesamt nicht laufe – egal ob es um Windkraft, Wasserstoff und Ammoniak, LNG, deutsche Exporte oder Versorgungssicherheit gehe. Ohne die deutschen Seehäfen werde auch der Klimaschutz nicht funktionieren. "Wenn Deutschland die Transformation meistern will, braucht es deutlich mehr Wumms in der deutschen Hafenpolitik und ein deutlich größeres Engagement des Bundes." Die nationale Hafenstrategie sei das richtige Instrument, um das zu schaffen. "Wir brauchen aber deutlich mehr Ehrgeiz und Tempo, was Ziele und Umsetzung dieser Strategie angeht.“

Man müsse in der Hafenpolitik vom Wollen zum Machen kommen, sagt Hosseus und verdeutlicht die Forderung am Beispiel Ausbau von Windkraft: "Wenn die für so viele Bereiche erforderliche Windenergie zu Wasser und zu Land schnell und massiv ausgebaut werden soll, dann brauchen wir als erstes mehr Schwerlastflächen an Nordsee und Ostsee." Sonst könnten weder die Anlagen in der See aufgebaut und unterhalten noch die nötigen Onshore-Anlagen importiert werden. Der Bund müsse bei diesen nationalen Aufgaben aktiver werden und Grundlagen schaffen, sowohl bei rechtlichen Fragen als auch bei Finanzierungsinstrumenten. Das Beispiel lasse sich auf viele andere Zukunftsfelder übertragen. "Deswegen brauchen wir schnell eine gute Nationale Hafenstrategie.“

Trotz des Optimismus der Projektlogistiker steht die Branche auch vor großen Herausforderungen, über die auf dem Forum ausführlich diskutiert wurde: So leiden viele Unternehmen unter dem Fachkräftemangel, vor allem im kaufmännischen Bereich. „Flexiblere Arbeitszeitmodelle, Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gezieltere Aktivitäten des Fachkräftemarketings und eine Steigerung der Attraktivität der Berufe in der Projektlogistik sind mögliche Ansatzpunkte, um gegenzusteuern“, so das Fazit von Sven Hermann. Der Geschäftsführer von Prolog Innovation und Mitinitiator des Fachforums moderierte unter anderem die Podiumsdiskussion zum Thema „Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus?“.

Projektlogistik-Award

Zum ersten Mal hatte die BHV im Rahmen des Fachforums den „BHV-Projektlogistik-Award“ ausgeschrieben. Vergeben wurde der Preis an die OHB Digital Services GmbH aus Bremen. Das IT-Unternehmen erhielt die Auszeichnung für seine „LogTwin“-Entwicklung. „Dabei handelt es sich um einen digitalen Zwilling, also eine Softwarelösung, mit der wir ein digitales Abbild sämtlicher Logistikflächen, Warenbewegungen, Prozesse und Transportmittel herstellen können. Und zwar in Echtzeit", sagte BHV-Präsidiumsmitglied Patric Drewes, der den Award an Christian Stelljes, Manager Innovation & Sales bei OHB Digital Services, überreichte. „Mit LogTwin lassen sich Suchzeiten, Fehlerquoten und die manuelle Dokumentation gerade auch in der Projektlogistik deutlich reduzieren", so Stelljes.

Drewes wies in seiner Laudatio darauf hin, dass der Gewinner alle Logistiker dazu einlade, an der Technologie des digitalen Zwillings teilzuhaben, „um dabei gemeinsam Fortschritte zu erzielen. Und das nicht erst in der Zukunft, sondern schon jetzt. Es kann sofort losgehen.“

Auch im kommenden Jahr werde die BHV wieder einen Award ausschreiben und im Rahmen des Fachforums vergeben, kündigte Drewes an. Mit der Auszeichnung sollen innovative Lösungen in der Projekt- oder Breakbulk-Logistik, bei denen die bremischen Häfen eine wichtige Schlüsselrolle spielen, prämiert werden.

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