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Tennet plant Netzausbau Neue Stromtrassen durch Bremen und die Wesermarsch

Mit neuen und stärkeren Stromleitungen will der Netzbetreiber Tennet den Windstrom durch das Gebiet zwischen Ems und Elbe transportieren. Ein Teil der Trassen wird durch Bremen und die Wesermarsch führen.
12.05.2021, 16:49 Uhr
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Von Florian Schwiegershausen

Für die Energiewende in Deutschland sind zusätzliche Leitungen notwendig, die den Windstrom aus dem Norden in den Süden transportieren. Daher hat der Netzbetreiber Tennet nun zehn neuen Stromleitungsprojekte vorgestellt. Sie sollen bis zum Jahr 2030 im Gebiet zwischen Ems und Elbe zehn fertig sein. Berührt von diesen Projekten sind die Städte Bremen, Delmenhorst und Wilhelmshaven sowie links der Weser die Landkreise Wesermarsch, Ammerland, Oldenburg und Friesland. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Landkreis Wesermarsch zu, über den eine ganze Reihe der Leitungen laufen werden. Denn drei Leitungen sollen die Weser kreuzen. Auch durch die Stadt Bremen sollen zwei Leitungen führen.

Das wohl größte Projekt ist der sogenannte B-Korridor, der aus zwei Gleichstromleitungen besteht. Sie sollen mit einer Leistung von jeweils zwei Gigawatt den Strom aus dem Norden in Richtung Nordrhein-Westfalen transportieren. Das würde ausreichen, um zehn Millionen Haushalte mit Elektrizität zu versorgen. Eine Leitung kommt aus Heide in Schleswig-Holstein, kreuzt die Elbe und geht in Richtung Südwesten vorbei an Osterholz-Scharmbeck, Bremen-Nord bis in Richtung Polsum, einem Teil der Stadt Marl in Nordrhein-Westfalen. Die andere Leitung dieses B-Korridors führt von Wilhelmshaven nach Süden bis Hamm-Uentrop, wo sich ein stillgelegtes Atomkraftwerk befindet. Es handelt sich um eine Strecke von mehreren hundert Kilometern.

Standorte alter Atomkraftwerke von Bedeutung

Der B-Korridor ist mit Erdkabeln geplant. Und dieses Kabel muss auch die Weser queren. Damit der Gleichstrom fließen kann, baut Tennet außerdem ein neues Umspannwerk in Wilhelmshaven. Dies und der jetzige Standort des Atomkraftwerks Unterweser werden die Knotenpunkte, an denen der Strom von den Windparks in der Nordsee ankommen soll.

Neben dem B-Korridor sollen in Bremen außerdem die Stromleitung Conneforde-Sottrum und die Elbe-Weser-Leitung die Weser passieren. Diese beiden sind als freistehende Leitungen geplant, genauso wie die von Elsfleth in der Wesermarsch bis nach Ganderkesee. Während es sich bei den Offshore-Kabeln und den B-Korridoren um komplett neue Projekte handelt, will Tennet beim Rest die bereits bestehenden Freileitungen von 220 Kilovolt auf 360 Kilovolt aufrüsten. Dafür sind neue Kabel notwendig, die etwas anders aussehen als die bisherigen.

Bürger früh über die Trassen informieren

Bereits vor zwei Wochen hat Netzbetreiber Tennet dazu die Stadt Bremen sowie die Landkreise Wesermarsch, Ammerland, Oldenburg und Friesland informiert. Tennet-Projektleiterin Maren Bergmann verwies darauf, dass auf den Karten bisher nur die rein schematischen Leitungen zu sehen sind: "Die finale Trassierung wird sich in den Planungen herauskristallisieren, die sich alle noch am Anfang befinden." Zuerst werde der grobe Korridor festgelegt, bei dem man von Anfang an mit wenig Widerständen zu rechnen habe. Für die B-Korridore müssen nun die Trassen gesucht werden. Je nach Kabel geht es als nächstes ins Raumordnungsverfahren oder die Bundesfachplanung. Für länderübergreifende Projekte ist die Bundesnetzagentur zuständig, für Teile innerhalb Niedersachsens ist die dortige Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr mit den Plänen betraut.

Gleichzeitig will das Unternehmen früh den Dialog mit den Bürgern in den betroffenen Kommunen führen. Inka Wilken, die als Tennet-Vertreterin in der Vergangenheit bereits Bürgerdialoge geführt hatte, sagt: "Ein früher Dialog birgt das Risiko, dass wir noch nicht so konkret werden können. Wenn wir den aber früh und eng fortführen und über schwierige Themen informieren, zeigt uns die Erfahrung, dass man da eine konstruktive Gesprächsatmosphäre schaffen kann." Wilken weiß aber auch: "Dass nicht jeder bei diesen Linienbauwerken glücklich ist, scheint auch klar. Wir können nicht immer eine Lösung für einen Einzelnen finden. Am Ende gibt es immer Positionen, an denen man sich nicht einig werden kann." Zwecks Beteiligung wird es in den Landkreisen Veranstaltungen geben, bei denen die Bürger informiert werden.

Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD), der aus Sande bei Wilhelmshaven kommt, sieht die Leitungen als dringend notwendig für die Energiewende: „Niedersachsen ist das Bundesland, das am meisten Windenergie auf See und an Land produziert, aber der Strom muss auch dorthin gelangen, wo er gebraucht wird. Der Zeitdruck wächst hier stetig, da wir alles daran setzen müssen, unsere selbstgesteckten Ziele beim Klimaschutz zu erreichen". Für die anstehenden Projekte rechnet Netzbetreiber Tennet mit Investionen im höheren dreistelligen Millionenbereich.

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