Wer eine Jacht für ein paar Millionen Euro kauft, das auch gerne im dreistelligen Bereich, der will in der Regel nichts von der Stange. Seine Jacht muss etwas Besonderes darstellen, sie muss einmalig sein. Und wenn das Geld dann doch nur für eine Serienjacht reicht, dann sollte sie sich zumindest vom Innendesign her abheben. Wer eine Luxusjacht kaufen will, der guckt sich auf der Monaco Boat Show um oder er fährt einfach nach Bremen-Nord. Denn Bremen-Nord gehört seit Jahrzehnten zu einem der internationalen Jachtbauzentren. Dafür sorgen nicht nur Werften wie die Lürssen-Gruppe oder Abeking & Rasmussen, sondern unter anderem auch Beiderbeck Designs.
Beiderbeck Designs zählt zu den führenden europäischen Konstruktionsbüros für Megajachten und entwickelt das Gesamtkonzept von Außen- und Innendesign für Motor- und Segeljachten von 20 bis über 100 Metern Länge. Beiderbeck Designs übernimmt dabei die gesamtverantwortliche Ausarbeitung – von der ersten Skizze bis zur Baubetreuung auf der Werft und Endabnahme. Um die Wünsche der Kunden noch besser verwirklichen zu können, hat Beiderbeck Designs an seinem Hauptsitz in Vegesack einen neuen Showroom eröffnet.
In einem Studio auf der dritten Etage des Alten Hafenspeichers von Vegesack präsentieren acht Unternehmen ihre Marken und Produkte. Dazu gehören Siebensee, FBB Group, Oliver Treutlein (OT), Marinepool und Crystal Caviar sowie Riviera Yacht Service und Incidence Sails zusammen mit Beiderbeck Designs. „Wir wollen Eignern und deren Vertretern, aber auch den Werften die Gelegenheit geben, möglichst viele Aspekte der Ausstattung an einem Ort zu besichtigen und eine Vorauswahl zu treffen“, erklären die Initiatoren Tim Ulrich und Immo Lüdeling von Beiderbeck Designs. Die gebündelte Darbietung spare einerseits Zeit, weil die Entscheider nicht jede Firma gesondert besuchen müssen, andererseits könnten so zum Beispiel verschiedene Materialien und Farben live aufeinander abgestimmt werden. Unterstützt werde dieser Prozess durch modernste Kommunikationstechnik, die HD-Videokonferenzen für den Austausch zwischen Anbietern und Kunden ermögliche.
Den Kunden nicht nur schöne Prospekte zeigen
Dass ganz unterschiedliche Design- und Funktionselemente wie feinste Teppiche, böhmische Kristallkunst, Segelbekleidung oder Polstermöbel zusammen ausgestellt werden, ist also Strategie des neuen Showrooms. Ebenso gehören zum Angebot Support-Lösungen wie die Organisation von An-Bord-Events und die Erledigung von Visa- und Zollformalitäten. „Wir fühlen uns in der Aura von Beiderbeck Designs sehr gut aufgehoben, da dort die Erfahrung und Designvielfalt im Tagesgeschäft eine große Rolle spielen“, sagt beispielsweise Manuel Del Colombo, Geschäftsführer der Polstermöbelmanufaktur Finkeldei Interieurs, die im Joint Venture mit Stükerjürgen Aerospace Composites exklusives Mobiliar für die Nutzung an Deck produziert. Den Kunden nicht nur schöne Prospekte zu zeigen, sondern Verarbeitung, Sitzkomfort und Design hautnah spüren zu lassen, sei ein wichtiger Aspekt, die Marke Siebensee im Showroom zu platzieren.
Und wer als Kunde den maritimen Lifestyle erleben möchte, der sollte einen Termin vereinbaren. Denn einfach mal vorbeischauen, das ist im Showroom nicht möglich. Schließlich könnten sich da ja Personen begegnen, die sich gar nicht begegnen sollen. Denn eines wird in der Welt der Luxusjachten immer großgeschrieben: die Anonymität des Kunden. Der Schutz der Privatsphäre aller Kunden sei "unser höchstes Gebot“, garantieren Tim Ulrich und Immo Lüdeling in Übereinstimmung mit den anderen Partnern.
Albert Schweizer, Repräsentant für Nordeuropa und alle deutschsprachigen Länder der Hightech-Segelmacherei Incidence Sails, die in Frankreich mit eigenen Membranen produziert und bereits seit zehn Jahren im Alten Hafenspeicher von Vegesack ist, begrüßt die Bündelung von Know-how im Showroom: „Es entsteht ein beispielloses Kompetenzzentrum für die Ausstattung von Superjachten, zu der wir Konzeption und Projektierung von Rigg und Segeln beim Neubau und Refit beisteuern.“
Nach der Eröffnung des Zweitsitzes Anfang 2018 an der Côte d’Azur in Frankreich ist der Showroom für Beiderbeck Designs ein bedeutender Schritt in Richtung Vernetzung deutscher und internationaler Anbieter mit ihren Auftraggebern. Über zehn Jahre nach der Neugründung haben die Naval Architects und Engineers sich als ein führendes europäisches Designbüro für Megajachten profiliert. Bis heute wurden bei Beiderbeck Designs etwa 250 Projekte realisiert.
Design seit 1996 aus Vegesack
Beiderbeck Designs wurde 1996 von Jörg Beiderbeck gegründet. Beiderbeck, der 2015 im Alter von 69 Jahren verstarb, hatte nach dem Schiffbaustudium in Kiel unter anderem zwei Jahre für eine Schweizer Investorengruppe gearbeitet, die in Karthago in Tunesien eine Werft für Kunststoffboote bauen ließ. Zurück in Deutschland begann er beim Konstrukteur Fritz Vertens in Schleswig. 1985 wurde der Betrieb jedoch eingestellt, da es keinen Nachfolger gab – Beiderbeck wurde Freiberufler. Er ging nach Bremen und verdingte sich bei der Lürssen-Werft.
Er sollte eine Jacht für den König von Jordanien entwerfen, eine Arbeit, die ihm einen festen Job bei Lürssen einbrachte. 1989 hat Beiderbeck mit der 40-Meter-Yacht „Be Mine“ den Start der Werft in die Megajacht-Szene mit geprägt. 2012 zog sich Beiderbeck aus dem aktiven Berufsleben zurück, blieb aber Gesellschafter. Die Führung von Beiderbeck Designs übergab er an Immo Lüdeling und Tim Ulrich. Beide hatte Beiderbeck als Dozent an der Bremer Hochschule im Bereich Schiffbau und Meerestechnik kennengelernt.