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Neustart der Bremer Reederei Beluga Neues Domizil für "Hansa Heavy Lift"

Bremen. Es ist nur ein unscheinbarer Streifen Papier, der unter der Adresse Martinistraße 1 am Briefkasten klebt. Im KBC-Bürogebäude, wo bis vor Kurzem noch die "Beluga Offshore" beheimatet war, prangt nun der Schriftzug "Hansa Heavy Lift GmbH".
20.04.2011, 05:00 Uhr
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Von Krischan Förster

Bremen. Es ist nur ein unscheinbarer Streifen Papier, der unter der Adresse Martinistraße1 am Briefkasten klebt. Im KBC-Bürogebäude, wo bis vor Kurzem noch die "Beluga Offshore" beheimatet war, prangt nun der Schriftzug "Hansa Heavy Lift GmbH".

Damit bestätigt sich, was vom Oaktree-Management bislang nicht bestätigt wurde. Der Auszug einer deutlich verkleinerten Reederei aus der Beluga-Zentrale auf dem Teerhof steht vermutlich unmittelbar bevor und könnten nach Recherchen dieser Zeitung gleich nach Ostern erfolgen. Gut 60 Mitarbeiter aus dem Fleet Management (Bereederung), dem Chartering (Befrachtung) und anderen Abteilungen waren in den vergangenen Tagen angesprochen und auf Deck 4 unter dem Namen "Beluga Support Team" zusammengefasst worden. Sie bilden die Kernmannschaft, die derzeit noch für Beluga und künftig dann offenbar für "Hansa Heavy Lift" die verbliebenen Schiffe betreuen soll.

Mit 16 Schiffen versuchen Oaktree und die Insolvenzverwaltung um Edgar Grönda seit Anfang April einen Neuanfang mit Teilen der schwer angeschlagenen Reederei. Die erst vor wenigen Tagen von somalischen Piraten freigelassene "Beluga Nomination" sowie der aus China erwartete Neubau "Tokyo" sollen noch dazukommen. Mit diesen Schiffen wollte Oaktree laut einem Strategiepapier vor allem im Super-Schwergut-Segment wieder am Markt aktiv werden. Der dieser Zeitung vorliegende Plan sieht vor, auf Anhieb "weltweit der führende Anbieter" zu werden. Schon in diesem Jahr wird ein Gewinn vor allen Abzügen von gut 21 Millionen Dollar (15 Millionen Euro) erwartet, der zwei Jahre später auf mehr als 100 Millionen Dollar wachsen soll. Um diesen Kurs abzusichern, will Oaktree demnach 30 Millionen Dollar an frischem Kapital bereitstellen.

Der Name Beluga ist ramponiert

Doch nachdem Zahlungsausfälle und Insolvenzen das Geschäft nahezu zum Erliegen gebracht hatten, ist der Name Beluga inzwischen offenbar stark ramponiert. Zwar hatte sich Oaktree bereit erklärt, ausstehende Forderungen und fällige Reisekosten zu finanzieren und die Flotte damit wieder zum Fahren zu bringen. Doch aus Branchenkreisen ist zu hören, dass viele Schiffe weiter beschäftigungslos sind und noch immer auf ihre erste Ladung warten. Und einen echten Neuanfang dürfte es ohne eine Einigung mit den Gläubiger-Banken kaum geben - sie steht weiter aus, offenbar wird weiter hart verhandelt.

Viele der anderen Beluga-Mitarbeiter auf dem Teerhof versuchen jetzt, Land zu gewinnen. Wer einen neuen Job findet, kündigt und kann meist sofort gehen. Die große "Familie", als die Firmengründer Niels Stolberg, aber auch die Beschäftigten das Unternehmen gern gesehen haben, wird immer kleiner. Sie hatten sich in den vergangenen Wochen massiv darüber beklagt, dass sie von Unternehmensleitung und Insolvenzverwaltung über Wochen nicht ausreichend informiert worden seien.

Ein dreiköpfiges Team von Mitarbeiter-Sprechern, vor einer Woche von der Belegschaft gewählt, soll künftig Fragen und Sorgen bündeln und den Entscheidern vortragen. "Wir hatten die ersten Gespräche, und sie waren gut", berichtet eine Sprecherin. "Wir bekommen jetzt wenigstens Informationen." Wie es nach dem vorläufigen Insolvenzverfahren weitergehen könnte, bleibt unklar. Über die Zukunft von Beluga will sich die Mitarbeitersprecherin nicht äußern, "das ist nicht meine Aufgabe". "Wir versuchen, für möglichst viele Kollegen noch Beschäftigung und damit einen Aufschub vor der drohenden Arbeitslosigkeit zu erreichen." Die meisten Kollegen hätten sich inzwischen mit ihrem Schicksal abgefunden. "Die Stimmung ist sehr gedrückt, aber friedlich", sagt die Sprecherin.

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