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Ein Strauß Hoffnung Öffnung der Blumenläden: Bremen plant nachzuziehen

Blumenläden haben schwere Zeiten hinter sich. In Niedersachsen dürfen sie pünktlich zum Valentinstag wieder öffnen. Bremen erwägt, in diesem Schritt nachzuziehen.
13.02.2021, 05:00 Uhr
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Von Lisa Boekhoff, Jürgen Theiner und Peter Mlodoch

Eifersucht? Roberto Saarloos bewegt dieses Gefühl nicht. Am Sonntag steht der für sein Geschäft wichtige Valentinstag an – unter ganz anderen Vorzeichen. Während in Niedersachsen am Samstag Blumenläden und Gartencenter wieder öffnen dürfen, pünktlich vor dem 14. Februar, muss der holländische Blumenkönig seinen Laden geschlossen halten. Allein Bestellung und Abholung sind möglich. Neidisch sei er nicht auf die Kollegen. „Ich freue mich, dass sie öffnen können und Geld verdienen. Wir haben alle zu kämpfen“, sagt Roberto Saarloos zu der Entscheidung. Wobei er sich schon frage, warum es keine einheitliche Linie der Länder gibt. Allerdings hat er angesichts der Pandemie Verständnis: „Die Politik kann auch nichts dafür.“

Entscheidung soll am Dienstag fallen

Bremen dürfte aber tatsächlich bald nachziehen. Der Senat wird voraussichtlich am Dienstag den Beschluss fassen, dass Gartencenter und Blumengeschäfte auch hier wieder öffnen können. Das hat die Senatskanzlei in Aussicht gestellt. Im Verfassungs- und Geschäftsordnungsausschuss der Bürgerschaft sprachen sich am Freitag auch die Fraktionschefs von SPD und CDU, Mustafa Güngör und Thomas Röwekamp, in diesem Sinne aus. Aus ihrer Sicht muss ein erneuter Verbrauchertourismus über die Landesgrenze, den es bereits während des ersten Lockdowns im Bereich der Baumärkte gab, unbedingt vermieden werden.

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„Je schneller desto besser“, sagt die Bremer Floristin Heike Damke-Holtz über diese Aussichten. „Die Kunden haben das Bedürfnis, sich den Frühling ins Haus zu holen.“ Die Unternehmerin engagiert sich im Fachverband Deutscher Floristen für das Land Niedersachsen. Für die Kollegen im Nachbarland sei die Öffnung eine gute Nachricht und bringe ein Stück Normalität. Unmut habe es wegen der unterschiedlichen Handhabung in den Ländern gegeben. Die Ungleichbehandlung sei – bei allem Verständnis für die Regeln – nicht nachvollziehbar. Es sei „richtig ärgerlich“, sagt Damke-Holtz, dass der Valentinstag damit unter erschwerten Umständen stattfinden müsse.

Gewerbliche Kunden dürfen auch Baumaterialien kaufen

In Niedersachsen stellte die Landesregierung mit der neuen Verordnung die Floristen den Lebensmittelhändlern, Apotheken, Zeitungskiosken und Poststellen gleich. „Das war jetzt eine gute Gelegenheit“, sagte die Vizechefin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder, am Freitag in Hannover. Die neue Ausnahme begründete sie damit, dass es sich bei Blumen und Pflanzen um saisonale und verderbliche Waren handele. In gemischten Bau- und Gartenmärkten sei für Normalbürger lediglich der Verkauf von Gewächsen und Zubehör erlaubt. Gewerbliche Kunden dagegen dürfen sich dort mit Werkzeug und Baumaterialien eindecken.

Jürgen Diekmeyer war, bevor es die Aussicht auf Öffnung gab, aufgebracht. „Den Valentinstag hat man uns weggenommen“, sagt der Senior im Gärtnereibetrieb Diekmeyer in Walle mit Blick auf den umsatzstarken Tag. Die Gärtner und Floristen in Bremen hätten dafür kein Verständnis. Niedersachsen habe einen Alleingang unternommen.

Blumenhändler liefern auf Bestellung aus

Einen Blumentourismus ins Nachbarland erwartet Damke-Holtz nicht in großem Stil. Vielleicht gingen im Grenzgebiet Bremer rüber, um Blumen und Pflanzen zu kaufen. In der Hansestadt gebe es aber ja auch ein Angebot: Blumen und Pflanzen können bestellt und abgeholt oder geliefert werden. Viele Kollegen seien damit sehr zufrieden und wollen diesen Weg beibehalten. „Das läuft wunderbar. Ich glaube also nicht, dass jemand aus Schwachhausen nach Stuhr fährt.“

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Wer in der Peripherie lebe, sagt Diekmeyer, für den sei der Weg nach Niedersachsen nur ein Katzensprung. Zwar gibt es in der Waller Gärtnerei, die sein Sohn heute führt, ebenfalls den Abholservice. „Viele wissen das aber nicht“, sagt Diekmeyer. Überhaupt sei die Lage ungewiss: Wann Frühblüher oder Schnittblumen bestellen? Und wie viele?

Für Roberto Saarloos ist diese Unsicherheit am härtesten. „Das Schlimmste ist, nicht planen zu können“, sagt der Unternehmer. Er bleibe trotzdem zuversichtlich. Wenn das Wetter es wieder zulässt, kann er auch auf dem Blumenmarkt verkaufen. Das sei eher seins als der neue Abholservice des Geschäfts: „Ich stehe mein ganzes Leben auf dem Markt und schnacke mit den Leuten.“

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Zur Sache

Rot, Rosa und Beerentöne

Der Blumenlieferant Fleurop rechnet für das vergangene Jahr mit einem leichten Plus gegenüber den Vorjahren. „Blumen sind ins­besondere jetzt ein wichtiges Zeichen der ­Zuversicht“, so Sprecherin Christine Veauthier. „Sie verbinden Menschen, die sich momentan leider nicht so einfach sehen und treffen können, miteinander.“ Zum Valentinstag sei die rote Rose für viele Käufer der Klassiker. Rosa und Beerentöne seien sehr gefragt und Frühblüher wie Anemonen, Tulpen oder Ranunkeln. Die Geschäftsschließungen seien für die Blumenfachgeschäfte natürlich spürbar: „Für viele ist die Situation sehr angespannt.“ Hinter der Fleurop AG steht ein Zusammenschluss von rund 5000 Floristen in Deutschland.

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