Der amerikanische Investor Guy Wyser-Pratte hat sich nach eigenen Angaben von einem Großteil seiner Anteile am Bremer Raumfahrtunternehmen OHB getrennt. Er habe „fast alle“ seiner OHB-Aktien verkauft, sagte Wyser-Pratte dem britischen Finanzportal „Dealreporter“. Als Grund nannte er den deutlichen Anstieg des Papiers in den vergangenen Monaten. Der 77-Jährige war im Herbst 2015 bei dem Satellitenbauer eingestiegen.
Wyser-Pratte hatte im Sommer mit scharfer Kritik an der Führungsstruktur von OHB für Furore gesorgt. Vor allem Aufsichtsratschefin Christa Fuchs griff er in einem Brief frontal an; sie sei „bei allem gebotenen Respekt“ bereits in einem „fortgeschrittenen Alter“. Das Unternehmen stehe unter der „Feudalherrschaft“ von Familie Fuchs. Weitere Schreiben folgten. OHB-Chef Marco Fuchs wies die Vorwürfe zurück. Seine Firma sei ein „transparentes, kapitalmarktorientiertes Technologieunternehmen“.
120 Prozent Gewinn
Offenbar hat Wyser-Pratte nun angesichts der dominanten Stellung der Familie Fuchs - sie hält gut 70 Prozent der OHB-Anteile - kapituliert. Dabei hat er offenbar ein glänzendes Geschäft gemacht. Im Oktober 2015 hatte er für rund 3,5 Millionen Euro etwa ein Prozent der OHB-Aktien gekauft. Beim Verkauf habe er 120 Prozent Gewinn gemacht, so Wyser-Pratte. Das Bremer Unternehmen hat derzeit einen Marktwert von rund 740 Millionen Euro.
Der amerikanische Investor hatte auch eine Fusion zwischen OHB und dem italienischen Raumfahrtunternehmen Avio vorgeschlagen – um die Position gegenüber Großkonzernen wie Airbus zu stärken. Dies hatten die Bremer jedoch abgelehnt. „Natürlich freut es uns, wenn OHB-Investoren Gewinne erzielen“, kommentierte Firmenchef Fuchs jetzt Wyser-Prattes Ausstieg. „Darin liegt schließlich der Sinn des Aktienmarkts.“ Sein Unternehmen habe „aus diesem Austausch auch Anregungen gewonnen, die uns für die Zukunft hilfreich sein können.“ Wyser-Pratte ist bekannt für sein rebellisches Vorgehen bei seinen zahlreichen Beteiligungsgeschäften. (wk)