Bremen. Das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB System hat vom deutsch-französischen Konkurrenten Astrium einen millionenschweren Unterauftrag erhalten. Für das neue europäische Datenrelais-Satellitensystem im All (EDRS) soll ein spezieller Satellit in Bremen entwickelt und gebaut werden. Astrium ist der industrielle Hauptauftragnehmer.
Der Wert des Auftrags, der eine bereits im April geschlossene Vereinbarung erweitert, steigt damit von 7,4 auf gut 52 Millionen Euro. Vor drei Wochen war mit einer Vertragsunterzeichnung zwischen Astrium und der Europäischen Weltraumorganisation ESA der offizielle Startschuss für das EDRS-Programm gegeben worden.
Der reine EDRS-Satellit wird auf Basis der von OHB entwickelten SmallGEO-Plattform für Satelliten im geostationären Orbit bis Ende Juli 2012 entwickelt und anschließend gebaut. Ende September hatten OHB und ESA einen Entwicklungsvertrag im Wert von rund 14 Millionen Euro unterzeichnet. Als erste SmallGEO-Anwendung soll 2013 ein "Hispasat?-Kommunikationssatellit gestartet werden. Der EDRS-Satellit soll Ende 2015 folgen. Insgesamt kostet das neue Kommunikationssystem, dessen Einführung auf der ESA-Ministerratstagung 2008 beschlossen worden war, 376 Millionen Euro. Deutschland hatte innerhalb der ESA die industrielle Führung bekommen und übernimmt Kosten in Höhe von 120 Millionen Euro.
Ziel ist der Aufbau einer weltraumgestützten Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn. Die EDRS-Satelliten, die in 36000 Kilometern Höhe fest über einem bestimmten Punkt der Erde stehen, sollen Daten von niedriger auf einer Umlaufbahn fliegenden Satelliten empfangen und weiterleiten. Als Nutzlast auf dem OGHB-Satelliten wird ein von Tesat-Spacecom entwickeltes optisches Laser Communication Terminal (LCT) eingesetzt, das pro Sekunde eine Datenmenge von etwa 100000 bedruckten DIN-A4-Seiten in Lichtgeschwindigkeit übertragen kann. Eine zweite Relais-Station wird auf einem Telekommunikationssatelliten von Astrium installiert. Eine der ersten EDRS-Anwendungen ist für das europäische Erdbeobachtungssystem GMES für ein allgestütztes Katastrophen- und Krisenmanagement, die Überwachung von Meeren, der Atmosphäre und des Klimawandels sowie für Sicherheitsdienste.
OHB hatte im Januar 2010 von der Europäischen Kommission den Zuschlag für den Bau von 14 Galileo-Satelliten erhalten. Auftragswert: 566 Millionen Euro. Auch bei der Auftragsvergabe für sechs europäische Meteosat-Wettersatelliten hatten die Bremer im Konsortium mit Thales das Rennen gemacht. Das Auftragsbuch bei OHB ist mit einem Wert von fast zwei Milliarden Euro gut gefüllt.