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Bremer Reederei Piraten lassen "Beluga Nomination" frei

Bremen. Die vor zwölf Wochen entführte "Beluga Nomination" ist seit dem Mittwochmittag wieder frei. Die Piraten haben das Schiff verlassen, bestätigte ein Beluga-Sprecher. Bei der Kaperung hatte es erstmals auf einem deutschen Schiff Todesopfer gegeben.
13.04.2011, 15:30 Uhr
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Von Krischan Förster

Bremen. Für die sieben Besatzungsmitglieder auf der "Beluga Nomination" ist seit Mittwochmittag ein drei Monate währendes Martyrium beendet. Solange waren sie in der Gewalt somalischer Piraten, ehe sie endlich freigelassen wurden. "Wir sind glücklich, dass wir unsere Seeleute wieder in Sicherheit wissen", sagte ein Beluga-Sprecher. Details wollte er nicht nennen. Vermutlich wurde aber ein Lösegeld in Millionenhöhe gezahlt.

Nach Recherchen dieser Zeitung hatte sich schon vor etwa vier Wochen eine Verhandlungslösung abgezeichnet, weil die Lösegeldforderung der Piraten und die Summe, die von der Reederei angeboten wurde, nicht mehr weit auseinanderlagen. Vorsorglich war der fragliche Betrag in abgezählten, neuen Dollar-Scheinen seit Längerem von einer Bremer Bank bereitgestellt worden, auch Modalitäten der Übergabe waren schon besprochen, hieß es in Versicherungskreisen. In den letzten Tagen glückte offenbar der entscheidende Durchbruch - die Piraten gingen Mittwoch um 12.30 Uhr Ortszeit von Bord, die noch siebenköpfige Crew bringt den Frachter jetzt in den Hafen von Mombasa (Kenia).

Fast drei Monate war die Besatzung der "Beluga Nomination" vor Haradhere an der Ostküste Somalias festgehalten worden. Zuvor schon hatten sich an Bord höchst dramatische Ereignisse abgespielt. Erstmals waren auf einem gekaperten deutschen Schiff Todesopfer zu beklagen.

Nach dem Angriff mehr als 2000 Kilometer vor der afrikanischen Küste hatten zwei Kriegsschiffe die Verfolgung aufgenommen und nördlich der Seychellen das Feuer auf die Piraten eröffnet. Dabei wurde die Navigationsanlage erheblich beschädigt, der Maschinenraum getroffen und einer der Piraten getötet. Zwei Besatzungsmitglieder nutzten die Situation zur Flucht in einem Rettungsboot. Ein Ingenieur ertrank hingegen, nachdem er von Bord gesprungen war, der Bootsmann und ein weiterer Seemann wurden von den Piraten aus Rache nach dem Angriff erschossen. Seither weht die Beluga-Flagge auf der Bremer Unternehmenszentrale auf Halbmast. Warum der Befreiungsversuch misslang, ist bis heute nicht aufgeklärt.

Unterstützt von einem Mutterschiff steuerten die Piraten das Schiff anschließend nach Haradhere, über Mittelsmänner nahmen sie wenige Tage später Kontakt zur Reederei auf. Alle zwei Tage wurde mit dem Krisenstab bei Beluga verhandelt - insgesamt elf Wochen lang dauerte es allerdings, bis eine Einigung erzielt und das Schiff wieder freigelassen wurde. Details werden bei Beluga nicht genannt, auch nicht die Höhe des vermutlich gezahlten Lösegeldes. Üblicherweise wird aber eine Summe in Millionenhöhe gefordert, die in der Regel durch eine spezielle Versicherung gedeckt ist.

Im Fall der im Sommer 2008 im Golf von Aden entführten "BBC Trinidad" hatte Beluga noch 1,1 Millionen US-Dollar gezahlt. Für die jüngst freigelassene "Ems River" einer Papenburger Reederei sollen dagegen drei Millionen Dollar verlangt worden sein. Die Freilassung des koreanischen Öltankers "Samho Dream" kostete sogar den Rekordbetrag von 9,5 Millionen Dollar.

Erstmals in ihrer Geschichte müssen sich auch die Bremer Ermittlungsbehörden mit dem Thema Piraterie beschäftigen. Denn die Anrufe bei Beluga machen auch Bremen zum Tatort. Beamte des Landeskriminalamtes hatten bereits die beiden Besatzungsmitglieder nach deren geglückter Flucht vernommen. Nach der Freilassung der "Beluga Nomination" können mit der Crew nun weitere Zeugen befragt und die Ermittlungen bei Polizei und Staatsanwaltschaft neu aufgenommen werden.

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