Bremen. Braucht Bremen eine Arbeitnehmerkammer? Das hatte die frühere DGB-Chefin und SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Helga Ziegert vor Kurzem in Frage gestellt. Ziegert hatte die Arbeitnehmerkammer in einer internen E-Mail die Arbeitnehmerkammer als „Überbleibsel aus vordemokratischer Zeit“ bezeichnet. Die Kammer stünde „quer zum demokratischen Willensbildungsprozess“, hieß es weiter in dem Brief. Damit hat sie in Bremen eine Diskussion über die Stellung der Arbeitnehmerkammer ausgelöst.
Auch WESER-KURIER Online-Unser hat das Thema beschäftigt. In einer Abstimmung zum Streit um die Zwangsabgabe sprechen sich 74 Prozent (777 Stimmen) für den Erhalt der Arbeitnehmerkammer aus. Nur so seie n die Interessen der Arbeitnehmer angemessen vertreten. Zugleich sind 17 Prozent (175 Stimmen) der Online-Leser gegen eine Zwangsabgabe. Lediglich zehn Prozent (103 Stimmen) meinen, dass Kammern generell überflüssig seien.
Ein ähnliches Stimmungsbild spiegelt sich in den Online-Kommentaren wider. Vor allem Betriebsräte melden sich zu Wort und sprechen sich für die Einrichtung aus: "marcian" findet zum Beispiel, dass die Arbeitnehmerkammer hervorragende Arbeit leistet. "Ich werde regelmäßig von Kollegen aus anderen Bundesländern, in denen es keine vergleichbare Einrichtung gibt, hierum beneidet", schreibt "marcian". Er räumt ein, dass eine Zwangsmitgliedschaft grundsätzlich nicht wünschenswert sei, befürchtet aber, dass nach Abschaffung einer Pflichtabgabe, viele Mitglieder austreten würden, und die Kammer dann ihre Dienstleistungen erheblich einschränken müsste.
Auch "dieterwessels" spricht als Betriebsrat für die Arbeitnehmerkammer: Nicht nur er werde gut beraten, "schließlich gibt es hier auch die Betreuung für jeden Bremer Bürger". Ein dritter Betriebsrat namens "dleinfelder" stimmt seinen Kollegen zu und kommentiert die Frage der Zwangsabgabe so: "Die Frage, ob es andere Möglichkeiten der Beitragserhebung geben kann, darf gestellt werden. Die Frage der Sinnhaftigkeit der Arbeitnehmerkammer nicht."
"Arbeitnehmerkammer als Pflicht für alle Bundesländer"
Der Online-User "Michael_Jaeger" geht noch weiter: "In einer Zeit, in der immer mehr Arbeitnehmerrechte abgebaut werden, sollte die Einrichtung der Arbeitnehmerkammer nicht nur wie zur Zeit in Bremen und im Saarland weiterhin als eine selbstverständliche Einrichtung bestehen bleiben, sondern in allen Bundesländern zur Pflicht werden."
"admiral41" fordert die Kammer dazu auf, Werbung für sich zu machen, damit die Arbeitnehmer auch erfahren, welche Vorteile sie von der Einrichtung haben. "bremenkenner" findet die Idee "admiral41" mit der Reklame gut, rechnet ihr aber keinen Erfolg zu: "Die Kammer wird Sie auslachen, bekommt sie eben doch das Geld von den Arbeitnehmern zwangsweise zugeteilt, ohne was dafür zu tun. Warum also sollte die Kammer irgendwie aktiv werden", fragt er sich. Auch für "bremenkenner" müsse die Kammer nicht gleich abgeschafft werden, "aber die Zwangsbeiträge in jedem Fall."
"rglaap" habe sich sehr über den Zwangsabzug vom Gehalt gewundert, als er vor einigen Jahren nach Bremen gezogen ist. "Eine typische sozialdemokratische Zwangswohltäterschaft für uns arme Arbeitnehmer. Alle Leistungen der Kammer sind aber außerhalb derselben erhältlich", kommentiert er und kommt zu seinem persönlichen Schluss: "Nach meiner Einschätzung ist allerdings diese Kammer so überflüssig wie ein Kropf."