Bremen. Der Vorstandsvorsitzende der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG), Detthold Aden, hat ein ungewöhnliches Geschenk erhalten. Bei der Hauptversammlung nahm er eine Flasche Fleckenwasser entgegen. Die Pusdorfer Friedensgruppe forderte die BLG mit dem symbolträchtigen Reinigungsmittel auf, „den dunklen Fleck des Rüstungsgüterumschlags von ihrer Weste zu entfernen“ .
Die BLG sollte dem Waffenumschlag in Bremer Häfen eine Absage erteilen, fordern die Friedensaktivisten. „Waffen werden gebaut, um benutzt zu werden“, sagte Joachim Fischer, Sprecher der Pusdorfer Friedensgruppe, der das Fleckenwasser überreichte. „Wer die Waffen verschifft hat, mit denen Menschen in Kriegen verletzt oder getötet werden, macht sich mitschuldig an den Opfern.“ BLG-Chef Aden nahm das Wässerchen entgegen, dankte und fragte nach, ob das Mittel auch bei Schlipsen anwendbar sei.
Waffen für „friedenserhaltende Maßnahmen“
Inhaltlich ist seine Antwort auf die geforderte Absage an den Waffentransport seit Jahren ähnlich: Die Bremer Häfen seien Universalhäfen, über die nur genehmigte Güter verschifft würden. Die BLG mache nur das, was legal sei. „Diese Güter können auch für friedenserhaltende Maßnahmen eingesetzt werden“, sagte Aden über die transportierten Waffen.
„Der Anteil von Rüstungsgütern an unserem Gesamtumschlag beträgt weniger als ein Prozent“, betont BLG-Sprecher Hartmut Schwerdtfeger. Es würden nur Rüstungsgüter für Bundeswehr und Nato transportiert. Darunter seien nicht nur Waffen, sondern auch Ausrüstungsgüter.
Geringer Anteil von Rüstungsgütern
Der Rüstungsumschlag liegt nach Angaben von Schwerdtfeger heute bei weniger als 100.000 Tonnen pro Jahr. Zu Spitzenzeiten lag dieser Wert bei rund 400.000 Tonnen. Das war Ende der 80-er Jahre, als die Amerikaner große Teile ihrer militärischen Ausrüstung abtransportierten.
Auch die Pusdorfer Friedensgruppe gibt inzwischen seit 20 Jahren. Mitte der 90-er Jahre kaufte sich der freischaffende Künstler Joachim Fischer eine BLG-Aktie, um damit Zugang zur Aktionärsrunde zu erlangen. Seit vielen Jahren protestiert er bei der Jahreshauptversammlung der BLG gegen den Rüstungsumsschlag. Aden und Fischer kennen sich inzwischen – der Auftritt der kleinen Truppe hat mittlerweile fast Ritualstatus erlangt.
Verweigerte Atomtransporte
Neu ist nur das Fleckenwasser – und die Tatsache, dass Bürgermeister Jens Böhrnsen sich immer stärker gegen Castor-Transporte über Bremer Häfen wehrt. Als im vergangenen Dezember Brennstäbe über Bremerhaven verschifft werden sollten, zeigte die BLG nach politischen Signalen des Senats, dass sie kein Interesse am Umschlag habe. Der Atomtransport über Bremen kam nicht zustande. Darauf beruft sich jetzt auch die Friedensgruppe: „Was für Atomtransporte recht ist, sollte für den Waffenumschlag billig sein“, sagt Fischer. Das Fleckenwasser könne sich BLG-Chef Aden zur Erinnerung auf seinen Schreibtisch stellen.
Die Stadtgemeinde Bremen hält 51 Prozent der BLG-Aktien. Zahlreiche Bremer Politiker – unter anderem Bürgermeisterin Karoline Linnert und Wirtschaftssenator Martin Günthner sitzen im Aufsichtsrat der BLG.