Kunden der Raths-Apotheke am Bremer Marktplatz werden an diesem Mittwoch zwischen 13 und 16 Uhr vor verschlossenen Türen stehen. Inhaber Thomas Real, der gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Bremer Apothekerverbands ist, wird die Apotheke für die genannte Zeit geschlossen halten – aus Protest. In dieser Zeit wird Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) digital zum Deutschen Apothekertag in Düsseldorf zugeschaltet. In seiner Rede soll es auch um die Medikamentenversorgung gehen, wie er sich für die Zukunft vorstellt.
Wie viele Apotheken in Bremen und umzu zwischen 13 und 16 Uhr geschlossen bleiben, ist unklar. So bleiben in Bremen die Horner Apotheke und die Markus-Apotheke in dieser Zeit zum Beispiel geöffnet. Wer dringend Medikamente in den drei Stunden benötigt, wird auf alle Fälle bei den Apotheken Hilfe bekommen, die heute Notdienst haben. Das sind:
- Mitte: St.-Jürgen-Apotheke, Vor dem Steintor 185
- Vahr: Kosmos Apotheke, Berliner Freiheit 1c
- Neustadt: sk-Apotheke im Einkaufspark Duckwitz, Duckwitzstraße 55
- Bremen-Nord: Lesum Apotheke, Charlotte-Wolff-Allee 7
- Stuhr: Gänse-Apotheke, Hauptstr. 52 a
- Delmenhorst: Anker-Apotheke, Mühlenstr. 31
- Ganderkesee: Apotheke Bookholzberg, Stedinger Straße 63
- Worpswede: Hemberg Apotheke, Hembergstraße 14
- Hagen im Bremischen: Kranich-Apotheke, Amtsdamm 39
Warum der Protest?
Bundesgesundheitsminister Lauterbach plant flexiblere Voraussetzungen für Apotheken, besonders in ländlichen Gegenden. "Damit keine Unterversorgung entsteht, werden wir Filialgründung und -betrieb auf dem Land erleichtern", sagte der SPD-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". So sollen laut Ministerium für Zweigstellen Anforderungen etwa zu Labor-Einrichtungen und zu verpflichtenden Nacht- und Notdiensten wegfallen sowie Öffnungszeiten flexibler gehandhabt werden können.
In Filialen sollen auch Pharmazeutisch-Technische Assistenten als Vertretung vor Ort beraten können, wenn sie in digitaler Verbindung zu einem Apotheker oder einer Apothekerin in der Hauptapotheke stehen. Als Anreiz sollen in strukturschwachen Gebieten zudem auch Honorare erhöht werden. Teil der Gesetzespläne soll außerdem – wie von Lauterbach bereits angekündigt – sein, dass Apotheken bei knappen Kinderarzneimitteln leichter Austauschpräparate einsetzen können.
Von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände kam umgehend scharfer Protest. Die Pläne würden den Apotheken „komplett den Boden unter den Füßen wegziehen“, sagte Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Die Beratung durch approbierte Apothekerinnen und Apotheker würde zusammengestrichen, für Notdienste müssten Patienten lange Strecken fahren. „Die Annahme des Ministers, dass es mit seinen Plänen mehr Filialgründungen geben könnte, ist an den Haaren herbeigezogen.“ Lauterbach will an diesem Mittwoch eine zugeschaltete Rede beim Deutschen Apothekertag in Düsseldorf halten.