Der Name klingt eher ungefährlich: „Harmony“. Dabei soll das Satelliten-Duo ein ganzes Bündel möglicher Gefahren für die Menschheit im Blick behalten: Wirbelstürme etwa, Vulkanausbrüche und die Gletscherschmelze. Am Dienstag hat das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB von der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa den Auftrag erhalten, die beiden Erdbeobachtungssatelliten zu bauen. Gesamtwert: 280 Millionen Euro. Der Start ist für 2029 vorgesehen.
Die Idee der Mission: Gemeinsam sieht man besser. Die beiden Erdbeobachter sollen im Konvoi mit einem Satelliten der Baureihe Copernicus Sentinel-1 fliegen und dessen Sehvermögen schärfen. Die Radarsignale, die Sentinel-1 zur Erde schickt, werden künftig von den Harmony-Satelliten aufgefangen, so der Plan. Zusätzlich werden die beiden Neubauten mit Infrarot-Instrumenten ausgestattet. Der Blick auf die Erde aus verschiedenen Richtungen und durch unterschiedliche „Brillen“ soll mehr Details über das Geschehen auf der Erdoberfläche sichtbar machen. „Mit Harmony werden wir in der Lage sein, unser Verständnis für das Erdsystem weiter zu verbessern“, hofft Simonetta Cheli, Direktorin der Esa-Erdbeobachtungsprogramme. Die Daten sollen den Geowissenschaften und der Klimaforschung zugutekommen.
Beobachtungen zu Lande und zu Wasser
Beispiel: das Meer. Der genaue Blick auf die Meeresoberfläche und die Bewegung der Wolken darüber soll auch kleinräumige Zirkulationen und Meeresströmungen sichtbar machen. Die Wissenschaftler erhoffen sich davon zum Beispiel mehr Einblicke in den Wärmeaustausch in den oberen Schichten der Ozeane, die extreme Wetterereignisse wie etwa Orkane antreiben und mitentscheidend sind für die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels.
Zweites Beispiel: das Land. Mithilfe des Satelliten-Trios sollen selbst kleine Hebungen oder Senkungen der Erdoberfläche messbar werden. Das kann entscheidend sein für die Vorhersage von Vulkanausbrüchen, die sich häufig durch ein Anschwellen der Magmakammer ankündigen. Auch die Verschiebungen, die von Erdbeben ausgelöst wurden, lassen sich aus dem All genau beobachten.
Drittes Beispiel: das Eis. Je genauer Volumen und Masse von Gletschern und großen Eisschilden in den Blick genommen werden, desto besser lassen sich deren weiteres Schrumpfen und der daraus folgende Anstieg des Meeresspiegels vorhersagen.
„Harmony wird der Wissenschaft wertvolle Daten liefern, um unser System Erde und den Klimawandel besser zu verstehen“, glaubt Rüdiger Schönfeld, Vorstandsmitglied bei OHB System. Das Bremer Unternehmen soll als Hauptauftragnehmer die Führung beim Bau der beiden Satelliten übernehmen. Beteiligt ist ein ganzes Konsortium aus 45 Unternehmen in 15 Mitgliedsländern der Esa. Die Radargeräte etwa kommen aus Italien, die Infrarot-Instrumente aus dem Esa-Partnerland Kanada. In fünf Jahren sollen die beiden Satelliten startklar sein für ihr Rendezvous im All.