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Vendée Globe Warum Boris Herrmann mit Bremer Technik um die Welt segelt

Die größte Solo-Segelregatta der Welt "Vendée Globe" ist am 10. November gestartet. Einer der Segler ist Boris Herrmann – sein Boot, "die Malizia-Seaexplorer", hat eine besondere Verbindung zu Bremen.
07.12.2024, 05:00 Uhr
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Von Teresa Benke

Einmal rund um die Welt segeln. Und das ganz allein, ohne Zwischenstopps und ohne Hilfe. Dieser Herausforderung stellen sich 40 Segler bei der zehnten Ausgabe der Vendée Globe, der größten Solo-Segelregatta der Welt. Mit dabei ist auch der Hamburger Segler Boris Herrmann – und damit auch aus Bremen stammende Technik. In der "Malizia - Seaexplorer", seinem Segelboot, sind Teile verbaut, die das Bremer Unternehmen "Green Boats" produziert hat.

Das besondere an den Bauteilen: Sie sind aus nachhaltigen Materialien hergestellt. Hieraus besteht auch das Konzept von Green Boats. Anstatt auf Kunststoffe, die meist zum Leichtbau von Segelschiffen verwendet werden, setzen sie auf nachwachsende Rohstoffe wie Naturfasern. "Gerade Kohlefaser ist so gut wie gar nicht natürlich abbaubar und wird quasi zu Sondermüll. Wir bieten eine nachhaltigere Alternative", sagt Jan Paul Schirmer, der die Firma gemeinsam mit Friedrich Deimann führt. Für ihren nachhaltigen Ansatz erhielt Green Boats unter anderem 2022 den "World Sailing Sustainability Award".

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Der Kontakt zu Herrmann und seinem Team sei zum einen entstanden, weil "Green Boats in der Segelwelt bekannt ist". Zum anderen war auch die Änderung des Regelwerks der Imoca-Klasse, der die Segelschiffe im Vendée Globe angehören, Auslöser. Die Regeln geben unter anderem vor, was verbaut wird. "Mit der neuen Regel wurden nun Anreize gegeben, nachhaltige Materialien zu verwenden", erzählt Schirmer. Außerdem interessiere sowieso viele Segler das Thema Nachhaltigkeit, da sie auf offenerer See oft mit den Folgen der Meeresverschmutzung konfrontiert würden.

Das war schon ein kleiner Fanmoment. Im Segelsport kennt man ihn natürlich.
Jan Paul Schirmer

Zu den verbauten Teilen gehören unter anderem Luken, Deckel und Klappenwerkstoffe. Konkret eingeleitet worden sei der Kontakt durch eine Anfrage eines Mitarbeiters aus dem Bereich der Technik im Team Malizia, dem Herrmann angehört. "Das war schon ein kleiner Fanmoment. Im Segelsport kennt man ihn natürlich", erinnert sich Schirmer. Die Herausforderung für das Team von Green Boats bestand dann darin, dass das Gewicht des Bootes nicht erhöht werden durfte. "Kunstfaser ist einfach sehr leicht."

Auch wenn der Schwerpunkt des Unternehmens immer noch im Bereich des Bootsbaus liegt, hat man mittlerweile das Angebot erweitert. "Unsere Lösung kann eigentlich überall, wo Leichtbau wichtig ist, angewandt werden", sagt Schirmer. So baut die Firma zum Beispiel Interieur für Airbus. Auch Wohnmobile gehören inzwischen zum Angebot von Green Boats. Dabei geht es immer darum, die weniger nachhaltigen Materialien zu ersetzen – ohne dabei das Gesamtgewicht zu steigern.

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"Im Moment sind wir wirtschaftlich noch nicht wettbewerbsfähig, da wir natürlich einen Preisnachteil haben. Kohlefaser ist vergleichsweise sehr günstig", sagt Schirmer. Gerade deshalb ist auch die Verwendung von ihren Bauteilen in dem Boot von Boris Hermann ein sehr wichtiger Schritt für Green Boats. "Der Hochseesport ist wie eine Art Catwalk für uns. Wir können Vertrauen bei Kunden schaffen und zeigen, dass unsere Materialien nicht minderwertig sind."

Das Unternehmen geht aber auch davon aus, dass sich in der Zukunft ein Wandel in der Branche vollziehen könnte und so zum Beispiel Prämien für die Nachhaltigkeit von den Produkten bezahlt werden könnten. "Dann hätten wir einen Vorteil. Die Herausforderung ist nur einzuschätzen, wann das passieren könnte", erzählt Schirmer.

Green Boats will sich forthin vor allem darauf konzentrieren, ihren Mehrwert für Kunden zu demonstrieren, Prozesse zu automatisieren und dadurch konkurrenzfähiger zu werden. Ziel ist es ebenso, dass auch andere Werften mit nachhaltigern Materialien arbeiten. Die Kapazität, selbst Teile für andere Werften zu bauen, hat Green Boats laut Schirmer nicht. Man will aber Material und Halbzeug entwickeln, das es den Werften leichter macht, solche Teile zu nutzen.

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