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Telekom-Chef Obermann fordert zum 20. Jubiläum des Mobilfunks weniger Staat und mehr Markt "Regulierung bremst Internet-Ausbau"

Bremen. Telekom-Chef René Obermann weiß, wovon er spricht. Schließlich war er damals mitten drin im Geschehen. Das Jubiläum "20 Jahre Mobilfunk in Deutschland", das dieser Tage begangen wird, ist beim deutschen Telekommunikations-Konzern deshalb Chefsache. Der Vorstandschef verriet denn gestern in einer Presserunde auch launig, dass er Ende der achtziger Jahre in der Gründerzeit der neuen Technologie für sein Unternehmen ABC Mobiltelefonverträge gegen die damalige Konkurrenz der Post an den Mann brachte. "Wir machten mit Flyern Werbung, auf denen stand: Die Alternative ist gelb und ständig kaputt", sagte Obermann.
03.07.2012, 05:00 Uhr
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Von Günther Hörbst

Bremen. Telekom-Chef René Obermann weiß, wovon er spricht. Schließlich war er damals mitten drin im Geschehen. Das Jubiläum "20 Jahre Mobilfunk in Deutschland", das dieser Tage begangen wird, ist beim deutschen Telekommunikations-Konzern deshalb Chefsache. Der Vorstandschef verriet denn gestern in einer Presserunde auch launig, dass er Ende der achtziger Jahre in der Gründerzeit der neuen Technologie für sein Unternehmen ABC Mobiltelefonverträge gegen die damalige Konkurrenz der Post an den Mann brachte. "Wir machten mit Flyern Werbung, auf denen stand: Die Alternative ist gelb und ständig kaputt", sagte Obermann.

Das habe kurze Zeit sehr gut funktioniert, sagte der Telekom-Chef weiter. ABC konnte am Ende aber doch nicht verhindern, dass Anfang Juli 1992 mit dem Telekom-Netz D1 und dem D2-Netz von Mannesmann die ersten digitalen

Mobilfunknetze weltweit an den Start gegangen sind. "Diese Technologie hat unser Leben nachhaltig verändert", unterstrich Obermann. 1992 war Mobilfunk jedoch noch ein Privileg für Vermögende. Die Telefonkosten waren hoch, Handys wogen bis zu einem Kilo und kosteten mehr als 3000 Mark.

"Der Durchbruch kam eher beiläufig, war nicht geplant", berichtete Obermann. "1994 wurde die SMS eingeführt. Heute werden pro Jahr 55 Milliarden Kurznachrichten versendet, im Schnitt mehr als 100000 pro Minute. In Deutschland gibt es inzwischen 114 Millionen Mobilfunkkarten, jeder Deutsche besitzt im Schnitt 1,4 Handys." Dennoch stehe man noch ganz am Anfang der Entwicklung. "Wir haben bis jetzt gerade mal an der Oberfläche gekratzt", sagte Obermann.

Handys seien nach wie vor überwiegend für Sprach- und Textkommunikation da. In Zukunft würden sich die Funktionen jedoch noch stark ausweiten. "Der Megatrend wird mobiles Internet sein", ist sich der Telekom-Chef sicher. "Wir werden mit dem Handy bezahlen, es als Schlüsselersatz nutzen, damit den Mietwagen öffnen oder es schlicht als Identifikationsmittel nutzen." Er selbst, sagte Obermann, wünsche sich noch mehr Sprachsteuerung und mehr Möglichkeiten, auf dem Handy fernzusehen. "Wir werden in absehbarer Zeit ausklappbare TV-Schirme auf unseren Handys haben", kündigte er an. "All das wird in einigen Jahren möglich sein."

Damit es aber auch möglich wird, ist es nötig, die superschnellen Mobilfunknetze weiter auszubauen. Für das Jahr 2012 geht die Branche von 18 Millionen neuer Smartphones in Deutschland aus – mehr als doppelt so viele wie einfache Handys. Die Telekom will deshalb laut Obermann noch in diesem Jahr 100 deutsche Städte mit dem schnellen LTE-1800-Standard der vierten Mobilfunkgeneration versorgen. "Das mobile Internet wird der Megatrend der Zukunft werden", ist sich Obermann sicher.

Der Telekom-Chef ist allerdings skeptisch, ob der Ausbau der Infrastruktur mit der Nachfrage mithalten kann. Schuld daran habe die übermäßig ausgeprägte Regulierung des Telekommunikationsmarkts in Deutschland. "Es gibt keine fairen Rahmenbedingungen gegenüber unseren Mitbewerbern", klagte er. Die Telekom sei dazu verpflichtet, Leitungen zu niedrigen Preisen an Mitbewerber zu vermieten – etwa die berühmte "letzte Meile" bis zum Teilnehmer kostet laut Obermann rund zehn Euro Miete für den Konkurrenten.

Der von der Telekom geplante Ausbau von Glasfaserkabeln für schnelles Internet habe ein Volumen von 60 bis 80 Milliarden Euro. "Wenn ein solches Kabel mehrere Tausend Euro kostet, wir es aber für zehn Euro vermieten müssen, lässt sich diese Investition niemals verdienen. Deshalb werde sie unter den gegebenen Umständen auch nicht kommen", so Obermann.

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