Bremen. Pünktlich zum Auftakt der Bremer Osterwiese rückt wieder ein seit mehreren Jahren bekanntes Thema in den Fokus: Die Elektrosanierung der Bürgerweide. Die Schausteller befürchten Stromausfälle aufgrund der maroden Leitungen, wollen sich aber an der Sanierung nicht finanziell beteiligen. Das Wirtschaftsressort fordert dies jedoch ein.
„Alle Jahre wieder“ und „Die unendliche Geschichte“ – dies sind nicht nur Titel von einem Weihnachtslied und einem Kinderbuch, sondern auch Zitate von Rudi Robrahn, dem Vorsitzenden des Schaustellerverbandes, und Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Sie betiteln damit die Debatte um die Sanierung der elektrischen Leitungen sowie Transformatoren zwischen Schlachthof, Messe und Bahnhof. Im Kern sind die Leitungen 40 Jahre alt. Weite Teile müssen saniert werden, damit auf dem Rummelplatz nicht das Licht ausgeht.
Schausteller sind verärgert
„Das Maß ist voll“, sagt Robrahn. Kanalsanierung, Bepflasterung und weitere Aufwertungsmaßnahmen auf der Bürgerweide hätten die Schausteller finanziert, die Elektrosanierung übersteige jedoch die Möglichkeiten der Beschicker. Rudi Robrahn ist verärgert: „Freimarkt und Osterwiese sind für die Stadt kostendeckende Veranstaltungen – auch Ausgaben für Werbung holt sich die Stadt über die Standmieten wieder zurück. Gestaffelt nach Größe der Marktstände liegen diese für die Dauer der Veranstaltung derzeit zwischen 500 Euro und 14.000 Euro. Im Falle einer Umlage der Sanierungskosten in geschätzter Höhe von fünf Millionen Euro geht er von bis zu 40 Prozent teureren Standmieten aus. „Völlig undenkbar, eine Erhöhung in dieser Größenordnung können wir uns nicht leisten“, lautet Robrahns Urteil.
Finanzierung über Strompreis geplant
Das Wirtschaftsressort hat jedoch andere Pläne. Mit einem so genannten „Contracting“-Modell soll bis Ende des Jahres zunächst über eine Ausschreibung ein privater Investor gefunden werden, der die Leitungen erneuert und anschließend betreibt. Dieser erhält die Kosten für die Sanierung schließlich über den Strompreis von den Schaustellern zurück. Den entsprechenden Bericht bekommen am 4. Mai die Mitglieder der Wirtschaftsdeputation zu sehen. „Wir gehen jedoch davon aus, dass der Strompreis sich durch die Sanierung reduzieren wird“, sagt der Sprecher des Wirtschaftsressorts Holger Bruns. Auf einen längeren Zeitraum gesehen sei ein Teil der Kosten auch auf diesem Weg refinanzierbar.
Die Schausteller sehen jedoch die Stadt in der Pflicht, für die Erneuerung der Stromleitungen zu sorgen. „Wären wir ein auswärtiger Veranstalter, der mit einer Großveranstaltung vier Millionen Besucher in die Stadt lockt, dann würde die Stadt alles tun, um uns die besten Rahmenbedingungen zu bieten. Nur bei den Schaustellern hat man sich seit Jahrzehnten daran gewöhnt, dass wir alles selbst bezahlen“, sagt Robrahn. Diese Erwartungshaltung sei nicht länger tragbar.
Uneinigkeit bei Kosten
Auch bei der Höhe der zu erwartenden Kosten für die Elektrosanierung liegen die Ansichten weit auseinander. Der Wirtschaftssenator hat ein Gutachten eingeholt, das in der ersten Fassung von über acht Millionen Euro ausging. Darin war jedoch die Sanierung der Wasserversorgung mit eingerechnet. In einer zweiten Version ist von 5,8 Millionen für die Elektrik und weiteren 1,4 Millionen für Technikgebäude die Rede. „Doch erst nach Ablauf der Ausschreibung können wir über konkrete Zahlen sprechen“, so Bruns. Die Schausteller haben indes einen eigenen Kostenvoranschlag eingeholt, der rund zwei Millionen Euro veranschlagt. „Dabei handelt es sich nur teilweise um neue Leitungen – schließlich muss man nicht alles komplett ersetzen“, so Robrahn. „Zu diesem Preis sind die notwendigen Arbeiten nicht zu machen“, ist sich Bruns sicher. „Doch natürlich ist jeder herzlich eingeladen, sich an der Ausschreibung zu beteiligen.“