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KI-Experte: "Künstliche Intelligenz nimmt uns simple Aufgaben ab"

Künstliche Intelligenz (KI) wird es ermöglichen, dass sich Fachkräfte mehr auf anspruchsvollere Tätigkeiten konzentrieren. Darüber und über das KI-Potenzial insgesamt spricht der Experte Lukas Bertram.
28.06.2023, 05:00 Uhr
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Von Peter Hanuschke

Wie erklären Sie einem Laien, was Künstliche Intelligenz (KI) eigentlich ist?

Lukas Bertram: KI ist ein Bereich der Informatik, bei dem Computer lernen, Muster zu erkennen und Aufgaben zu erledigen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Die KI lernt, aus Daten und Erfahrungen Schlüsse zu ziehen und komplexe Aufgaben zu erledigen. Beispiele sind sprachgesteuerte Assistenten wie Siri oder Alexa. KI hat Potenzial, erfordert aber auch ethische Überlegungen.

KI soll menschliches Handeln/Denken nachahmen und in der Lage sein, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass KI künftig Menschen in der Arbeitswelt ersetzt?

Nein. In der Industrie sind die Arbeitsprozesse häufig zu komplex und zu wenig standardisiert, als dass sie kosteneffizient durch eine KI erledigt werden könnten. Der Mensch mit seinen kognitiven und motorischen Fähigkeiten wird als integraler Bestandteil industrieller Prozesse bestehen bleiben. Die universelle Problemlöser-KI ist noch in weiter Ferne – und wird vielleicht nie erreicht werden. Stattdessen kann KI dazu beitragen, menschliche Arbeit zu unterstützen, indem sie routinemäßige oder zeitaufwendige Aufgaben automatisiert und es Fachkräften ermöglicht, sich auf anspruchsvollere und wertschöpfendere Tätigkeiten zu konzentrieren.

In welchen Berufsfeldern wird KI jetzt schon eingesetzt und erledigt Arbeiten, die sonst von Menschen ausgeführt wurden?

Simple und besonders auch repetitive Arbeitsprozesse werden schon heute durch KI in Form von Algorithmen durchgeführt. Ein Beispiel ist der Kundenservice. Chatbots und virtuelle Assistenten werden in Kundenservice-Abteilungen eingesetzt, um häufig gestellte Fragen zu beantworten, Support zu bieten und Probleme zu lösen. Ein weiteres Beispiel ist das Gesundheitswesen: KI-Systeme werden in der medizinischen Bildgebung eingesetzt, um beispielsweise Röntgenbilder zu analysieren und Anomalien zu erkennen. Auch in der Diagnose und Prognose von Krankheiten sowie bei der personalisierten Medizin kommt KI zum Einsatz.

Ist KI die Lösung im Hinblick auf den bereits vorhandenen Arbeits- und Fachkräftemangel?

KI trägt zumindest zur Lösung bei. Die wachsenden Qualifikationslücken, die durch den Arbeits- und Fachkräftemangel entstehen, sind oft in Bereichen, wo der Mensch durch seine kognitiven und emotionalen Fähigkeiten der KI noch überlegen ist. Aber auch hier kann KI schon im Zuge der Mitarbeiteraus- und -weiterbildung unterstützen. Mithilfe von digitalen Arbeitsanweisungen, die schon für Trainingszwecke genutzt werden können, lassen sich Qualifikationslücken schließen. Die KI nimmt dabei die Rolle der Verifikation ein – Arbeitsschritte werden gemäß Anweisung durchgeführt, die KI verifiziert.

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Wird die Welt durch KI besser?

Ich bin der Meinung, ja. In vielen Bereichen nimmt uns KI im Alltag zeitintensive, aber sehr simple Aufgaben ab und schafft somit Raum, den man mit anderen Dingen füllen kann. Auch kann KI die Welt zu einem sichereren Platz machen, indem Gefahrensituationen frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht Grenzen, KI einzusetzen?

KI ist nicht in der Lage, alle menschlichen Arbeitskräfte zu ersetzen. Es gibt Tätigkeiten, die menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, emotionales Verständnis, komplexe Entscheidungsfindung und soziale Interaktion erfordern. Auch in Bereichen, in denen zwischenmenschliche Beziehungen und Empathie gefragt sind, bleibt der menschliche Faktor unverzichtbar. Insbesondere aktuell ist die KI lange noch nicht so weit, Menschen insbesondere in Hands-on-Tätigkeiten zu ersetzen.

Das Gespräch führte Peter Hanuschke.

Zur Person

Lukas Bertram,

hat einen Master in Wirtschaftsingenieurwesen von der Universität Hannover und sammelte unter anderem Berufserfahrung bei verschiedenen Automobilherstellern. Bertram, Jahrgang 1992, ist aktuell beim Softwareunternehmen Teamviewer, wo er sich auf die Entwicklung von Innovationen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) spezialisiert hat. Er ist Redner bei den Bremer KI-Tagen.

Zur Sache

Der KI-Standort Bremen

Bremen gilt als einer der führenden KI-Standorte in Deutschland. Über den Einfluss der neuen Technologie auf die Arbeitswelt haben sich mehr 900 Schüler, Studierende und Auszubildende bei den Bremer KI-Tagen im Transferzentrum für Künstliche Intelligenz Bremen.ai informiert, die an diesem Mittwoch zu Ende gehen. Das Zentrum mit Sitz im Digital Hub Industry ist ein zentraler Baustein der KI-Strategie für Bremen. Es unterstützt Unternehmen bei der Einführung von KI-Technologien.

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