Bei Photo Dose in Bremen hat sich das Geschäft in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch gewandelt.
Ein selbst gemachter Fotokalender, ein Album mit den gelungensten Motiven aus dem letzten Sommerurlaub oder der Schnappschuss der Liebsten auf Leinwand – wer in Bremen und der Region schon einmal ein Fotoprodukt in Auftrag gegeben hat, wird dabei sicher das eine oder andere Mal bei Photo Dose gelandet sein.
Was die Wenigsten wissen: Der Fotofilialist mit einer fast 120-jährigen Tradition und 15 Geschäften in Norddeutschland ist ein echtes Bremer Unternehmen. Produziert werden die Fotobücher, Großformatdrucke und Geschenkprodukte im Gewerbegebiet Horn-Lehe, in der Hochsaison entstehen hier am Tag bis zu 100 000 Fotos.
„Die Tendenz geht hin zum ambitionierten Fotografen“
Mit einem modernen Tintenstrahl-Fotodrucker will das Familienunternehmen jedoch künftig mehr auf Klasse statt auf Masse setzen. „Die Tendenz geht vom Massenmarkt hin zum ambitionierten Fotografen, der ein hochwertiges Bild für seine Wohnung möchte“, sagt Nick Dose, der die Firma vor 13 Jahren von seinem Vater Sven Dose übernahm und sie seitdem gemeinsam mit Heino Kaiser führt.
Sven Dose hatte das 1898 von Willy Dose in Bremen gegründete Familienunternehmen in den 70er-Jahren übernommen und brachte es schließlich auf rund 120 Filialen, die sich über zwölf norddeutsche Städte erstreckten.
Während der ehemalige Geschäftsführer Sven Dose sein Hauptgeschäft noch lange mit Entwicklungen aus Analogfilmen machte, kommen bei Photo Dose inzwischen 95 Prozent der Aufträge über das Internet. „Wir sind heute ein komplett anderes Unternehmen als noch vor 50 Jahren“, sagt Nick Dose.
Der erste große Umbruch hin zur Digitalisierung sei für das Unternehmen die Einführung der Digitalkamera gewesen. „Doch die viel größere Veränderung kam 2008 mit dem Einzug der Smartphones“, sagt der Geschäftsführer.
Die ständige Vernetzung untereinander habe auch den Umgang mit Fotos verändert. „Es wird so viel fotografiert wie nie zuvor“, sagt Dose, der seine Bilder selbst am liebsten in Schuhkartons aufbewahrt. „Ein Foto ist ein so tolles Kulturgut.“ Dennoch sei das Bedürfnis bei den Nutzern zurückgegangen, die vielen Motive auszudrucken.
"Da hat die Industrie viel verpennt"
Für die beiden Unternehmer aus Bremen ist das wenig überraschend: „Smartphones sind den Kameras weit überlegen“, findet Dose. Dank Foto-Apps wie Snapchat oder Instagram habe man heute viel mehr Möglichkeiten, seine Fotos direkt auf dem Handy zu bearbeiten, spielerisch aufzubereiten und an andere zu verschicken. „Da hat die Industrie viel verpennt“, sagt auch Heino Kaiser, der zuvor beim oldenburgischen Fotoentwickler Cewe Color arbeitete.
Dieser Trend ist aus Sicht der beiden Geschäftsführer unaufhaltsam. Auch die Nachfrage nach großformatigen Leinwanddrucken habe stark zugenommen. Kaiser: „Fotos werden mehr zum Schmuck, weniger zur Archivierung genutzt. Und wir können uns nur auf das Verhalten der Verbraucher einstellen.“
Die Entwicklung analoger Filme hat das Unternehmen inzwischen in ein externes Labor ausgelagert. Aufgrund der immer stärkeren Digitalisierung von Bildern und der damit einhergehenden Veränderung des gesamten Foto-Marktes setzt das Unternehmen vermehrt auf unterschiedliche Angebote digitaler Leistungen rund um die Bestellung von Fotos und Fotoprodukten.
So können die Kunden ihre Leinwände, Tassen oder Fotobücher direkt am heimischen Computer oder per App gestalten und sich anschließend nach Hause schicken lassen. Dose: „Fotos sind zum Geschenkartikel geworden. Es ist wichtig, sich dieser Marktveränderung zu stellen.“
Bis 2005 ließ Photo Dose seine Fotoprodukte noch bei Cewe Color in Oldenburg produzieren. Als die Aufträge über das Internet zunahmen, entschied sich das Unternehmen für einen eigenen Produktionsstandort – damals zunächst mit nur einer Maschine. „Wir wollten flexibel und unabhängig sein, eigene Ideen schnell umsetzen können“, sagt Kaiser. Auch für den japanischen Großkonzern Canon produziert das Bremer Unternehmen inzwischen.
"Das modernste Verfahren zurzeit"
Photo Dose versucht bereits seit einigen Jahren, mit neuen Produkten und Dienstleistungen auf die Entwicklung des Fotomarktes zu reagieren. Erst kürzlich investierte das Unternehmen rund eine Million Euro in zwei umweltfreundliche Tintenstrahldrucker, den „DreamLabo 5000“.
„Damit sind wir das erste Fotolabor, das nicht mehr fotochemisch arbeitet“, sagt Heino Kaiser. Das Gerät soll eine Alternative zur silberhaltigen Produktion sein und sorge für besonders scharfe Drucke hochwertiger Fotobüchern, wie die beiden Geschäftsführer erläutern.
„Das ist das modernste Verfahren zurzeit.“ Fotobücher gehören inzwischen zum Hauptprodukt der Photo Dose GmbH, bis zu 150 000 davon produziert das Unternehmen im Jahr. Im Juli will das Fotounternehmen in einen dritten Tintenstrahldrucker investieren.