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EWE baut Glasfasernetz mit der Telekom Schnelleres Internet für Bremen und umzu

Wo derzeit im Weser-Ems-Gebiet nur Internet-Geschwindigkeiten bis zu 16 Megabit pro Sekunde möglich sind, soll es in Zukunft ein Gigabit pro Sekunde sein. Dazu will EWE mit der Telekom kooperieren.
13.12.2017, 19:31 Uhr
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Schnelleres Internet für Bremen und umzu
Von Florian Schwiegershausen

Ab Mitte 2018 wird es einen Mix der Farben Magenta und Blau-Gelb geben. Denn dann wollen die Deutsche Telekom und der Oldenburger Energieversorger EWE eine gemeinsame Gesellschaft gründen, um den Ausbau des Glasfasernetzes in Nordwestdeutschland voranzubringen. Bis zu zwei Milliarden Euro wollen sie dafür investieren. Am Donnerstagmorgen unterzeichneten dazu in der Bonner Telekom-Zentrale der EWE-Marktvorstand Michael Heidkamp und der Telekom-Vorstandsvorsitzende Tim Höttges eine Absichtserklärung. Ihr gemeinsames Ziel ist es, mehr als eine Million Privathaushalte direkt ans Glasfasernetz anzuschließen.

Bis zu einem Gigabit Geschwindigkeit

Die Zusammenarbeit bezieht sich auf das Verbreitungsgebiet, in dem die EWE schon jetzt aktiv ist – also Niedersachsen, Bremen und nördliche Teile Nordrhein-Westfalens. An dem geplanten Gemeinschaftsunternehmen werden sich beide Partner zu jeweils 50 Prozent beteiligen. Ziel ist es, die Versorgung in den nächsten zehn Jahren vor allem in ländlichen Gebieten auszubauen. In Regionen, wo momentan nur ein DSL-Anschluss mit einer Geschwindigkeit von bis zu 16 Megabit pro Sekunde möglich ist, sollen dank Glasfaserkabel dann Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit möglich sein. EWE-Marktvorstand Michael Heidkamp sagte: „Zusammen mit einem starken Partner können wir noch mehr Menschen in unserer Region mit zukunftssicheren Internetanschlüssen ausstatten.“ Auch Telekom-Chef Tim Höttges sieht den Vorteil: „Durch die Kooperation können wir den Glasfaserausbau deutlich wirtschaftlicher gestalten.“

Tatsächlich können hier beide Unter­nehmen voneinander profitieren. Denn bei vielen ­Telefonanschlüssen im Weser-Ems-Gebiet ­gehört die „letzte Meile“, also die Verbindung zwischen Schaltkasten und Anschluss, immer noch der Deutschen Telekom. Wenn ein ­Kunde von der Telekom zu EWE wechselt, muss EWE für die letzte Meile zahlen. Bei Haus­halten, die das neue Tochterunternehmen mit ­Glasfaserkabel versorgt, entfällt das natürlich. „Die letzte Meile wird es hier nicht mehr ­geben“, so EWE-Sprecher Mathias Radowski.

Neue Arbeitsplätze durch Ausbau

Die Gesellschaft, die EWE und Telekom gründen will, soll ihren Sitz in Nordwestdeutschland haben. Ob das Oldenburg sein wird, wo EWE jetzt schon seine Firmenzentrale hat, steht derzeit noch nicht fest. EWE geht davon aus, dass durch den Ausbau neue, zusätzliche Arbeitsplätze entstehen werden. EWE-Sprecher Radowski ergänzte: „Da sich die neue Gesellschaft ja noch nicht mal gegründet hat, wäre es jetzt unseriös zu sagen, in welcher Größenordnung die Zahl der neuen Jobs sein wird.“

Um die Netzinvestitionen zu stemmen, wird soll sich die neue Gesellschaft auch um ­Fördermittel beim Bund bewerben. Immerhin hat das Bundesverkehrsministerium bis 2020 insgesamt vier Milliarden Euro für den ­Ausbau der hochleistungsfähigen Breitbandnetze bereitgestellt, um gerade den Netzausbau in ländlichen Regionen zu befördern. EWE ­hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, eine Milliarde Euro in den Netzausbau investieren zu wollen. Dies werde dann vom neuen Gemeinschaftsunternehmen übernommen.

Der Gründung der neuen Gesellschaft muss noch das Bundeskartellamt zustimmen. Auch die Bundesnetzagentur hat ein Auge auf diese Kooperation, wie sie es bei der Deutschen Telekom bisher immer hatte, die eine marktbeherrschende Stellung einnimmt. „Da wir zu 50 Prozent an dem neuen Unternehmen beteiligt sein werden, unterliegt auch das der Kontrolle durch die Regulierungsbehörde“, sagte Telekom-Sprecher Philipp Blank dem WESER-KURIER. Das Gemeinschaftsunternehmen werde Dritten die Mitnutzung der Anschlüsse zu kommerziellen Bedingungen ermöglichen. Telekom-Vorstandschef Höttges forderte nach der Unterzeichnung der Absichts erklärung: „Entscheidend ist, dass FTTB- und FTTH-Anschlüsse nicht mehr reguliert werden. Diese Rahmenbedingung ist Prämisse für die Umsetzung des gemeinsamen Projekts und dazu sind wir in Kontakt mit der Bundesnetzagentur.“

Unterschiedliche Glasfaser-Ausbaumethoden

FTTB und FTTH sind Abkürzungen für die unterschiedlichen Glasfaser-Ausbaumethoden. Das würde für die Mitbewerber der Telekom bedeuten, dass sie in Zukunft deutlich mehr zahlen müssten als den bisher von der Bundesnetzagentur vorgeschriebenen monatlichen Betrag für die Anmietung der Leitungen.

Bundesnetzagentur-Sprecher Michael Reifenberg sagte: „Die Bundesnetzagentur begrüßt grundsätzlich alle Aktivitäten, die zu einer besseren Versorgung mit hochleistungsfähigen Telekommunikationsinfrastrukturen führen.“ Regulatorisch könne die Behörde allerdings erst zusammen mit dem Bundeskartellamt tätig werden, wenn EWE und Telekom ihren entsprechenden Antrag abgegeben habe. Dies ist laut Reifenberg noch nicht geschehen. Dass einer der ­Mitbewerber Beschwerde beim Bundeskartellamt einlegen werde, glaubt Telekom-Sprecher Phillip Blank nicht. Schließlich würden ja auch die Mitbewerber profitieren. Sie müssten womöglich nur eben mehr zahlen.

Für die Telekom ist dies übrigens die bisher größte Kooperation mit einem regionalen Betreiber. Die Zusammenarbeit steht erst am Anfang. So wurden am Donnerstag in der Telekom-Zentrale zwar noch keine Einladungen zu Karnevalssitzungen oder Grünkohlessen ausgetauscht, aber die Rheinländer begrüßten die Oldenburger zumindest schon mal mit einem „Moin“.

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