Herrenhaarschnitte für zehn Euro sind in Bremen keine Seltenheit mehr. Für Heiko Klumker als Obermeister der Friseurinnung ist dieses Preisdumping in der Friseurbranche ein Unding. „Herrenhaarschnitte unter 20 Euro funktionieren rechnerisch einfach nicht“, klagt er. Zumindest nicht, wenn der Betrieb Miete, faire Löhne und Steuern zahle. Das Hauptzollamt Bremen beschreibt das Friseur- und Kosmetikhandwerk als „besonders anfällig für Schwarzarbeit“. Daraus entsteht ein Preisdruck auf die „legal arbeitenden Betriebe“, erklärt die Handwerkskammer Bremen.
Bundesweit werden laut Zentralverband des Friseurhandwerks rund 1,5 Milliarden Euro – das ist etwa ein Viertel des Nettoumsatzes der Branche – nicht versteuert. Mit Blick auf niedrige Preise meint Innungschef Klumker: „Da kann ich mir schon ausrechnen, dass es in diesen Friseursalons nicht mit rechten Dingen zugeht.“ Seine Forderungen: gezieltere Kontrollen durch den Zoll und ein Umdenken beim Kunden.

Sieht neben dem Zoll auch die Kunden in der Pflicht: Heiko Klumker, Chef der Bremer Friseurinnung.
„Der Kunde sollte genau überlegen, in welchen Laden er geht und was er unterstützen möchte“, stellt der Innungschef klar. Dabei hilft der Blick auf die Preistafel. Die Faustformel der Friseure lautet: Pro Minute auf dem Frisierstuhl muss später an der Kasse ein Euro gezahlt werden. Klumker verweist auch auf die rund 65 Innungsbetriebe, die tarifgebunden sind. Dort würden „vernünftige Löhne bezahlt“, und Schwarzarbeit gebe es auch keine.
In der Diskussion über faire und steuerlich einwandfreie Arbeit im Friseurhandwerk rücken Barbershops in den Fokus, die oft über eine Ausnahmeregelung betrieben werden. Der Bremer Innungsmeister warnt aber vor einer pauschalen Vorverurteilung, insbesondere von Betrieben mit einem Meisterbrief. Es gäbe zwar auch Ausnahmen von der Meisterpflicht - wenn zum Beispiel ein Meister als Betriebsleiter angestellt sei. Aber: Um eine Ausnahme von der Regel zu werden, braucht es unter anderem einen Nachweis der Fertigkeiten. „So einfach bekommt man die Genehmigung nicht“, betont Klunker.
Warnung vor pauschaler Vorverurteilung von Barbershops
In der Stadt Bremen zählt die Handwerkskammer aktuell 497 Friseurbetriebe. Davon verfügen 86 über eine Ausnahmebewilligung. In Bremerhaven gibt es 104 Läden, zehn werden mit Ausnahmegenehmigung betrieben. Betriebsschließungen von Barbershops infolge eingeleiteter Ordnungswidrigkeitsverfahren gab es in den vergangenen Jahren nicht. Das geht aus einer Anfrage der Fraktion Bündnis Deutschland an den Bremer Senat zum Thema „Kontrollen von Barbershops im Land Bremen“ hervor.
Für die Überprüfung der Betriebe ist das Hauptzollamt Bremen zuständig, genauer die Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Im Gesamtbezirk der Behörde, die neben Bremen auch mehrere Landkreise und die Stadt Delmenhorst überwacht, gab es im Jahr 2023 insgesamt 63 Prüfungen in der Friseur- und Kosmetikbranche. 38 Arbeitgeber, 116 Arbeitnehmer und 203 Geschäftsunterlagen haben die Beamten geprüft, wie der Zoll mitteilte.
Mehr Ordnungswidrigkeiten in Bremer Friseurläden
Die Statistik weist darauf hin, dass die Kontrollen wirken. Sowohl die Zahl der eingeleiteten Verfahren als auch die der verhängten Bußgelder steigt seit 2021. Allerdings war die Zahl der Arbeitgeberprüfungen im Jahr 2022 (106) auch deutlich höher, da die Friseur- und Kosmetikbranche bundesweit im Fokus des Zolls lag. Nichtsdestotrotz: Im Jahr 2023 sind laut Senatsanfrage 15 Ordnungswidrigkeitsverfahren nach dem Mindestlohngesetz eingeleitet worden und ein Verfahren wegen Beitragsbetrugs nach dem Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz.
In neun Fällen wurden Bußgelder verhängt (2022 waren es sechs, 2021 drei). Die festgesetzten Beträge beliefen sich im Jahr 2023 auf 4150 Euro. In den Vorjahren waren es 1160 beziehungsweise 1050 Euro. Allerdings besteht nicht zwangsläufig ein kausaler Zusammenhang zwischen der Anzahl der eingeleiteten Ordnungswidrigkeiten und den festgesetzten Bußgeldern, wie der Senat betont: „Dies kann einerseits daran liegen, dass Verfahren nicht in dem Auswertezeitraum abgeschlossen werden, in dem sie eingeleitet wurden und anderseits nicht jedes Verfahren mit einer Festsetzung von Verwarnungs-, Bußgeldern, Einziehungs- oder Verfallbeträgen abgeschlossen wird.“
Friseurinnung fordert: Zoll soll Billigsalons in den Fokus nehmen
Regelmäßige Kontrollen sind im Sinne der Friseurinnung. Allerdings kritisiert Klumker, dass zu oft Innungsbetriebe überprüft würden. Darüber hätten sich einige Mitglieder beschwert. „Das sind Betriebe, in denen in der Regel alles vernünftig läuft“, betont Bremens Friseur-Obermeister. Der Fokus des Zolls müsse aus seiner Sicht stärker auf die Billigsalons gelegt werden, während die Kunden stärker auf faire Preise bei der Friseurwahl achten sollten. „Dann wird es diese Salons mit den Dumpingpreisen auch nicht mehr geben“, meint der Obermeister der Bremer Friseurinnung.