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Luftverkehr Schweres Geschäft mit Businessfliegern

Viele Gesellschaften sind in den vergangenen Jahren daran gescheitert, Bremens Airport mit Zielen jenseits der Drehkreuze zu verbinden. Der Flughafen kann auf die Geschäftsreisenden nicht verzichten.
26.01.2018, 20:05 Uhr
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Schweres Geschäft mit Businessfliegern
Von Peter Hanuschke

Bremen. Geht es um Wirtschaftsbeziehungen oder den Aufbau neuer Kundenstrukturen, zählt nach wie vor der persönliche Kontakt - trotz Internet und anderer moderner Kommunikationsmittel. Die internationalen Konzernverflechtungen nehmen zu, und deshalb spielen gute Flugverbindungen im Wirtschaftsleben eine wesentliche Rolle. Morgens in den Flieger, tagsüber arbeiten und abends wieder zurück – die sogenannten Tagesrandverbindungen sind bei Business-Fliegern beliebt. Auch vom Bremer Hans-Koschnick-Flughafen gibt es solche Angebote. Allerdings beschränkt sich die Auswahl derzeit auf Verbindungen nach Amsterdam, München, Frankfurt, Stuttgart, Istanbul und London-Stansted.

Das Angebot ist übersichtlich – es gab schon mehr. Zuletzt wurden 2017 die Verbindungen Bremen-Toulouse und Bremen-Brüssel gestrichen. Beide Strecken betrieb die britische Regionalfluggesellschaft BMI Regional, die Verbindung nach Brüssel flog BMI Regional im Auftrag der Lufthansa-Tochter Brussels Airlines.

Solche Business-Verbindungen sind bei Flughäfen durchaus beliebt – vorausgesetzt sie sind bestandssicher. Denn durch ein breiteres Portfolio können etwaige Schwankungen bei Flugpauschalreisen – hervorgerufen durch Krisen in den jeweiligen Urlaubsländern – besser kompensiert werden. Auf die Verbindungen Frankfurt, München und Co. trifft die Beständigkeit uneingeschränkt zu, zumal diese Flughäfen häufig als Drehkreuze für den Weiterflug genutzt werden, auch von Touristen.

Die Verbindung Bremen-Brüssel wurde hauptsächlich von Mitarbeitern des Brauereikonzerns AB-Inbev genutzt, die Toulouse-Strecke von Airbus-Angestellten. Aber es gab in den vergangenen Jahren noch einige weitere Verbindungen, die am Wirtschaftsstandort Bremen für kürze Reisezeiten in andere Industriestädte und Regionen in Deutschland und Europa sorgten: beispielsweise Bremen-Nürnberg oder Bremen-Zürich.

Diese Verbindungen und auch die Strecke Bremen-Toulouse wurden früher teilweise von der Bremer Fluggesellschaft OLT Express Germany angeboten. Das Unternehmen betrieb sie einige Jahre lang und damit im Vergleich zu anderen Angeboten noch mit am erfolgreichsten – bis zur Insolvenz 2013.

Anschließend hatten sich mehrere Gesellschaften beispielsweise an der Verbindung Bremen-Zürich versucht: Auf Rostock Airlines folgte die niederländische Fluggesellschaft AIS Airlines. Beide Versuche scheiterten bereits nach ein paar Monaten. Offensichtlich hat die Strecke Bremen-Zürich eine hohe Anziehungskraft auf die Airlines – wie auch Bremen-Brüssel oder Bremen-Kopenhagen. Aber so manche Fluggesellschaft hat sich dabei verspekuliert. So erging es auf der Verbindung Zürich-Bremen vor OLT einst Delta Airlines, später dann unter anderem Lufthansa und Swiss.

„Solche Strecken sind immer Nischenverbindungen, die sich für Airlines nur rechnen, wenn ein großer Nutzer dahinter steckt, der garantierte Plätze abnimmt“, sagt der Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth. Das lasse sich gut an BMI Regional festmachen: Die Airline hat die Verbindung Hamburg-Bristol als Linienflug im Programm. „Hier nimmt Airbus etwa die Hälfte aller Plätze garantiert ab, da dort ein wichtiges Werk ist.“ Der Rest werde normal als Linienflug öffentlich verkauft. „Wenn die Preise für Tickets hoch sind, weiß man, dass da schon viele Airbus-Leute in der Maschine drauf sind.“ Und die Preise seien oft recht hoch.

„Problem ist, dass Flugverbindungen ohne Hauptabnehmer dahinter zu wenige Plätze im freien Verkauf losschlagen können“, so Spaeth. „Das rechnet sich bei oft kleinem Fluggerät auf solchen Nischenstrecken für die Airlines einfach nicht.“ Zumal Unternehmen heute oft die Reisekosten stark einschränkten und „gegebenenfalls dann ganz auf solche Reisen verzichten oder zeitaufwendige Umwege mit Linienflügen in Kauf nehmen.“ Auch OLT sei in Bremen nur deshalb in der Lage gewesen, Linienflüge anzubieten, weil die Gesellschaft bei einigen Verbindungen auf Airbus beziehungsweise andere Unternehmen als Großabnehmer zählen konnte.

Ein Desinteresse seitens des Bremer Airports an Business-Verbindungen ist nicht auszumachen: „Wir sind natürlich immer daran interessiert, weitere Businessverbindungen ab Bremen anzubieten und stehen dazu kontinuierlich in Gesprächen mit verschiedenen Airlines, die dafür in Frage kämen“, sagt Flughafensprecherin Andrea Hartmann. „In persönlichen Treffen, Telefonkonferenzen, auf Branchen-Konferenzen und in Verhandlungen werden die Vorzüge Bremens, die starke Wirtschaft und das potenzielle Einzugsgebiet vorgestellt, und es wird über Strecken verhandelt, die noch nicht im Portfolio des Flughafens sind.“

Dazu rechnet der Flughafen immer sogenannte Cases, in denen die voraussichtliche Zielgruppe und möglichen Passagierzahlen für eine Airline simuliert werden. Dabei müsse aber auch eine Airline gefunden werden, die über Maschinen in geeigneter Größe verfüge, so Hartmann. Derzeit sei der Flughafen dabei, Ersatz für die Verbindungen nach Brüssel und Toulouse zu finden. Das Problem sei, dass eine Vielzahl der Strecken leider nicht das Passagiervolumen für einen A319, A320 oder eine Boeing 737 habe.

„Somit kommen auf vielen Strecken – aufgrund der zu erwartenden Nachfrage aus Bremen und dem Umland – nur Fluggesellschaften in Betracht, die auch noch kleineres Fluggerät im Portfolio haben“, sagt die Sprecherin. Diese Auswahl sei leider seit Jahren sehr begrenzt, und die Ticketpreise seien unter Umständen dann höher als bei großen Flugzeugen. Und der Einsatz einer Maschine, die zu viel Kapazität für die zu erwartende Nachfrage habe, rechne sich für eine Airline nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen würden Strecken, die sich nicht rechneten, nicht aufgenommen oder von der Airline wieder eingestellt.

Die Business-Verbindungen sind für den Bremer Airport von zentraler Bedeutung: Nach Angaben des Flughafens sorgt dieser Bereich derzeit für ein Drittel des Passagieraufkommens. Jeweils ein weiteres Drittel machen Pauschalurlauber und Billigflug-Reisenden aus. Damit stehe der Flughafen solide auf drei in etwa gleich starken Säulen, so die Flughafensprecherin. Wichtig seien für Geschäftsreisende gute Anbindungen an die internationalen Drehkreuze sowie für eintägige Business-Trips passende Verbindungen am Tagesrand.

Der Flughafen punkte bei Geschäftsreisenden mit kurzen Wegen und kurzen Wartezeiten, so Hartmann. Bremen sei einer der schnellsten Abflughäfen Europas. „Die Lufthansa-Lounge und die Bremen Airport Lounge, die für alle Gäste, die ein Ticket erwerben, zugänglich ist sowie die Fast Lane komplettieren das Angebot für Businessflieger ebenso wie der neu gestaltete Gatebereich.“

Dass die Rahmenbedingungen durchaus wettbewerbsfähig sind, unterstreicht auch der Business-Traveller-Award, der seit 25 Jahren vom Geschäftsreisemagazin „Business Traveller“ vergeben wird: In der Kategorie „Bester Flughafen für Geschäftsreisende in Deutschland“ wurde der Bremer Flughafen von den Passagieren in den vergangenen Jahren häufig unter die besten drei Airports gewählt.

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