Ein Tankschiff aus Norwegen legt in Bremerhaven an. Es ist voll beladen mit Öl. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Brennstoff, sondern es ist zum Verfüttern gedacht. Denn dieses Fischöl ist reich an Omega-3-Fettsäuren und soll jetzt von Bremerhaven weiter zu den Fischfarmen nach Griechenland und der Türkei. Dort wird das Öl zu Fischfutter weiterverarbeitet. Für den Weitertransport erhält es nun eine besondere Verpackung: Es wird in einen 20-Fuß-Container umgepumpt, und zwar in einen Tank aus einer strapazierfähigen reißfesten Spezialfolie.
Auf diese Art und Weise arbeitet das Bremer Logistikunternehmen Brelog bereits seit fünf Jahren. „Alle zwei Wochen geht das so, wenn ein Tanker ankommt“, sagt Geschäftsführer Arne Lücken. „Das erspart es uns, das Öl in ein Lager zu pumpen und dann wieder zurück.“
Die Folientanks wurden extra für solche Transporte entwickelt. Es komme auf die richtige Folie an, die reißfest sein muss, allerdings flexibel genug, um sich in den Container einpassen zu können. Die Kunststofftank-Variante habe außerdem beim Umpumpen den kürzeren Weg. Das Risiko, dass etwas platzen könnte und eine komplette Kaimauer mit einem Fischölfilm bedeckt, sei geringer.
Da die Containerschiffe regelmäßig zu den gleichen Zeiten fahren, können die Kunden entsprechend zuverlässig planen. So gehen etwa 1500 Container pro Jahr von Bremerhaven nach Südosteuropa, wo die großen Fischfarmen liegen.
Vor sieben Jahren hat sich Brelog gegründet und befindet sich an der Tiefer direkt zwischen Schnoor und Weser. Angefangen hatten sie damals mit 14 Angestellten. „Einige von uns hatten zuvor in einem anderen Unternehmen gearbeitet, das dann verkauft wurde. Für uns war das dann damals ein guter Zeitpunkt, etwas Eigenes zu machen“, erinnert sich Lücken. So starteten sie zum einen mit klassischer Projektlogistik, ein anderes Standbein war von Anfang an die Beschaffungslogistik für Baumärkte. Aus Asien kommen beispielsweise Gartenmöbel. Brelog sorgt dafür, dass sie fachgerecht verpackt in den Heimwerker-Tempeln stehen – ohne Probleme auch im Karton der Eigenmarke des Baumarkts. In China haben sie dafür Partner, aber auch in anderen Ländern.
Über die Full-Service-Logistik ist das Unternehmen nun auch zum E-Commerce-Anbieter geworden. Das passierte anfangs aber eher zufällig. Lücken: „Einer unserer Kunden ist der Marktführer bei Schulmöbeln. Der wollte aber seine 300 bis 400 Händler nicht vor den Kopf stoßen, indem er selbst einen Webshop eröffnet. Das könnten die langjährigen Geschäftspartner schließlich als Konkurrenz auffassen. Und so haben wir dann für das Unternehmen im Internet einen Shop aufgebaut, den wir auf eigene Rechnung betreiben.“ Damit war Ontori geboren. Tori ist finnisch und bedeutet übersetzt „Marktplatz“. Wichtiger Aspekt für den Kunden: „Wir bieten im Onlineshop genau die gleichen Preise, wie sie auch die Händler haben. Damit soll es für sie eine Ergänzung sein und keine Konkurrenz.“
Ähnlich ging es mit einem anderen Kunden, für den sie nun fast fünf Jahre Klickparkett an Baumärkte liefern. Dort habe es eine ähnliche Konstellation gegeben, sodass Brelog über seine Webshop-Tochter nun auch zum Klickparkett-Anbieter geworden ist. „Was neben unserem klassischen Logistik-Geschäft erst eine Nische war, gewinnt nun immer mehr an Bedeutung“ so Brelog-Geschäftsführer Lücken. Inzwischen hat das Logistikunternehmen 26 Angestellte und peilt für dieses Jahr einen Umsatz an, mit dem es die Marke von 30 Millionen Euro an passieren will.
Bundesweit wächst der Bereich E-Commerce seit Jahren im zweistelligen Bereich. Der zuständige Bundesverband der Internetwirtschaft (eco) und die Unternehmensberatung Arthur D. Little gehen im Bereich Business-to-Business von einem jährlichen Wachstum bei mindestens 15 Prozent aus. Für dieses Jahr prognostizieren die Analysten einen Umsatz von 35 Milliarden Euro und für das Jahr 2019 mehr als 46 Milliarden Euro. Im Bereich Business-to-Consumer, also im Direktverkauf an den Kunden, prognostizieren die Analysten ein jährliches Wachstum von zwölf Prozent. Die Konkurrenz ist allerdings knallhart. Was Onlineshops manchmal zum Verhängnis wird, ist die Logistikkette, die sich immer wieder nicht so flexibel erweist, wie sie es für den Onlineshop sein müsste. Allerdings gehen der Bundesverband eco und die Unternehmensberatung Arthie D. Little allein bei den verkaufs- und handelsorientieren Marktplätzen für die kommenden Jahre von einem Wachstum bei neun Prozent jährlich aus.
Das Beispiel von Brelog zeigt, dass dort noch weiterhin Platz ist für Nischenmärkte. Geschäftsführer Arne Lücken sieht den Vorteil: „Auf der einen Seite können wir unseren Kunden so einen zusätzlichen Service bieten, auf der anderen Seite können wir den Kunden so auch noch enger an uns binden.“
So soll der Bereich auch in Zukunft wachsen. „Aber genauso bremisch bodenständig, wie das bisher bei uns der Fall gewesen ist“, so Lücken. Um sich erst mal personell zu verstärken, wird ab Oktober Thorsten Dornia die Geschäftsführung bei Brelog verstärken. Er ist bisher bei Kühne + Nagel verantwortlich gewesen für das Key Account Management im Automotive-Bereich für Europa. Ab Herbst wird sich Dornia also auch verstärkt mit Klickparkett und Schulmöbeln beschäftigten – und natürlich mit Fischöl. Aber am wichtigsten ist es für einen Logistiker ja, wenn die Ware pünktlich und heil am Zielort ist. Egal, welche.