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Sonnenenergie in Bremen Mehr Solarstrom von öffentlichen Dächern

Von "Schneckentempo" war bislang die Rede, wenn es um den Ausbau der Solarenergie auf öffentlichen Gebäuden der Stadt ging. Doch das hat sich im vergangenen Jahr geändert.
20.02.2025, 05:00 Uhr
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Mehr Solarstrom von öffentlichen Dächern
Von Christoph Barth

Der Bremer Strom soll künftig zu einem großen Teil von den Dächern der Stadt kommen: Der Ausbau der Solarenergie ist das erklärte Ziel des rot-grün-roten Senats. Auf den städtischen Verwaltungsgebäuden und Schulen allerdings hat sich jahrelang wenig in Sachen Solarstrom getan. Das hat sich im vergangenen Jahr geändert: 2024 erhöhte sich die Zahl der Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden in Bremen auf einen Schlag um zwei Drittel.

Noch vor wenigen Jahren musste sich der mit ambitionierten Klimaschutzzielen angetretene Senat aus SPD, Grünen und Linken von der Opposition in der Bürgerschaft "Schneckentempo" und "Arbeitsverweigerung" beim Ausbau der Solarenergie auf den städtischen Dächern vorwerfen lassen. 2019, 2020 und 2021 etwa kam auf den im Sondervermögen Immobilien und Technik (SVIT) zusammengefassten Immobilien der städtischen Verwaltung, der Schulen und Kitas keine einzige neue PV-Anlage hinzu; 2022 waren es zwei.

"Jedes Senatsressort plante vor sich hin, die Kompetenzen waren zersplittert", erinnert sich Klaus Prietzel, Vorsitzender des Umweltschutzverbandes BUND in Bremen. Es fehlte ein systematischer Überblick über die Eignung der städtischen Dächer für die Aufnahme von Solaranlagen – und an Personal, um sich einen solchen zu verschaffen.

Das hat sich mittlerweile geändert. Der städtische Gebäudebetreiber Immobilien Bremen kann die Zahl der installierten PV-Anlagen inzwischen merklich steigern. "Dies ist direkt auf den Handlungsschwerpunkt ‚energetische Gebäudesanierung‘ des Aktionsplans Klimaschutz zurückzuführen", erklärt Matthias Makosch, Sprecher des Finanzressorts, das die Aufsicht über die städtischen Immobilien führt. Mithilfe des Aktionsplans will Bremen bis 2038 klimaneutral werden.

Zwei Boomjahre für die Sonnenenergie

2023 und 2024 waren Boomjahre für die Solarenergie in Bremen: Gut 9000 PV-Anlagen sind mittlerweile im ganzen Stadtgebiet installiert, ein Zuwachs von fast 6300 Anlagen in zwei Jahren. Und auch auf den öffentlichen Gebäuden tut sich jetzt etwas: Im vergangenen Jahr konnten bis Ende November auf den Dächern von städtischen Verwaltungsgebäuden, Schulen, Kindergärten und Turnhallen 31 neue Solaranlagen installiert werden – ein Zuwachs von zwei Dritteln gegenüber dem Stand zu Jahresbeginn. Insgesamt standen damit 77 PV-Anlagen betriebsbereit auf städtischen Dächern – ein knappes Dutzend wartete noch auf den Anschluss ans Stromnetz.

Nimmt man die Verwaltungsbauten in Bremerhaven, die Hochschul- und Universitätsgebäude, städtischen Krankenhäuser und die Hallen der öffentlichen Hafenunternehmen dazu, erhöht sich die Zahl der installierten Anlagen auf 111. Gesamtleistung bei strahlendem Sonnenschein: knapp 17 Megawatt. Das entspricht in etwa der Leistung von drei bis vier modernen Windrädern.

Mehr als die Hälfte dieser Leistung steuert eine einzige Solaranlage bei: die 2023 auf einem Hallendach im Güterverkehrszentrum (GVZ) in Betrieb genommene Großanlage des Logistikunternehmens BLG. Die städtischen Verwaltungsgebäude, Schulen und Kitas tragen auf ihren deutlich kleineren Dächern insgesamt 4,4 Megawatt bei – so viel wie ein Windrad.

"Es ist noch Luft nach oben"

"Es hat sich deutlich beschleunigt, aber es ist auch noch Luft nach oben", urteilt der BUND-Solarexperte Prietzel. Das Gesamtpotenzial für PV-Anlagen auf öffentlichen Dächern im Land Bremen wird auf 445 geschätzt. "Davon haben wir also erst ein Viertel erreicht", stellt Prietzel fest. In diesem Jahr sollen gut 40 Anlagen dazukommen. Potenzial sieht der BUND-Landeschef zum Beispiel auf Parkhäusern: "Man könnte sie mit PV-Anlagen überdachen", sagt Prietzel. "Da hat sich aber bis jetzt nichts entwickelt."

Einige Bürohausdächer böten zudem mehr Platz für größere Anlagen als die bereits installierten. "Für die Wirtschaftlichkeit der Anlagen braucht man einen hohen Eigenverbrauch des erzeugten Stroms im Gebäude", erklärt der Experte. Deshalb würden oft nur 20 bis 30 Prozent der Dachfläche genutzt – mehr Strom lasse sich in den Büros nicht verbrauchen. Prietzel findet das kurzsichtig: "Man muss das Potenzial maximal ausnutzen und den erzeugten Strom dann zum Beispiel mit Nachbargebäuden teilen."

Die Ziele für den Solarstrom bleiben hochgesteckt: 500 Megawatt Leistung sollen alle Solaranlagen im Land – öffentliche und private zusammen – bis 2030 bringen, 1000 MW bis 2038. Erreicht sind davon bislang gut 130 Megawatt.

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