Madrid. Spanien fürchtet die „Herren in Schwarz“. Damit sind die Sparkommissare der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Weltwährungsfonds (IWF) gemeint. Die Delegierten der „Troika“ prüfen in jenen Ländern, die Hilfen aus den Euro-Rettungsfonds in Anspruch genommen haben, ob die vereinbarten Sparbeschlüsse eingehalten werden. „Die Herren in Schwarz werden nicht nach Spanien kommen“, sagt der Madrider Finanzminister Cristóbal Montoro. Spanien sträubt sich, unter den EU-Rettungsschirm zu schlüpfen. Dabei benötigt das Land Hilfen, um einen Zusammenbruch maroder Banken zu verhindern.
Allein Bankia, das viertgrößte Geldinstitut in Spanien, will vom Staat für seine Sanierung insgesamt mehr als 23 Milliarden Euro, der Gesamtbedarf der spanischen Geldhäuser wird auf 40 Milliarden Euro geschätzt.
Der Staat, der selbst mit Schulden kämpfen muss, hat das Geld nicht. Er kann es sich auch nicht auf den Kapitalmärkten besorgen, weil Spanien dort keine Kredite zu erschwinglichen Bedingungen erhält. Hilfen aus den Euro-Rettungsfonds scheinen unter diesen Umständen der einzige Ausweg zu sein. Aber warum weigert sich Spanien, diese Gelder in Anspruch zu nehmen? Es wäre ein Eingeständnis des Scheiterns. Die Hilfe kann nur von der Regierung beantragt werden. Das Land muss im Gegenzug Auflagen akzeptieren und Teile der finanziellen Souveränität abgeben. Die spanische Weigerung ist nicht allein eine Frage des Stolzes. Madrid verweist darauf, dass die Ursache der Krise nicht beim Staat, sondern in den Milliardenlöchern in den Bilanzen der Banken liegt. Die Verschuldung des spanischen Staates ist nicht höher als die vieler anderer Euro-Länder. Spanien befürchtet, dass bei einem Antrag auf Hilfe aus dem Euro-Rettungsfonds das Land in denselben Topf geworfen würde wie Griechenland, Portugal und Irland und damit das Vertrauen der Anleger für längere Zeit verlöre.