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Bremer Reederei Beluga Shipping Staranwalt Hanns Feigen verteidigt Stolberg

Bremen. Der Bremer Reeder Niels Stolberg, gegen den wegen Betrugs ermittelt wird, hat für seine Verteidigung Hanns Feigen engagiert. Damit befindet er sich in illustrer Gesellschaft.
10.03.2011, 05:00 Uhr
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Von Annemarie Struss-v.Poellnitz

Bremen. Der Bremer Reeder Niels Stolberg, gegen den wegen Betrugs ermittelt wird, hat für seine Verteidigung Hanns Feigen engagiert. Damit befindet er sich in illustrer Gesellschaft.

Der Staranwalt aus Frankfurt hat schon Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel vertreten, den ehemaligen Infineon-Chef Ulrich Schumacher, Ex-Porsche-Manager Wendelin Wiedeking und den ehemaligen Vulkan-Chef Friedrich Hennemann. Feigen ist der Mann für schwierige Fälle.

Schon die Warteschleifenmusik seiner Telefonanlage macht Mut: "Freiheit, Freiheit" tönt Marius Müller-Westernhagen Anrufern entgegen. Die Mitarbeiterin im Büro ist freundlich und verbindlich. Man werde zurückrufen. "Bremen ist eine nette Stadt", sagt Feigen. Er habe dort schon viel Zeit verbracht. Über neun Jahre hat sich allein das Steuerverfahren gegen Ex-Vulkanchef Friedrich Hennemann hingezogen. Am Ende kam Hennemann mit 18.000 Euro Strafe wegen Steuerhinterziehung davon. Feigen war es gelungen, das Gericht davon zu überzeugen, dass statt der ursprünglich verhandelten Summe von 409.000 Euro lediglich 65.000 Euro zur Debatte stünden. Der Prozess in der Hauptsache, der Veruntreuung von 100 Millionen Euro innerhalb des Vulkan-Konzerns, wurde einschließlich Revision nach über zehn Jahren Verhandlungsdauer eingestellt.

Für den ehemaligen Chef des Chip-Herstellers Infineon, Ulrich Schumacher, der wegen Korruption angeklagt worden war, erwirkte Feigen einen Freispruch. Zu seinen Mandanten gehören auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn, die Bayer AG, Siemens, West LB und IKB.

Mal schweigt er eisern, mal nutzt er die Presse

Als der wegen Steuerhinterziehung angeklagte frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel am 14. Februar 2008 vor laufenden Kameras aus seinem Haus im feinen Kölner Stadtteil Marienburg zur Vernehmung abgeführt wird, steht Feigen mit grimmigem Gesicht als Manndeckung an seiner Seite. "Dieser Überfall da morgens, das war schlechter Stil", sagt er noch heute.

Hanns Feigen praktiziert gemeinsam mit dem nicht minder renommierten Wirtschaftsanwalt Walther Graf in Frankfurt und Köln. Die Juristenzeitschrift "juve" beschreibt "Feigen, Graf" als "eine führende Kanzlei im Wirtschaftsstrafrecht, die aufgrund ihres Engagements in Teamverteidigungen zu den wohl stabilsten und einflussreichsten am Markt zählt.? Das Teamspiel läuft meist mit verteilten Rollen, wobei Feigen nicht unbedingt der Florettfechter ist. In Kollegenkreisen gilt er als "einer der professionellsten Wirtschaftsanwälte", aber auch als "Mann fürs Grobe". Er habe "wahnsinnig viele Kontakte" und einen untrüglichen Riecher dafür, in welche Richtung ein Prozess laufe, sagt ein anderer Kollege, der ihn aus Prozessen kennt. Feigen gilt eher als Generalist, nicht unbedingt als jemand, der jede Akte im Detail kennt, heißt es weiter.

Feigen nutzt die Presse, wenn er meint, dass es seinen Mandanten nützt, schweigt aber auch eisern, wenn er sich vom Reden nichts verspricht. Im Fall Stolberg hat er sich und seinem Mandanten Schweigen verordnet. "Wir machen die Verteidigung nicht über die Presse", sagt er. "Wir reden in der nächsten Woche mit der Staatsanwaltschaft. Vorher sage ich nichts." Jedenfalls fast nichts. Zu in den letzten Tagen öffentlich geäußerten Vorverurteilungen seines Mandanten Stolberg sagt er, wer das behaupte, "der kann nicht richtig ticken oder hat zu viel getrunken." Zu Vorwürfen von Journalisten, er sei arrogant und ruppig, sagt er nur: "Ist mir völlig schnurz, was die schreiben."

Auch in der Befragung von Zeugen verfügt er über ein Repertoire von höflich und zuvorkommend bis schneidend ironisch. Im Hennemann-Prozess wurde selbst der Staatsanwalt gelegentlich laut angeblafft. Auf eins kann Niels Stolberg sich jedenfalls verlassen: Feigen beherrscht das komplette Instrumentarium der Prozessordnung. Entsprechend hart und langwierig dürfte ein Prozess werden.

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